Ein Tag als Zimmermädchen

Zimmer putzen, Bad schrubben: Ein Hotelzimmer wieder herzurichten, ist ein Knochenjob.

Kreis Mettmann. Der Schweiß ist deutlich auf Brust und Rücken zu spüren. Das ständige Hinknien in der Duschkabine, das Wischen der Glasscheiben und Polieren der Armaturen ist alles andere als eine einfache Arbeit, die sich eben mal so erledigt. Putzen ist dann eben doch ein wenig wie Sport — schweißtreibend eben.

Es ist das Zimmer 312 im Tryp-Hotel in Ratingen, das ich als Zimmerjunge saubermachen soll. Mit dabei ist Petra Fetahi, ihres Zeichens die Hausdame des Vier-Sterne-Hotels. Seit 14 Jahren arbeitet sie dort und kümmert sich darum, dass die Zimmer nicht nur sauber, sondern rein sind und alles blinkt und blitzt, so als hätte nie ein Gast zuvor dort übernachtet.

Petra Fetahi putzt nicht selbst, verantwortet aber die Arbeit der sechs Zimmermädchen, die in dem Hotel tätig sind. Sie gehören zur Stammbesatzung. In Hochzeiten, wenn alle 137 Zimmer belegt sind, gibt es noch Verstärkung. „Wenn die Zimmermädchen ihre Arbeit erledigt haben, schaue ich noch einmal, ob wirklich alles in Ordnung ist“, sagt Fetahi. Schließlich müsse alles perfekt sein. „Die Gäste sind kritisch und erwarten, dass alles tipptop ist.“

Mich hat die Hausdame nun unter ihre Fittiche genommen. „Wir machen immer zuerst das Bett. Ziehen sie mal alles ab und holen sich dann ein neues Laken und neue Bezüge vom Wagen draußen vor der Tür“, weist sie an. Ich tue wie aufgetragen. Immerhin ist sie Herrin des Hauses. Die Betten habe ich schnell abgezogen. Auch die Bezüge sind schnell erneuert. „Das machen Sie ja super. Da habe ich aber schon andere Kandidaten hier gehabt. Sehr gut.“

Doch dann brauche ich doch Nachhilfe. Das Laken richtig über die Matratze zu spannen, ist eine Herausforderung. Während im heimischen Schlafzimmer alles mit Spannbetttüchern ganz einfach geht, wird im Hotel noch mit richtigen Laken gearbeitet. „Sie müssen darauf achten, dass das Laken mittig ist. Das sehen sie anhand der Bügelfalte. Und wenn Sie die Ecken einschlagen, nehmen sie den Daumen zur Hilfe“, erklärt sie mir. Ich gebe mir Mühe.

Doch viel Zeit habe ich nicht mehr. Fetahi treibt mich ein wenig an. Sie weiß warum: Im normalen Hotelbetrieb muss jedes Zimmermädchen drei Zimmer in einer Stunde fertig gereinigt haben. Am Ende einer Schicht hat jedes von ihnen im Schnitt 20 Zimmer wieder auf Vordermann gebracht.

Für mich ist das unvorstellbar, ist die Arbeit allein in einem Zimmer schon körperlich anspruchsvoll. Die Toilette muss noch geputzt werden, das Waschbecken und die Böden auch. Aber nicht etwa mit einem Schrubber, sondern mit dem Lappen in der Hand — und das auf den Knien. Und natürlich soll auch der Spiegel blitzen. „Den können Sie jetzt mal mit einem Baumwolltuch abpolieren“, sagt die Hausdame.

Überhaupt wird nicht einfach losgeputzt im Hotel. Es gibt Regeln beim Reinigen: Der Ablauf, was zuerst gemacht wird, muss eingehalten werden, ein rotes Putztuch ist für die Toilette, ein blaues für das Bad, und das Leder wird nicht etwa zum Polieren der Spiegel benutzt, sondern zum Staubwischen.

Das meistere ich mit Bravour — glaube ich zumindest. Hausdame Fetahi weist mich nämlich darauf hin. „Auch hinter dem Bett und in den Schränken müssen Sie putzen. Und da an der Lampe sind noch Fingerabdrücke.“ Die hatte ich nicht gesehen. Noch ein paar Wischbewegungen, dann sind auch die entfernt. Nun muss ich nur noch saugen. Das geht leicht von der Hand. Dann ist das Zimmer fertig — aber nicht in 20, sondern in 40 Minuten.

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