„Janymaus“ sucht Geldgeber

Geldsucher trifft Geldgeber im Internet – und in Hilden klingelt die Kasse. Das Geschäft von Philipp Kriependorf floriert.

Hilden. "Janymaus" hat Großes vor. Erst sollt der Führerschein her, dann auch ein kleines, gebrauchtes Auto. Was ist schließlich der "Lappen" wert ohne Fahrbaren Untersatz. "Janymaus" ist angehende Restaurantfachfrau, sie verdient derzeit knapp 500 Euro im Monat. Das reicht weder für den Führerschein, noch fürs kleine Auto, geschweige denn für einen Kredit. Mit diesem Einkommen finanziert keine seriöse Bank auch nur irgendwelche Anschaffungen. Also aus der Traum?

Mitnichten. "Janymaus" - so ihr Benutzername auf der Internetplattform - hat das Geld zusammen. Und das Hildener Unternehmen "auxmoney" machte es möglich. Frei übersetzt heißt "auxmoney" soviel wie "Geld hilft", was in fast allen Lebenslagen zutrifft. Der Monheimer Philipp Kriependorf hat die Kreditvermittlungsstelle vor knapp zwei Jahren gegründet - virtuell, im Internet. Es gibt keine Kundenhalle, es gibt keine Berater im eigentlichen Sinne. "auxmoney ist ja auch keine Bank", sagt der 35 Jahre alte Geschäftsführer. Seine Firma führt lediglich Geldsucher mit Geldgebern, also Anlegern, zusammen. Dafür zahlen die Kreditnehmer mindestens 9,95 Euro, Geldgebern berechnet das Hildener Unternehmen 0,83 Prozent der angelegten Summe. Das Geld selbst fließt über eine Partnerbank von "auxmoney".

Für Kreditsucher steigt der Preis mit dem Aufwand, mit dem sie ihr Projekt im Netz zu vermarkten versuchen. "Wenn jemand von uns zertifiziert werden will, kostet das extra", sagt Kriependorf. In diesem Fall ergänzen unter anderem Anfragen beim Arbeitgeber, die Überprüfung der angegebenen Adresse oder der so genannte Schufa-Score das Angebot. Dieser Wert von 0 bis 999 gibt Auskunft darüber, wie sicher die Rückzahlung der Kreditsumme ist. Außerdem empfiehlt "auxmoney" potenziellen Geldgebern, ihr Bares auf möglichst viele Projekte zu verteilen, um das teils kaum zu übersehende Risiko zu streuen. All das geschieht, damit Anleger mehr Vertrauen in das System haben. Denn Vertrauen kann Brieftaschen öffnen. Viele Geldsucher sind deshalb offenbar bereit, die jeweils 9,95 Euro für die einzelnen Zertifikate an "auxmoney" zu bezahlen.

Überhaupt scheint Philipp Kriependorf auf eine Goldader gestoßen zu sein. Derzeit beschäftigt sein Unternehmen zwölf Mitarbeiter. Und der Chef ist davon überzeugt, dass der Personalstand noch steigen wird. Was mit "prosper.com" in den USA funktioniert, sollte auf Dauer doch auch in Deutschland genügend Interessenten finden.

Einiges spricht dafür. Erstens ist in Deutschland bisher nur ein weiteres Unternehmen mit einem ähnliche Modell unterwegs. Zweitens ist das Geschäft mit Kleinstkrediten für herkömmliche Bankhäuser keines. Sie nehmen "auxmoney" zur Kenntnis. Mehr nicht. "Aber ihnen fällt natürlich auf, dass im Prinzip erstmals Bankgeschäfte ohne Bank abgewickelt werden", sagt Kriependorf.

Der Marktanteil der Internet-Kreditplattform ist noch verschwindend gering. Derzeit suchen regelmäßig etwa 120 Leute nach Geldgebern für ihre Projekte. Dabei reicht die Bandbreite von der Tilgung des Dispositionskredites bei der Hausbank über Existenzgründungen oder Steuernachzahlungen bis hin zur Solaranlage oder eben zum Führerschein für "Janymaus".

Längst nicht alle Projekte finden genügend Anleger. Dabei locken die Geldsucher mit Traumzinsen von bis zu 15,90 Prozent. Das grenzt an Wucher. Ist es aber nicht. Darauf achten Kriependorf und seine Leute. Mehr als 18 Prozent effektiver Jahreszins dürfen nicht auf Kapital gezahlt werden. Sonst kann es Schwierigkeiten geben.

Die aber will "auxmoney" auf jeden Fall vermeiden. Kriependorf weiß, wie sensibel das Geschäft ist, das er da auf der weltweiten Datenautobahn betreibt. Deshalb, sagt er, sei er auch im ständigen Kontakt mit der staatlichen Bankenaufsicht Bafin. Das hat Sinn. Denn in seinem Geschäft ist ein schlechter Ruf tödlich. Im übrigen hofft Kriependorf darauf, dass der Markt über kurz oder lang einen vernünftigen Zins bildet. Fast 16Prozent klingen nicht besonders vertrauenerweckend.

Aber sie klingen verlockend. Deshalb hat "Janymaus" nun die 2500 Euro zusammen, ihre Geldgeber können sich auf insgesamt 2952 Euro freuen, und in Burscheid macht bald eine junge Frau die Straßen mit ihrem niedlichen, kleinen Gebrauchtwagen ein bisschen unsicherer.

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