Anklage Mord: Prozess gegen 64-Jährigen aus Ratingen

Am Montag schilderte der Mann (64) aus Wülfrath, der eine Frau (56) aus Ratingen getötet hat, vor dem Landgericht Duisburg den Tag der Tat im Juli.

Duisburg/Kreis Mettmann. Leise und mit stockender Stimme erzählt Dieter B. (64), wie er den 7. Juli dieses Jahres begonnen und verbracht hat. Immer wieder macht der Mann im hellblauen Hemd und dem um die Hüfte geschwungenen Pullover kleine Pausen, um seine Erinnerungen an den Tag zu sortieren.

Dieser Donnerstag endete für die 56-jährige Ratingerin Anke S. tödlich. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Maschinenbauingenieur vor, die Frau aus Habgier und mit Heimtücke ermordet zu haben, um an die 11 400 Euro zu kommen, die sie aus einer Erbschaft erhalten hatte. Davon wollte sie sich mit B.s Hilfe einen neuen Wagen kaufen.

Am zweiten Verhandlungstag des Prozesses vor dem Duisburger Landgericht hatte der Vorsitzende Richter Joachim Schwartz am Montag auch mehrere Zeugen geladen, um das persönliche Umfeld und die näheren Umstände der Bluttat zu erhellen.

Nach dem Frühstück sei er ins Büro gegangen, erzählt Dieter B., dann habe er einen Bericht fertiggemacht und sei mittags nach Ratingen gefahren. Nachdem er sich im Esprit-Outlet vier T-Shirts gekauft habe, sei er langsam zum Treffpunkt in Tiefenbroich gefahren. Nach einem kurzen Waldspaziergang seien seine Freundin und er ins Auto gestiegen, um zu einem Autohändler nach Düsseldorf zu fahren.

Was dann geschah, ist am zweiten Verhandlungstag kein Thema. Richter Schwartz will wissen, was in B.s Rucksack war, den er hinter dem Fahrersitz deponiert hatte. „Die Waffe mit Schalldämpfer, Gummihandschuhe, ein Handtuch, T-Shirts, Plastiksäcke und fünf Spanngurte“, zählt Dieter B. langsam auf.

Und was war mit dem Geld? Anke S. habe ihm 3400 Euro gegeben, 1200 davon als Darlehen, das in zwei Wochen zurückgezahlt werden sollte. Die restlichen 8000 Euro blieben in der Handtasche — für den Autokauf, zu dem es nie gekommen ist.

Richter Schwartz bohrt weiter: Gab es Blutflecken auf der Kleidung, nachdem Dieter B. dem Opfer in den Kopf geschossen hatte? Ja, die verschmutzten Sachen habe er in zwei Plastikbeutel gestopft und an der Autobahn A 31 in einem Mülleimer entsorgt. Die Blutflecken im Auto habe er mit Küchenpapier entfernt.

Der Richter fragt nach der Waffe. Wurde sie früher schon bereits benutzt? B. erzählt, wie er in Hooksiel, wo er Mitglied im Wilhelmshavener Segelclub ist und ein Boot liegen hat, einmal ein Taubenpärchen erschossen hat. „Tauben sind der Alptraum jedes Seglers — wegen des ätzenden Kots auf Deck.“

Die Vernehmung der Zeugen erhellt das finanzielle Umfeld des Angeklagten. So war Dieter B. seit Jahren in erheblichen Geldnöten. Sein Vermieter, ein Wülfrather Elektromeister, wartete mehrfach auf Mietzahlungen.

Zuletzt hätten noch zwei Monatsmieten ausgestanden. Diese 1200 Euro habe Dieter B. am 8. Juli, einen Tag nach der Bluttat, in einem Umschlag vorbeigebracht.

Eine Beratungsfirma, die für den Ingenieur tätig geworden war, wurde immer vertröstet, bis B. im Umschlag 2200 Euro überbracht habe, sagte die Geschäftsführerin aus. In seiner Wohnung fand die Polizei in einer Jackentasche weitere 7840 Euro in bar.

Als letzte Zeugin wurde B.s Ehefrau vernommen, die sich 2010 von ihm getrennt hatte — „aus finanzieller Not und Existenzdruck“. Seine Firma sei 2009 insolvent gegangen, danach habe sie auf ihren Namen eine Firma gegründet und ihren Mann als Mini-Jobber angestellt.

Die Einnahmen hätten aber kaum gereicht, um die laufenden Kosten zu bestreiten. Und wenn was übrig blieb, habe man es ins Haus in Hooksiel gesteckt. Als sie den Zeugenstand verlässt, schaut sie ihren Mann lange an.

Der Prozess wird am 9. Januar fortgesetzt.

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