Abwrackprämie: Sieger und Verlierer

Über das Für und Wider der Abwrackprämie wurde 2009 heftig debattiert. Zwei Jahre später hat die WZ in der Kfz-Branche nachgefragt, wie die Bilanz ausfällt.

Kreis Mettmann. Die Bedingungen waren so einfach wie verlockend: Jeder, der sein mindestens neun Jahre altes Auto verschrotten ließ, um sich anschließend einen Neu- oder Jahreswagen zu kaufen, bekam 2500 Euro vom Staat.

Unter dem umgangssprachlichen Titel „Abwrackprämie“ wurde das Angebot der Bundesregierung, das die Wirtschaft in der Krise ankurbeln sollte, kontrovers diskutiert.

Kritiker fürchteten unter anderem den Verfall der Preise für Gebrauchtwagen und warnten vor dem zu erwartenden Loch auf dem Automarkt nach dem Auslaufen der Prämie. Ziemlich genau zwei Jahre ist das nun her.

Die WZ hat sich im Kreisgebiet umgehört und gefragt, ob die Befürchtungen wahr geworden sind. Und der Obermeister der Kfz-Innung im Kreis Mettmann, Alfons Kunz, gibt Entwarnung: „So negativ wie befürchtet, waren die Folgen der Abwrackprämie nicht.“

Schließlich gebe es bundesweit immer noch etwa acht Millionen Altfahrzeuge. Also potenziell genug Reparaturen, die anfallen. Die Situation in den Autohäusern und Werkstätten sei insgesamt gut. Dennoch gebe es einzelne Betriebe, die die Folgen der Prämie deutlich spüren.

Denn während wenig Reparaturbedarf Neuwagenbesitzer freut, schmälert dies das Einkommen von Betreibern freier Werkstätten wie Armin Treder aus Wülfrath. Bei dem Mechaniker läuft es „mittelprächtig“, wie er sagt.

Ein Umsatzrückgang sei nach dem Frühjahr 2009 spürbar gewesen — wie hoch genau, das mag er nicht beziffern. Derzeit stagnierten die Einnahmen — ohne große Zuwächse oder Abnahmen. Verlass ist derzeit nur noch auf die Verschleißteile wie Bremsen oder Reifen.

Früher oder später müssen diese schließlich an jedem Fahrzeug erneuert werden. Um weiterhin in der Branche bestehen zu können, hat Treder sich derweil ein zweites Standbein geschaffen: Er rüstet Autos auf Erdgas-Betrieb um.

Innungs-Obermeister Kunz führt diese Probleme nicht grundsätzlich auf die Abwrackprämie zurück: „Neue Autos haben Garantien, deshalb werden sie für Reparaturen in die Vertragswerkstätten gebracht.“ Zudem seien die Inspektionsintervalle heute viel länger.

Dirk Vos vom Autohaus Lackmann (Toyota) scheint derzeit keine Sorgen zu haben. Der Gesamtverkauf von Neu- und Gebrauchtwagen sei in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um 50 Prozent gestiegen.

„Es läuft relativ gut“, sagt er. Im vergangenen Jahr sah das noch etwas anders aus. Anfang 2010 wurden in Bezug auf das Abwrackprämien-Jahr 2009 deutlich weniger Neuwagen verkauft. „2010 ist der Gesamtumsatz natürlich zurückgegangen.“

Derzeit würden wieder besonders viele Gebrauchtwagen verkauft. Die Wünsche der Kunden: groß und sparsam soll das neue Auto sein. „Der Trend geht weg von klassischen Formen hin zu SUVs — Geländewagen“, beobachtet Vos. „Eine große Rolle spielt aber auch die Wirtschaftlichkeit.“ Die Käufer verlangen immer häufiger nach Hybrid- oder Start-Stop-Technologien.

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