Erkrath erwartet schon bald 200 neue Flüchtlinge

Bürgermeister Christoph Schultz spricht über die Sorgen der Erkrather Bürger.

Herr Schultz, Erkrath hat seit Monaten keine neuen Flüchtlinge mehr zugewiesen bekommen und die Stadt Erkrath eröffnet für mehr als 700 000 Euro ein Containerdorf. Wie passt das eigentlich zusammen?

Christoph Schultz: Die Container wurden noch unter meinem Amtsvorgänger bestellt. Im Herbst waren überall im Land Unterkünfte rar, da wurde nach jedem Strohhalm gegriffen. Die Kostensteigerung durch die Vorbereitung des Grundstücks und die Aufstellung konnte man damals auch nicht absehen. Die Container werden bei uns nicht leer stehen, wir werden die knapp 40 Plätze mit Familien belegen, um alte, marode Standorte frei zu machen. Darüber hinaus ist in der vergangenen Woche angekündigt worden, dass Erkrath erneut mehr als 200 Flüchtlinge durch die Bezirksregierung zugewiesen werden.

Auf einer Podiumsdiskussion vor wenigen Tagen haben Sie gesagt, dass es im Vorfeld viele Gespräche mit den Anwohner wegen dieser Unterkunft gegeben hat. Was sind die Sorgen und Nöte dieser Anwohner und was sagen sie Ihnen?

Schultz: Vielfach gibt es Sorgen, die vor allem durch Medienberichte über Straftaten durch Asylbegehrende in anderen Städten hervorgerufen wurden. Da kann man auf die guten Erfahrungen in Erkrath und auf die Statistik verweisen. Gerade am Klinkerweg werden wir nur Familien unterbringen. Uns liegt sehr an einem guten Miteinander unter den Nachbarn.

Am Steinhof ist eine weitere Unterkunft für Asylbewerber geplant. Auch dort gibt es schon Proteste von Anwohnern…

Schultz: Richtig ist, dass ich schon Gespräche mit Nachbarn dort geführt habe. Wenn sich aber schon ein Meinungsbild über „die Flüchtlinge“ gefestigt hat, ist es schwer, dieses zu ändern. Am Steinhof findet derzeit der Umbau statt, wann dort die ersten Geflüchteten einziehen werden, steht noch nicht fest.

Und dann wären da noch die Anwohner, die sich über laute Feiern bis tief in die Nacht in den Unterkünften von Flüchtlingen beschweren?

Schultz: Vereinzelt gab es solche berechtigten Beschwerden. Dort, wo das vorgekommen ist, haben die Kollegen mit klaren Verhaltensregeln für die Bewohner unserer Unterkünfte für Ruhe sorgen können.

Damit die Integration gelingen kann, müssen die Flüchtlinge auch selbst etwas tun. Zum Beispiel regelmäßig zu ihren Deutsch-Kursen erscheinen. Was machen Sie mit Teilnehmern, die statt um 8 gegen 10 Uhr bei ihrem Seminar eintrudeln?

Schultz: Das kann mal passieren, aber auf Pünktlichkeit wird auch in der VHS geachtet. Im schlimmsten Fall bekommt derjenige sein Zeugnis nicht oder verliert seinen Kurs-Platz. Aber das kommt nur sehr selten vor, die weitaus meisten wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen.

Das Bürgerhaus Hochdahl steht jetzt schon seit einigen Wochen leer. Es wird bald wieder für Ausschuss-Sitzungen genutzt. Wann können die Bürger wieder dort feiern oder Kunst und Konzerte erleben?

Schultz: Wir wollten noch die Entwicklung über den Sommer abwarten. Wie es aussieht, wird das Bürgerhaus für Veranstaltungen ab dem 1. September wieder verfügbar sein.

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