Ausländeramt: Kreis besteht auf Abschiebung

Lutfije Sejfa und ihre dreijährige Tochter Orgesa sollen in das Kosovo zurück. Es gibt dort aber Probleme mit der Familie.

Wülfrath. Lutfije Sejfa hockt auf dem Sessel. Auf ihren Knien sitzt Orgesa. Die Dreijährige lächelt freundlich. Dass ihre Zukunft und die ihrer Mutter zurzeit sehr schwierig ist, kann sie noch nicht einordnen.

Die 33-jährige Mutter schaut immer wieder fragend zu Patricia Karbe, Vorsitzende der Flüchtlingsinitiative Inga, hinüber - ihr großer Halt in diesen Tagen. Die Ausländerbehörde des Kreises Mettmann will die Witwe und ihr Kind in das Kosovo abschieben. Sejfa: "Unsere Zuhause ist hier."

Lutfija Sejfa hatte 2001 ihren Mann Fadil, der seit 1992 in Deutschland lebte, geheiratet. Er hatte eine Niederlassungserlaubnis, er war berufstätig. Er litt aber auch an einer Herzerkrankung. 2002 wurde ein Visium zum Zweck einer Familienzusammenführung für seine Frau verweigert.

Die Ausländerbehörde Mettmann hatte die Zustimmung verweigert. 2003 reiste sie dennoch ein und stellte einen Asylantrag, der im Juli 2004 abgelehnt wurde. Im März 2005 kam Orgesa zur Welt. Abschiebungsmaßnahmen blieben aus - auch, weil sie ihren Mann pflegen musste. Im April 2007 starb Fadil Sejfa.

"Wir müssen uns an die Rechtslage halten", sagt Daniela Hitzemann, Pressesprecherin des Kreises Mettmann. Sie weist Vorwürfe, die Ausländerbehörde verhalte sich falsch, zurück. Die Rechtslage sei eindeutig: "Seit dem 12. Juni ist Frau Sejfa ausreisepflichtig. Sie hat hier in Deutschland keine familiäre Bindung, aber im Kosovo hat sie eine Familie."

Hitzemann erinnert daran, dass Sejfa und ihre Tochter schon längst hätten ausreisen müssen. 2007 habe sie nur aus humanitären Gründen im Land bleiben dürfen, weil sie ihren Mann pflegen konnte. Inzwischen ist Sejfa verwitwet. Hitzemann: "Es gibt keinen Grund mehr, den Aufenthalt zu verlängern. Frau Sejfa hatte nie einen rechtlich begründeten Aufenthalt."

Als "in der Tat ungewöhnlich" bezeichnet CDU-Landtagsabgeordneter Marc Ratajczak die Haltung der Kreis-Ausländerbehörde. "Es ist eher unüblich, dass dem Ersuchen der Härtefallkommission nicht gefolgt wird", sagt er gegenüber der WZ. Die Härtefallkommission des Landes hatte den Kreis gebeten, eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen. Dem folgte die Ausländerbehörde nicht.

Der ökumenische Arbeitskreis "Fremde brauchen Freunde" hat mittlerweile den Petitionsausschuss des Landtags eingeschaltet. "Ich habe das Gremium gebeten, die Angelegenheit bevorzugt zu behandeln", so Ratajczak, der beim Kreis darauf einwirken will, dass die Abschiebung vorerst ausgesetzt wird "solange das Petitionsverfahren läuft". Ziel müsse es sein, dass Mutter und Kind eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhalten müssten.

Lutfije Sejfa gibt die Hoffnung nicht auf, in Wülfrath bleiben zu können. In den Kosovo könne sie nicht zurück. Mit der Hochzeit, erklärt sie, "bin ich aus der Familie ausgeheiratet worden". Im konkreten Fall heißt das, dass sie zwar zu ihrer Familie könne, aber nicht ihre Tochter. "Orgesa gehört nicht zur Familie." Die Familie ihres Mann existiert in Kosovo nicht mehr. "Im Krieg sind die meisten ums Leben gekommen."

Die 33-Jährige kann nicht verstehen, warum sie Deutschland verlassen soll. "Erst die schwere Schwangerschaft, dann die Krankheit meines Mannes und dann sein Tod. Jetzt, wo ich langsam wieder eine Perspektive finden kann, soll ich abgeschoben werden", sagt sie.

Nach dem Tod ihres Mannes hat sie in Velbert an einer Integrationsmaßnahme teilgenommen. Sie lernt Deutsch. Im August kommt Orgesa in den DRK-Kindergarten. Dann möchte die Mutter arbeiten gehen. "Sie will dem Staat gar nicht zu Last fallen", hebt Patricia Karbe hervor. Über das Verhalten der Ausländerbehörde könne sie nur mit dem Kopf schütteln. "Das ist ein Skandal."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort