Aus aller Welt: Grüße in die alte Heimat

Sie stammen aus dem Kreis Mettmann und leben mittlerweile zwischen Karibikstrand und kanadischen Weiten. Die WZ hat mit drei Auswanderern gesprochen.

Kreis Mettmann. Raus aus Kälte und Regen, Bürokratie und Hektik hinter sich lassen, befreiter leben — wer ans Auswandern denkt, der wünscht sich oft genau das. Es gibt aber auch andere gute Gründe, um in die Welt hinauszugehen. Liebe zum Beispiel, oder weil man sein Talent woanders besser einsetzen kann. Die WZ hat mit Menschen aus dem Kreis Mettmann gesprochen, die ausgewandert sind.

So unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, eine Gemeinsamkeit haben sie doch: Weihnachten und Silvester verbrachten die meisten in der alten Heimat — und das Essen schmeckt dort auch am besten.

„Ich vermisse Reibekuchen“, sagt Carola Sgominski. Die 27-Jährige stammt aus Wülfrath. 2004 ging sie als Animateurin nach Kreta. „In der Hotelanlage haben ich meinen Freund kennengelernt, der ebenfalls Animateur war. Zusammen sind wir um die Welt gezogen, waren eine Zeitlang in Ägypten.“

Nach eineinhalb Jahren „war’s dann irgendwann mal gut“ mit der Rastlosigkeit. „Mein Freund ist Belgier, als wir ein Wohnungsangebot in der Stadt Gent in Ost-Flandern bekamen, war klar, wo wir hingehen“, sagt sie. Mittlerweile ist Carola Sgominski ausgebildete Grundschullehrerin und seit erst eineinhalb Wochen Mutter der kleinen Nalani. Belgien ist ihre neue Heimat geworden.

Was sie dort lernen musste: „Busse muss man heranwinken, sonst halten sie nicht. Man gibt sich Küsschen, statt die Hand. Damit tun sich Deutsche ja nicht unbedingt leicht“, sagt die 27-Jährige lachend. Was sie von zu Hause vermisst? „Ich gehe in Deutschland wahnsinnig gern einkaufen. In Belgien ist alles um 17 Prozent teurer.“ Die flämische Sprache ist dagegen kein Problem: „Das ist wie deutsch — wird nur anders ausgesprochen.“

Maggie Wieczorek lebt dort, wo andere Urlaub machen: In der mexikanischen Hafenstadt Cancun, mit 23 Kilometer langem Sandstrand zum karibischen Meer, einer berüchtigten Partymeile und zurzeit 25 Grad Außentemperatur. „Besonders gefällt mir die Gastfreundlichkeit. Hier wird man als Fremde freundlich aufgenommen“, sagt die Benratherin mit Monheimer Wurzeln, deren Nichte der amtierende Schelm ist.

Der Umzug nach Mexiko im März 2007 war beruflich bedingt. Wieczorek arbeitet für eine Luftfrachtfirma, die aus Deutschland Autoersatzteile, Pharmaprodukte und Textilien einfliegt und wiederum exotische Südfrüchte wie Mangos und Papayas nach Deutschland schickt. Einen Kulturschock habe sie damals nicht erlebt, aber die langwierigen Behördengänge seien gewöhnungsbedürftig.

Mischa Nicklaus ist gleich zweifach ausgewandert — er lebt in Nordamerika und doch irgendwie in Frankreich. Der 27-jährige Erkrather ist vor zwei Jahren ins kanadische Montreal gezogen und schreibt dort zurzeit seine Doktorarbeit im Fach Physik. Die Stadt liegt im Bundesstaat Quebec, der sich als eigenständiger Ableger Frankreichs begreift Als einziger in Kanada ist er offiziell einsprachig. Französisch, versteht sich. „Wer das kritisiert, ist sofort auf verlorenem Posten“, sagt Nicklaus, der in Erkrath das Gymnasium Hochdahl besucht hat.

Wenn er Bekannten erstmals erzählt, dass er aus Deutschland kommt, folgt häufig die Frage. „Dürft ihr auf der Autobahn wirklich so schnell fahren wie ihr wollt?“ In Kanada ist nämlich bei 100 km/h Schluss.

Nicklaus beschreibt das Land so: „Es ist ähnlich wie in den USA, alles ist größer. Aber Kanada kommt ohne diese amerikanische Heldenverehrung aus und ist nicht so patriotisch.“ Der 27-Jährige kann sich gut vorstellen, weitere Jahre in Kanada zu leben. Aber wenn er zwei bis drei Mal im Jahr in die Heimat reist, darf eines nicht fehlen: „Ein Spaziergang durch das Neandertal“.

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