Hoteliers legen sich für Flüchtlinge ins Zeug

Kamiran Rinani kann dank der Unterstützung des Hotels Am Zault seine Kochlehre machen.

Hoteliers legen sich für Flüchtlinge ins Zeug
Foto: S. Schmitz

Erkrath/Unterbach. Als Reinhard und Constanze Feldmann sich für die Integration von Flüchtlingen einsetzen wollten, verliefen ihre ersten Bemühungen im Sand. „Wir sind an viele Stellen herangetreten, bekamen aber keine Rückmeldung“, erzählen die Betreiber des Unterbacher Hotels Am Zault. Erst durch einen Geschäftspartner aus Erkrath, der sich um einen syrischen Flüchtling kümmerte, lernten sie dessen Neffen Kamiran (24) und Fouad Rinani (16) kennen. Beide lebten in einer Unterkunft in Düsseldorf. „Sie sprachen außer ,bitte schön’ und ,dankeschön’ kaum ein Wort Deutsch“, erinnert sich die Hotelinhaberin.

Das war im Juni 2016. Heute leben die Brüder bei der Familie in Erkrath. Fouad besucht die Integrationsklasse eines Gymnasiums. In Deutsch sei er der Klassenbeste, lobt die Lehrerin. Kamiran, der schon zuhause in Aleppo, aber auch in der Flüchtlingsunterkunft gekocht hatte, absolviert eine Ausbildung zum Koch im Hotel. Er kann sich gut auf Deutsch verständigen, schreibt Arbeiten in der Berufsschule. „Wir sind so etwas wie Ersatzeltern“, sagt Constanze Weber-Feldmann, „und wir sind stolz auf sie“.

Gut ein Jahr nach ihrer Ankunft in Düsseldorf sind die beiden jungen Syrer — anders als viele andere — bei der Integration in die deutsche Gesellschaft mit Riesenschritten vorangekommen. Zu verdanken haben sie das dem Einsatz der Hoteliers. Denn die Behörden erlebte die Familie als eher hinderlich. Beispiel Sprachunterricht: Auf die Anmeldung zum Deutschkursus für Kamiran und Fouad bekam Constanze Weber-Feldmann keine Antwort vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Kurzerhand gab sie den Brüdern zusammen mit einer Mitarbeiterin täglich selbst eine Stunde Unterricht.

Nervenaufreibend war auch die Erfahrung mit den Jugendämtern. Als Kamiran das Angebot der Feldmanns annahm, bei ihnen in Erkrath zu wohnen, wollte er seinen 16-jährigen Bruder natürlich mitnehmen. Die Eltern hatten ihm schriftlich die elterliche Sorge für Fouad übertragen. Doch für den Umzug benötigten die Brüder die Genehmigung des Jugendamtes. Weder das in Mettmann noch das Düsseldorfer fühlte sich zuständig, verwies jeweils auf das andere.

Und weil die Familie Fouad bereits zu sich genommen hatte, erklärte eine Mitarbeiterin den Hotelbesitzern: „Sie stehen mit einem Bein im Gefängnis.“ Weber-Feldmann ging zum Amtsgericht Mettmann. Eine Richterin entschied, dass Fouad mit seinem Bruder bei ihnen bleiben darf. Beim Integration Point wollte sich der Hotelier grünes Licht für die Ausbildung von Kamiran holen. Denn deutsche Bewerber haben bei Stellenangeboten Vorrang vor Asylbewerbern. Der Mitarbeiter sagte zu, Kamirans Unterlagen weiterzugeben. Aber dann hörten sie nichts mehr. Auf Nachfrage erfuhren sie, dass überhaupt keine Akte angelegt worden war. Es blieb nicht die letzte rätselhafte Erfahrung mit einer Behörde. Die Feldmanns verstehen nicht, wie Flüchtlinge sich im Behördendschungel zurechtfinden sollen. „Wenn man etwas bewegen will, um das Schicksal geflüchteter Menschen zu verbessern, braucht man große Hartnäckigkeit, betonen sie.

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