EM-Tipp: Noll schlägt Steinbrück

Die Bundestagsabgeordnete der CDU hatte gegenüber Bundesfinanzminister Peer Steinbrück den besseren Riecher. Zum Triumph fehlt jetzt nur noch der Finalerfolg.

Kreis Mettmann/Berlin/Wien. Das erste Duell der beiden Bundestagskandidaten für den Mettmanner Südkreis hat Michaela Noll (48) ziemlich klar für sich entschieden. Die CDU-Abgeordnete aus Haan steht schon vor dem Finale zwischen Deutschland und Spanien als Sieger des EM-Tippspiels der Westdeutschen Zeitung fest. Deutschland steht im Finale. Das hat ihr Konkurrent anders vorhergesagt.

Dabei ist ihr Gegner ein ausgewiesener Fußballfachmann. SPD-Vorstand und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (61) zählt seit den 70er-Jahren zur treuen Anhängerschar von Borussia Mönchengladbach. Und im Kreis Mettmann bewirbt er sich gegen Michaela Noll um einen Sitz im Bundestag, dem er als amtierender Finanzminister der Regierung Merkel nicht angehört.

Da bot sich das EM-Duell irgendwie an. Zumal es direkte Auseinandersetzungen zwischen den beiden Berufspolitikern bisher nicht gegeben hat. Die werden kommen. Und dann geht es sicher um andere Dinge als um Fußball, um wichtigere wahrscheinlich sogar.

Diesmal aber ging es um der Deutschen derzeit allerliebstes Kind. Es ging um die Nationalmannschaft und deren Abschneiden im EM-Turnier in der Schweiz und Österreich. Und zum Glück kam es nicht, wie Peer Steinbruck es voraussagte. Dann nämlich hätte Deutschland am Donnerstag im Halbfinale gegen Portugal gespielt - und verloren.

Hat sie aber nicht, wie inzwischen jeder weiß. Der Gegner hieß auch nicht Portugal, aber auch nicht Tschechien, wie Michaela Noll getippt hat, sondern er hieß Türkei. Das war schwer genug, aber am Ende hatten die Mannschaft von Joachim Löw und eben Michaela Noll das bessere Ende für sich. Deutschland steht im Endspiel: 1:0 für Michaela Noll.

Doch auch ohne den richtigen Tipp abgegeben zu haben, hat Peer Steinbrück noch vor Anpfiff des Finales ausgleichen können. Niemand weiß, woher der Finanzminister das wissen konnte, aber irgendwer hat ihm eingeflüstert, dass die deutsche Elf ihre Anhänger durch ein Wechselbad der Gefühle schicken würde.

Wie recht Steinbrück hatte, zeigte sich dann ja auch im Spiel gegen die Türken. Da war wieder einmal Talfahrt auf Steinbrücks Achterbahn. Dem guten Spiel gegen Polen folgte ein schlechtes gegen Kroation, ein höchstens mittelmäßiges gegen Österreich, ein tolles gegen Portugal und ein Besorgnis erregendes gegen die Türkei. Wer sich im Fußball so gut auskennt, verdient eben den Ausgleich: 1:1.

Wie genau der SPD-Politiker die Wankelmut der Elitekicker mit dem Adler auf der Brust gekannt haben muss, zeigt sein Tipp der Partie gegen einen der beiden Gastgeber. Steinbrück sagte dem DFB-Team im 30. Jubiläumsjahr der Schmach von Cordoba (2:3) ein 1:2 voraus.

Es ist den deutschen Fans erspart geblieben. Und vielleicht bestraft das Schicksal die kleinen Sünden ja sofort. Steinbrücks Topfavorit, die Italiener, sind schon längst wieder zu Hause, haben den Trainer entlassen und einen neuen, den Alten, auf die Bank gesetzt.

Dennoch: Am Tag vor dem Finale von Wien steht es Unentschieden. Aber die Titelverteidigerin - sie hat das Wahlkreis-Direktmandat, das Steinbrück gern hätte - geht leicht favorisiert ins Endspiel. Schließlich hat sie immerhin einen Endspielteilnehmer richtig vorhergesagt. Wenn jetzt noch ihr Optimismus belohnt wird, dann wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag zum vierten Mal nach 1972, 1980 und 1996 Europameister - und im Spiel Noll gegen Steinbrück stünde es 2:1. Aus. Ende. Abpfiff.

Das ist freilich kein Fingerzeig auf die Bundestagswahl im September nächsten Jahres. Und wenn doch, wird Steinbrück es verschmerzen. Im Sport ist der Zweite der erste Verlierer, in der Politik wird der Zweite über die Landesliste abgesichert, wenn er nur prominent genug ist, so prominent wie Peer Steinbrück.

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