Die letzten Takte verklingen

Engelbert Buhr (84) gibt nach 20 Jahren die Leitung der Hochdahler Chöre ab.

Hochdahl/Wuppertal. Im November hat er sein letztes Konzert in der Stadthalle dirigiert. Jetzt hat er den Dirigentenstab endgültig aus der Hand gelegt. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Engelbert Buhr (84) der nach 20 Jahren an der Spitze der Hochdahler Chöre sein Amt an Prof. Thomas Grabisch abgibt.

Gern hat der Chor Engelbert Buhr nicht ziehen lassen, „doch wir müssen seine Entscheidung akzeptieren“, sagt der Vorsitzende des Männergesangvereins 1909, Detmar von Foerster. „Ich möchte jetzt mehr Zeit für meine Familie haben“, sagt Buhr.

Leicht ist dem Vollblutmusiker die Entscheidung nicht gefallen. Die Musik bestimmte sein Leben von Anfang an. „Die Begabung habe ich von der Mutter geerbt“, sagt Buhr. Sie habe Klavier gespielt, und das Klavier war auch sein erstes Instrument. Dann folgte noch im Kindesalter Unterricht an der Königin der Instrumente, wie Buhr die Orgel bezeichnet.

Geboren wurde Buhr in Elberfeld, stets Haupt- und Angelpunkt in seinem Leben. Dort lernte er seine Frau Sigrid kennen, ebenfalls hochmusikalisch und seine beste Kritikerin.

Seine Ausbildung machte Buhr an der Staatlichen Hochschule in Köln und am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf. Nach dem Examen wurde er Organist und Chorleiter.

Die Vita von Buhr umfasst mehr als eine Din-A-4-Seite. Bis auf ein halbes Jahr, in dem er hauptberuflicher Organist an einer Wuppertaler Kirche war, hat er freiberuflich gearbeitet. „Zeitweise dirigierte ich 13, 14 Chöre — zuhause war ich kaum“, sagt Buhr.

Chorleiter in Wuppertal, im Oberbergischen, im Ennepe-Ruhr-Kreis, in Schwelm, Wermelskirchen, fast 50 Jahre beim Sängerkreis Wülfrath und 20 Jahre in Hochdahl.

Er hat den Oratorienchor in Bielefeld geleitet, den Männerchor der Wuppertaler Stadtwerke. Er war Kreischorleiter des Sängerkreises Wuppertal und Mitglied im Musikausschuss des Sängerbundes NRW im Deutschen Sängerbund.

Zuletzt hat Buhr einmal in der Woche beiden Hochdahler Chöre geleitet. Er hat auch dafür gesorgt, dass die Chöre bei den großen Konzerten durch große Stimmen verstärkt wurden. Etwa durch Grace Bumbry oder zuletzt den Star-Bassisten Kurt Rydl.

Was macht einen guten Dirigenten aus? „Man muss alle Werke, die man einstudiert, sehr genau kennen“, sagt Buhr. „Pädagogisch muss man geschickt vorgehen. Die Chormitglieder sind ja Laien, singen nach Gehör.“ Freude müssten die Chormitglieder am Gesang haben. „Das hatten meine Chöre aber immer, sie sind ja schließlich freiwillig in den Chor gekommen.“

Im Wohnzimmer der Familie Buhr in Wuppertal steht ein Flügel. Dort entspannt sich Engelbert Buhr. Doch in der Weihnachtszeit, als sein Sohn Joachim zu Besuch war, wurde nicht gespielt. „Wir haben uns einfach viel zu erzählen“, sagt Buhr. Außerdem gibt es viele CDs im Hause.

Mopshündin Duffy freut sich, dass Herrchen jetzt mehr Zeit hat. Spaziergänge, Reisen warten. Und wenn es ums Reisen geht, kommen Engelbert und Sigrid Buhr ins Schwärmen. Mit den Hochdahler Chören war er sogar in Südafrika. Stark beeindruckt hat sie ihn auch die Kirche in Wielicka, Krakau, die in einem Salzbergwerk entstanden ist. „Eine hervorragende Akustik“, sagt Buhr. Sein Fachgebiet mischt sich eben auch in Reiseerinnerungen.

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