Ein Bach kehrt zurück ins Tal

Eignerbach: Rheinkalk wandelt das große Staubecken mit dem Schlammboden in ein Stück Natur zurück.

<strong>Kreis Mettmann. Die Zeiten, dass der Eignerbach zwischen Wülfrath und Velbert ein idylisches Gewässer war, sind lange vorbei. Im Zuge des Kalkabbaus entstand im Laufe der vergangenen 50 Jahre zuerst ein Klärteich, dann ein Stausee mit nur einem Zweck: Der beim Waschen des Kalkes in Rohdenhaus anfallende Schlamm aus Sand und Lehm wurde durch große Rohrleitungen in dieses Becken gepumpt. Der Schlamm lagerte sich ab und das Wasser floss talwärts zurück in den betriebsinternen Wasserkreislauf. Von dem ursprünglichen "Schlammteich" mit seinen etwa 126 Hektar Fläche und den Rohrleitungen ist aber so gut wie nichts mehr zu sehen. Und natürlich hat sich die Natur schon stückweise ihr Terrain zurückerobert, zumal die Firma Rheinkalk als Besitzer des Geländes seit 2002 keinen Schlamm mehr in das Becken einleitet. Bis zum Jahre 2014 - so sehen es die Pläne des Unternehmens vor - soll das Tal rund um den Eignerbach wieder hergestellt werden.

27 Millionen Kubikmeter sind in das Becken geflossen

Als im Jahr 1968 die Bezirksregierung mit der Betriebserlaubnis auch die Frage der Wiederherrichtung des Geländes nach Ablauf der Genehmigung verknüpfte, steckte der Naturschutz in den Kinderschuhen. "Die Gesamtanlage ist im Einvernehmen mit der Naturschutzbehörde so zu gestalten, dass der Charakter der Landschaft gewahrt bleibt." Weitere Auflagen gab es nicht. "Die Gesetze und Planungen haben sich seitdem gewaltig geändert", sagt Uwe Stichling, bei Rheinkalk für Umwelttechnik und dieses Projekt zuständig.

Rund 27 Millionen Kubikmeter Sediment aus der Gesteinswäsche des Werkes Flandersbach sind im Laufe der Jahre in das Becken geflossen. Zum Teil getrocknet, zum Teil noch feucht, bilden sie das Fundament für ein neues Gelände, das Rheinkalk aus dem Erdreich der Steinbrücke Rohdenhaus und Silberberg aufschütten lassen wird. Darin - quasi einmodelliert - der "neue" Eignerbach, der großzügig um das neue Abbaugebiet Silberberg geführt wird. "Um den Verlauf des Baches rekonstruieren zu können, greifen wir auf alte Flurkarten und Luftbilder aus dem Jahr 1928 zurück", so Stichling.

Rheinkalk wird auf eine wirtschaftliche Nutzung des Geländes zukünftig verzichten und sieht es als Ausgleich für Eingriffe in die Natur an anderen Stellen. Stattdessen stehen Biotop- und Artenschutz an erster Stelle. Zahlen, wie viel sich Rheinkalk die Renaturierung des Eignerbach-Beckens kosten lässt, nennt das Unternehmen nicht.

Für den Kreis Mettmann als Untere Landschaftsbehörde sind die Rheinkalk-Pläne eine akzeptable Variante. Schon jetzt zählt der rund neun Kilometer Wanderweg rund um das Becken als Naherholungsziel. Abteilungsleiter Bernhard May: "Es wird eine vielseitige Landschaft mit Wiesen, Büschen, Wald und Wasser sein." Und damit zukünftige Wanderer auf den Wegen bleiben, wird eine Herde Auerochsen aus dem Wildgehege Neandertal als "Aufpasser" umquartiert.

Kritische Stimmen kommen von den Naturschützern. Götz-R. Lederer von der Bund-Kreisgruppe formuliert es in der "Bundnessel" so: "Die Planungen bei der Bachverlegung sind zu ungenau und vage gehalten. Das Sedimentationsbecken hat immer noch eine große Bedeutung für Zugvögel, insbesondere Watvögel. Für deren Überleben ist aber keine Vorsorge getroffen. Problematisch ist, dass ein Großteil des Ausgleichs auf dem Sedimentationsbecken stattfinden soll, das ja selbst schon ein Eingriff in die Landschaft ist."

Talsperre Aufgrund der baulichen Vorgaben wird das Sedimentationsbecken Eignerbach als Talsperre bewertet und unterliegt der Talsperrenaufsicht. Diese erstellt jährlich einen Sicherheitsbericht. 1991 wurde vom Staatlichen Umweltamt kritisiert, dass in den Berichten nicht der Nachweis "Erdbeben" aufgeführt worden war. Es stellte sich heraus, dass ohne zusätzliche Baumaßnahmen am Hauptdamm die Erdbebensicherheit nicht gegeben war. Im Zuge der Renaturierung des Beckens soll ein 30 Meter breiter Wall aufgeschüttet werden.

Absperrung Auch in Zukunft bleibt die ehemalige Sedimentoberfläche für die Öffentlichkeit gesperrt. Auch der neue Eignerbach wird nicht zugänglich sein. Wanderer und Spaziergänger werden über abgesichterte Wege geführt.

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