Das System der Förderschulen soll durchlässiger werden

Bis zur Hälfte aller Förderschüler im Kreis könnte in Zukunft die Regelschule besuchen. Angestrebt wird ein so genanntes "inkludierendes Schulsystem", wie es einer UN-Charta entspricht.

Mettmann. Gemeinsamer Unterricht ist heute, die Zukunft gehört dem Kompetenzzentrum: In diesem Sommer will der Kreis Mettmann mit dem Umbau des Systems der Förderschulen beginnen. 14 gibt es im Kreis. Sie werden von 1900 Mädchen und Jungen besucht.

Bis zu 50 Prozent von ihnen könnten in den kommenden Jahren auf Regelschulen gehen. "Unmöglich ist das wirklich nicht", sagt Schuldezernentin Ulrike Haase. Mit Schulamtsleiter Volker Freund erläutert sie, wie der Kreis sich die Netzplanung vorstellt.

"Eine Welt für sich" - das sind aus Sicht Haases die Förderschulen heute. "Sie gehen auf die besonderen Bedürfnisse der betroffenen Schüler ein", sagt sie. Doch diese sonderpädagogische Betreuung werde künftig nicht mehr auf diese Schultypen beschränkt bleiben.

Angestrebt wird ein so genanntes "inkludierendes Schulsystem", wie es einer UN-Charta entspricht. Das macht auch klar, dass der Umbau kommen muss. "Ein Prozess von zehn Jahren", erwartet Freund. Die klassische Schule, so Haase, müsse umdenken. "Die Kultur des Behaltens muss einziehen", sagt sie.

Der Umbau, versichern beide, werde behutsam und Schritt für Schritt umgesetzt. "Wir werden keine Strukturen zerschlagen. Wer weiß, welche Richtungen das Bildungssystem hierzulande noch einschlägt," sagt Haase.

Zwei wesentliche Aspekte kennzeichnen den Wandel: Behinderte Kinder sollen verstärkt Regelschulen besuchen. Und die Fachlichkeit der Förderschulen soll ins Regelschulsystem eingebunden werden. "Es wird aber auch immer Kinder geben, die nicht zur Regelschule gehen können", ist sich Haase sicher. Eine Quote von 20 bis 50 Prozent der Betroffenen, so schätzt sie, könnte aber integriert werden.

Das Wahlrecht der Eltern werde insgesamt gestärkt. "Das Stigma ,Förderschule’ entfällt mehr und mehr", erwartet Haase. "Der Stempel: Einmal Förderschüler - immer Förderschüler muss dann nicht mehr sein."

Mit Hilfe von sechs Kompetenzzentren, die an bestehenden Förderschulen angesiedelt werden (siehe Informationsbox), sollen die sonderpädagogischen Qualitäten in die Regelschulen getragen werden. "Die Schulen rufen die Expertenkenntnisse ab", sagt Freund.

Diagnose, Beratung und pädagogische Unterstützung: Das sollen die Kompetenzzentren gewährleisten. "Das kann so aussehen, dass Lehrkräfte für Stunden-Kontingente an eine Schule kommen, dass sie tageweise, gegebenenfalls auch ganzwöchig abgeordnet werden", skizziert der Amtsleiter.

Neue Lehrer, das habe die Landesregierung schon klar gemacht, werde es nicht geben. "Die Anzahl der Lehrkräfte wird eingefroren", weiß Haase. Insgesamt gilt daher: "Die Ressourcen werden neu verteilt." Dies, merkt Freund an, könne dem Kreis auch Geld sparen helfen, "weil wir in Zukunft weniger Kinder quer durch den Kreis zu den Schulen transportieren müssen".

Zu den sieben Kreis-Förderschulen führen derzeit 100 Buslinien. Freund: "Wir zahlen zwei Millionen Euro im Jahr an Transportkosten." In Zeiten leerer Kassen wird dieses Sparpotenzial gerne wahrgenommen.

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