Demenzbetreuung: Arbeitslose pflegen Kranke

Der Caritasverband und Arge ME-aktiv bieten ab November eine Qualifikation an.

Kreis Mettmann. Der Pflegenotstand ist groß - so groß, dass Caritas und Arge ME-aktiv jetzt neue Wege beschreiten wollen: Für die Betreuung von Demenzkranken sollen Arbeitslose in einer halbjährigen Qualifikationsmaßnahme fit gemacht werden.

"Wir haben das bereits im Bereich Hauswirtschaft gemacht. Die Betreuung von Demenzkranken ist allerdings etwas Neues", berichtet Klaus Hagedorn, der das Projekt bei der Caritas betreut. Nach der Maßnahme - so der Plan - sollen die ehemals Arbeitslosen in langfristige Arbeitsverhältnisse im Niedriglohnsektor vermittelt werden. Zunächst sollen zehn bis 15 Teilnehmer die Qualifikation erhalten. Die Vermittlungschancen lägen bei 60 bis 70 Prozent, so Hagedorn. Zurzeit würde in den Arbeitsgemeinschaften (Argen) der Arbeitsagenturen nach geeigneten Kandidaten gesucht. Der Ausbildungslehrgang soll zum 1. November starten.

"Wir haben eine Menge Kunden, die für diesen Bereich geeignet sind", ist sich Klaus Przybilla, Geschäftsführer der Arge ME-aktiv, sicher. Wie es zu der Idee gekommen ist? "Wir wollen Modelle entwickeln, die die Lücke zwischen Ehrenamt und Pflege schließen und so für Entlastung sorgen", erläutert Przybilla. "Die Aufgaben wären Spazierengehen, Vorlesen oder die Begleitung bei Behördengängen." Dazu sei natürlich eine "hohe, soziale Kompetenz und Verlässlichkeit" erforderlich.

Dabei sieht er einen "echten Markt" und verweist auf die gesellschaftliche Entwicklung, sprich: Überalterung und zunehmende Notwendigkeit der Betreuung. Die Gefahr, dass durch die Maßnahme reguläre Arbeitsplätze verhindert werden, sieht der Arge-Geschäftsführer nicht. "Es handelt sich um Tätigkeiten, die durch das System nicht abgedeckt sind. Das ist eine konsequente Ergänzung für eine vom Gesetzgeber gelassene Lücke." Mehr als ein Niedriglohn sei dabei nicht drin, da "die Sozialkassen das nicht bezahlen können", so Klaus Przybilla

Die Mittel für diese Maßnahme würde der Bund für zwei Jahre bereit stellen und über die Argen verteilen. Insgesamt könnten innerhalb dieses Zeitraums an die 100 Arbeitslose zu Betreuern für Demenzkranke qualifiziert werden, hofft Przybilla. Er ist von dem Modell überzeugt: "Es ist ein gutes Projekt, das sich für beide Seiten lohnt."

Ähnlich sieht es Stefan Wigge von der Alzheimer Gesellschaft für den Kreis Mettmann. "Es gab in Zusammenarbeit mit der Caritas bereits für ehrenamtliche Kräfte eine Schulung. Und die Erfahrungen sind sehr gut", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft.. Natürlich müssten die Bewerber "ein Händchen für den sozialen Bereich" haben. Wigge sieht besonders im hauswirtschaftlichen Bereich ein Tätigkeitsfeld für die neuen Kräfte. Für die Betreuung von Demenzkranken, bei der ein direkter Bezug eine große Rolle spiele, sei jedoch ein halbjährlicher Wechsel nicht so förderlich.

Informationen gibt es beim Caritasverband bei Vivian Daub-Schürmann, Telefon 02102/95 45 25.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort