Heinrich Rasche: Der braune Bürgermeister

Heinrich Rasche hieß der Mann, der von 1935 bis 1945 an der Spitze der Stadt stand.

Erkrath. Sie hängen ihren Mantel mit dem Wind. Sie reden denen, die das Sagen haben, nach dem Mund. Im Grunde machen sie immer das, was Autoritäten von ihnen verlangen, um möglichst glatt durch Leben zu kommen.

Und wenn sich die Wetterlage geändert hat, suchen sie Rechtfertigungen für ihr vergangenes Verhalten. Im politischen Sinne sind Opportunisten diejenigen, die nach dem Winde segeln, den andere machen.

Auf den Erkrather „Bürgermeister der Nazizeit“, Heinrich Rasche, trifft diese Beschreibung weitestgehend zu. Von den Nationalsozialisten in den höchsten Tönen ins Amt gelobt, hatte er nach den Kriegswirren nichts Dringenderes zu tun, als sich mit Leumundszeugnissen einen sogenannten „Persilschein“ zu erschleichen, der seine „Entnazifizierung“ beurkunden sollte.

Und tatsächlich gelang es ihm, sich Jahre später durch etliche Instanzen hindurch seine volle Pension zu erstreiten. Hinzu kam, dass er politisch bei der FDP Unterschlupf suchte.

„Die erneute politische Tätigkeit Rasches nach dem Krieg in den Reihen der FDP ist keine Besonderheit. In Nordrhein-Westfalen war die FDP zu Anfang der 1950er Jahre in Gefahr, allmählich zu einem Sammelbecken für Kreise zu werden, die ehemals den Nationalsozialisten angehört und nahe gestanden hatten und die die Partei unterwandern wollten“, sagt Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer.

Die Amtszeit des vierten Erkrather Bürgermeisters begann am 17. Juni 1935. Als „alter Nationalsozialist“ wurde er in der örtlichen Presse bezeichnet. Mit der gelungenen „Gleichschaltung“ der Heiligenhauser Verwaltung hatte er sich zuvor als dortiger Bürgermeister für die hiesigen Amtsgeschäfte empfohlen.

Von seinen Mitarbeitern erwartete er „tatkräftige Mitarbeit im nationalsozialistischen Sinne“, wie er in seiner ersten Gemeinderatssitzung am 23. August 1935 verlauten ließ. Neben politischer Linientreue hatte er sich eine „sparsame und saubere Haushaltsführung“ auf die Fahnen geschrieben.

Mit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Erkrath am 17. April 1945 fand die „Ära Rasche“ ein abruptes Ende. Als Bürgermeister, der durch die NSDAP ins Amt gekommen war, wurde er sofort entlassen. Binnen einer Stunde hatte er seine Dienstvilla zu räumen.

„Am 8. Mai 1945 wurde Heinrich Rasche durch den Geheimdienst der amerikanischen Militärregierung verhaftet und in Wuppertal, Düsseldorf und Hubbelrath interniert“, ist in der Chronik von Erika Stubenhöfer zu lesen. So wurde ihm vorgeworfen, Lebensmittelzuteilungen für sich selbst verbraucht zu haben, was der ehemalige Verwaltungschef vehement bestritt.

Dumm nur, dass Rasche, der zu seinem Amt in Erkrath zwischenzeitlich auch den verstorbenen Gruitener Bürgermeister vertreten hatte, auch dort um ein Leumundszeugnis gebeten hatte. Man stellte es ihm aus — aber keineswegs so, wie Heinrich Rasche es sich erhofft hatte.

„Ich kann mitteilen, dass seine Tätigkeit darin bestanden hat, den Katastrophenschnaps zu vertilgen“, ließ Gruitens Amtsbürgermeister Tondorf die damals Verantwortlichen wissen.

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