Barrierefreies Projekt: Eine besondere Ferienwoche für Richi

14 Kinder mit und ohne Behinderung haben beim TSV Hochdahl gemeinsam eine Ferienwoche verbracht.

Hochdahl. Richi mag Lila. Und Pink, Weiß, Grün. Lila aber besonders. Deshalb muss von dieser Farbe noch mehr auf ihr Gesicht. Psychologin Ariete Schmidt setzt den Schminkstift an. „So?“ Richi betrachtet sich im Spiegel. Die 13-Jährige scheint zufrieden zu sein mit dem großen bunten Herzen auf ihrem Gesicht. Sie nickt und geht wieder spielen, mit Christine und Kim. Erst ein Geschicklichkeitsspiel, später Tischtennis. Offensichtlich ein ganz normaler Tag in einem Ferienprogramm für Kinder.

Ganz normal ist das Angebot des TSV allerdings nicht. „Das ist eine besondere Woche. Es war immer ein Traum von mir, so etwas durchzuführen“, sagt Gabriela Klosa vom TSV Hochdahl, kurz bevor lautes Kindergeschrei und Lachen ertönt. „Der Geräuschpegel lässt darauf schließen, dass es gut ankommt.“

Klosa spricht vom ersten barrierefreien Ferienangebot des Vereins, denn im Kinder- und Jugendzentrum spielen nicht nur gesunde Kinder wie die siebenjährige Kim: Richi ist Autistin, die 13-jährige Christine ist in ihrer Entwicklung zurückgeblieben. Auch drei hyperaktive Kinder und ein weiterer junger autistischer Teilnehmer sind dabei.

„Wir hätten uns gewünscht, dass noch ein geistig behindertes Kind oder eins im Rollstuhl mitmacht, damit die gesunden Kinder lernen können, zu helfen“, sagt Klosa. Vielleicht klappt das im Sommer, denn in der ersten Sommerferienwoche wiederholt der TSV das Angebot.

Um den besonderen Betreuungsbedarf zu gewährleisten, sind eine Sozialpädagogin, eine Psychologin, eine Kinderpflegerin, eine Übungsleiterin und ein Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes mit an Bord. „Wären es zu wenige Betreuer, wären sie mit diesen Kindern überfordert. So ist die Situation entspannt“, sagt Klosa.

„Wichtig sind genügend Fachkenntnisse, wir müssen mehr auf die Sicherheit achten“, erklärt Psychologin Ariete Schmidt. Manchen Kindern falle es schwer, sich zu orientieren, zu beurteilen, was sie können und was nicht. „Richi redet zum Beispiel nicht, wenn man sie anspricht. Sie kommt aber von sich aus und geht auf die anderen zu“, erzählt Schmidt.

Unterstützt wurde der TSV für die beiden Ferienwochen von der Aktion Mensch: Die Initiative hat 3800 Euro zur Verfügung gestellt, von der unter anderem Honorarkräfte bezahlt werden — aber auch eine rollstuhlgerechte Tischtennisplatte. „Ich habe vier Tage an dem Antrag gesessen“, sagt Gabriela Klosa und lacht: „Nach dieser Woche weiß ich, dass es sich gelohnt hat.“

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