Aktionswoche: Was tun, wenn Kinder trinken?

Mit Infoständen will die Caritas-Suchthilfe besonders Jugendliche vor den Gefahren des Alkohols und die Folgen warnen.

Kreis Mettmann. Die Mischung aus Ginger Ale, Kirschsaft und einem Schuss Zitrone ist ein guter Köder. "Oh, der ist lecker!", findet Duc, der mit Sarah und Alina angeschlendert ist.

Die beiden haben gerade ihren allerletzten Schultag beendet, jetzt nippen sie an dem Strohhalm im Plastikbecher, den ihnen Beatrix Neugebauer in die Hand gedrückt hat.

Sie möchte mit den Jugendlichen im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche "Alkohol? Kenn’ dein Limit" über Alkoholmissbrauch sprechen und tastet sich langsam heran: "Kennt ihr denn Leute, die zu viel trinken?"

Natürlich kennen sie welche. Jeder kennt sie. Duc erzählt von seinem Bruder, die Mädchen vom Trinkgelage im Park. Sie haben damit aber nichts zu tun, beteuern sie.

Auch die anderen Jugendlichen, die am Stand der Caritas-Suchthilfe in der Wülfrather Fußgängerzone stehen, halten betont wenig vom Alkohol. Daniel (15): "Ich hab mal Wodka probiert, der kratzt aber zu sehr im Hals." Aber in seiner Klasse sei ein Mädchen, das regelmäßig trinke. "Die ist sogar mal betrunken zur Schule gekommen."

Das macht auch Suchtberaterin Neugebauer betroffen. "Wir beobachten, dass es immer mehr Jugendliche gibt, die ganz schnell ganz viel Alkohol trinken", sagt sie.

Auch seien es die Eltern, die sie zur Hilfe rufen, weil sie ihren volltrunkenen Kindern hilflos gegenüber stehen. "Wir werden auch in Klassen gerufen, wenn mal wieder eine Klassenfahrt wegen Alkohol den Bach runter gegangen ist."

Und auch Stephan Falley, Leiter der Caritas-Suchthilfe, ist alarmiert: "Die Zahl der Jugendlichen, die uns von Gerichten zugewiesen werden, hat sprunghaft zugenommen." 63 Fälle waren es 2008 in seinem Bereich, ein Plus von etwa 50 Prozent - und nur die Spitze des Eisbergs.

Und trotzdem gibt es in der Arbeit der Beratungsstellen immer wieder unverständliches Kopfschütteln. "Während die Eltern sofort bei uns in der Beratungsstelle sind, wenn ihre Kinder Cannabis konsumieren, scheint das Thema Alkohol erst einmal keine Rolle zu spielen. Viele Eltern denken wohl, dass das nur eine Phase ist, die wieder vorübergeht", sagt Henning Klöppelt, Leiter der "Mühle" in Hilden.

Die sozialpädagogische Einrichtung nimmt diesmal aus personellen Gründen nicht an der Aktionswoche teil, macht aber den Alkoholkonsum von Jugendlichen bei Schulveranstaltungen immer wieder zum Thema.

"Es ist sehr schwierig, Jugendliche in dem Alter zu erreichen. Für viele ist alles rund um die Gesundheit uninteressant", so Klöppelt. Erschreckend sei, dass es heute gleich die harten Sachen sein müssen, mit denen sich Jugendliche vor Disco-Besuchen "anglühen", sprich warmtrinken. Und diese "Sauf-Partys" werden zunehmend von Jugendlichen selbst als Film in die Internetportale gestellt.

Der riskante Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen ist immer häufiger ein Grund für Krankenhausbehandlungen. Als Träger von Fachkrankenhäusern bietet der Landschaftsverband in allen LVR-Kliniken Hilfen an - mit speziellen Abteilungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie wie die Suchtambulanz.

Nach Auskunft des LVR sei aber eine reine Alkoholabhängigkeit von Jugendlichen eher die Ausnahme. Ungeachtet ihres Alters seien viele der jugendlichen Patienten bei ihrer Aufnahme bereits von einer oder mehreren Substanzen abhängig.

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