Erdbeben: Helfer warten auf ihren Einsatz

Im Kreis Mettmann sitzen Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes auf gepackten Koffern. Sie wollen nach Haiti. Der Hildener Verein Haiti-Med sammelt Spenden und bangt um seine Freunde vor Ort.

Ratingen/Hilden/Erkrath. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, zucken die Helfer des Technischen Hilfswerks in Ratingen zusammen: Es könnte ihr Einsatzbefehl für Haiti sein. Das verheerende Erdbeben, vor der Hauptstadt Port-au-Prince hat Zerstörung und Tod gebracht.

Das Gepäck und die Reisepässe liegen bereit, auch die Arbeitgeber wissen Bescheid: Die THW-Leute können alles stehen und liegen lassen und innerhalb weniger Stunden im Flugzeug sitzen. "Wir stehen bereit, haben aber noch keine direkte Anforderung bekommen."

Gerhard Gärtner, der Ratinger Ortsbeauftragte des THW, rechnet nach dem katastrophalen Erdbeben auf Haiti fast stündlich mit einem Anruf mit einem Hilfeersuchen.

Gerade bei Katastrophen dieser Art ist der Ratinger Ortsverband gefragt: Denn neben den beiden obligatorischen Bergungsgruppen ist hier auch die Fachgruppe "Ortung" stationiert. Sie ist darauf spezialisiert, Schadensgebiete zu erkunden und mit Rettungshunden Verschüttete zu finden.

"Unsere Hundestaffel - eine von fünf in ganz NRW - ist in ständiger Bereitschaft", sagt Gärtner. Bei Bedarf seien die Hundeführer mit aktuell acht Hunden innerhalb von 24 Stunden abflugbereit. Bemerkenswert ist, dass die Hundeführer vor allem Frauen sind. "Die sind intensiver dabei - auch bei den wöchentlichen Treffen und Trainingseinheiten."

Auf Abruf steht auch die Fachgruppe Trinkwasserversorgung, die in den vergangenen Jahren bei den extremen Erdbeben in China und im Iran im Einsatz war. Die Gerätschaften, darunter ein Labor und eine Aufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 15 Kubikmetern Wasser pro Stunde, sind in Heiligenhaus gelagert. Das Ratinger Team gehörte in den Vorjahren immer wieder zur so genannten Seewa, der Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversorgung-Ausland.

"Wir versuchen, Kontakt zu unseren Mitarbeitern und Freunden herzustellen. Bisher vergeblich", sagt die Hildenerin Veronika Kleinsimlinghaus. Die Geschäftsführerin von Haiti-Med steht rund um die Uhr mit ihren in ganz Deutschland verteilten Mitgliedern in Kontakt.

Etwa 70 Mitglieder zwischen Flensburg und Konstanz hat Haiti-Med, zumeist sind es Haitianer und deren Familien. "Sie alle haben Verwandtschaft und Freunde in der Heimat", so Kleinsimlinghaus, die von Hilden aus die Fäden der Organisation in der Hand hält.

Sobald wie möglich sollen Spendengelder in den verarmten Karibikstaat fließen. "Das machen wir zwar das Jahr über. Aber nie war das Geld so nötig wie heute." Auf der Homepage von Haiti-Med (www.haiti-med.de) wird seit der Katastrophe daher vermehrt um Spenden gebeten.

Aktuell fördert der Verein drei Projekte in Haiti. "Gesundheitszentren", erklärt Veronika Kleinsimlinghaus. "Zwei in Port-au-Prince, eines außerhalb. Ob sie noch stehen, wissen wir nicht."

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