Erkrather Möhnen haben Verspätung

In der Stadthalle eroberten die Möhnen erst um 11.30 Uhr den Stadtschlüssel von Bürgermeister Arno Werner. Der bekam als Gegenleistung viele Bützchen.

Erkrath. Aus den Boxen tönt „Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten“. 11.11 Uhr — eigentlich überall im Rheinland offizieller Startschuss für den Straßenkarneval. Doch die Erkrather Stadthalle füllt sich nur langsam. Und so richtig los geht es auch noch nicht. In Erkrath gehen offenbar die Uhren anders. Statt eines Sturms auf das Rathaus weht ein eher laues Lüftchen durch die Stadthalle.

Um 11.30 Uhr ist es schließlich soweit: Die beiden großen Erkrather Karnevalsgesellschaften „Die letzten Hänger“ und „Große Erkrather“ marschieren Seite an Seite ein. Wie Johann Gisa, Präsident der „Großen Erkrather“, später stolz betont, ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Plötzlich kennt die kleine Menschenansammlung kein Halten mehr. Da schunkelt der Kapitän mit der Hexe. Nebenan haben sich Clown und Cowboy untergehakt. Die ersten Bützchen werden verteilt.

Johann Gisa greift zum Mikrofon: „Wir Männer haben ja heute nicht viel zu sagen“, stellt er fest und will gleich an Möhnenführerin Katharina Giesa abgeben. Doch die winkt ab: „Ich hab’ hier doch noch gar nix zu melden.“ Richtig, noch hält Bürgermeister Arno Werner den Stadtschlüssel fest in seiner Hand. Noch.

Dann stürmen acht Möhnen gleichzeitig auf ihn zu, zerren an ihm, versuchen ihm die Gewalt über die Stadt abzuluchsen. Um genau 11.33 Uhr halten Katharina Giesa und Prinzessin Cordula Gerschewski den Schlüssel triumphierend in der Hand. „Jetzt darf gebützt werden“, verkündet Johann Giesa. Das lassen sich Möhnen und Jecken nicht zweimal sagen.

Unter sie haben sich gleich drei Gruppen von Offenen Ganztagsschulen (OGS) gemischt. „Ich hab’ nix gemacht“, lautet das Motto bei der OGS „Die schlauen Füchse“. Gabriele und ihre acht Erzieher-Kolleginnen haben sich als Schulmädchen verkleidet. Ihr Plan: „Wir bleiben hier und testen, was mit den Leuten so geht“, verrät sie lachend.

Die Grundschule Falkenstraße demonstriert mit acht als Musketiere verkleideten Erzieherinnen Einigkeit. „Die ist bei unserer Arbeit ganz wichtig“, verrät eine von ihnen. Als „Dienstleister“ verstehen sich die sieben Vertreter der Sechseckschule. Unter ihnen ist mit Philipp ein Mann.

Wie das für ihn so ist? „Wie immer. Ich kenn das von der Arbeit auch nicht anders“, sagt er lachend. Er sei ihr „Teufelchen“, frotzeln die Kolleginnen und prosten sich mit ihren Sektgläsern zu. Sie sind sich einig: „Da muss er jetzt durch.“ Und das auch noch nur mit Wasser. „Ich muss noch fahren“, erklärt er.

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