Chance für Schulverweigerer

Die Erfolgsquote des Projekts „Zündstoff“ liegt bei 85 Prozent. Zwölf Jugendliche werden dort betreut.

„Mit der Quote sind wir sehr zufrieden“, sagt Norbert Baumgarten. Er ist Sozialarbeiter und Leiter des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) und somit mitverantwortlich für das Projekt „Zündstoff“.

1999 als Maßnahme zur Reintegration von Schulverweigerern initiiert, ist es im 14. Jahr „überaus erfolgreich“. 85 Prozent der Teilnehmer konnten zurück ins System geführt werden, wie Karin Tost, „Zündstoff“-Leiterin sagt.

Im Klartext: 187 Jugendliche im Alter von meist 14 oder 15 Jahren wurden betreut. 100 davon leben in Erkrath, die anderen in Hilden, Haan und Mettmann. Einer von ihnen ist Jerome (15). Zusammen mit Werkstattpädagoge Robert Rolih arbeitet er gerade an einer afrikanischen Skulptur. Mit Akribie schleift er an der Fräsmaschine Rundungen. Ohne, dass es einer besonderen Aufforderung bedarf, reinigt und säubert er nach getaner Arbeit die Maschine.

Warum er hier gerne mitmacht, er zuvor in der Schule aber komplett verweigerte? „Wir werden hier viel besser gefördert. Die Lehrer können genauer auf einen eingehen“, erklärt Urs (15). In der kleinen Gruppe lernt es sich eben leichter und besser, „das macht wieder Spaß“, sagt er.

Platz für ein Dutzend Schulverweiger bietet „Zündstoff - die 2. Chance“. Über die jeweilige Schulleitung entsteht bei Teenagern, die massiv auffällig sind, der Kontakt zur Einrichtung, wie Karin Tost erläutert. Bei einem Probetag werden die Kandidaten dann eingeladen, sich das „Zündstoff“-Konzept anzugucken.

Das wiederum ist klar gegliedert. Die zwölf Jugendlichen treffen um 8.30 Uhr ein und werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Für die einen beginnt der Tag in der Werkstatt. Die anderen finden sich im Unterrichtsraum zu Fächern wie Mathe, Englisch und Deutsch ein. Unterrichtet werden sie von vier Lehrern, die von den Schulen gestellt werden.

Um 11 Uhr wird getauscht, um 13 Uhr ist Schulschluss. Bei Bedarf wird zwischendurch mit Sozialpädagogin Anja Weyers gesprochen. Freitags steht außerdem ein Anti-Gewalt-Training auf dem Stundenplan. Optimalerweise beträgt die Verweildauer der Schüler ein halbes Jahr. „Sonst entfernen sie sich zu sehr von ihrer Schule.“ Der Rückwechsel in den regulären Schulbetrieb ist jederzeit möglich.

Mitverantwortlich für die Erfolgsquote machen Karin Tost und Norbert Baumgarten auch „die gute Vernetzung. Kommunikation ist das A und O und wir sprechen auf kurzen Wegen miteinander.“ Im „Zündstoff“-Beirat sitzen neben den Schulleitern, Schulrätin, „Zündstoffler“ und Vertreter aus Jugend- und Schulamt.

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