Zweifache Mutter stirbt durch 20 Messerstiche

Der Lebensgefährte (21) soll die 23-Jährige nach einem heftigen Streit mit einem Fleischmesser attackiert haben.

Krefeld. Wochen schon schwelte der Streit. So heftig, dass die fünfjährige, krisengeschüttelte Beziehung von Martina K. und Sinan E. endgültig vor dem Aus stand. Am Montag sollte der 21-Jährige aus der gemeinsamen Wohnung am Neuerhof 26 ausziehen, in der das Paar mit seinen Kindern (eineinhalb und drei Jahre alt) lebte. Als es darüber erneut zu einer heftigen Auseinandersetzung kam, sah der als gewalttätig bekannte E. rot. Er holte aus der Küche ein Fleischmesser und rammte es der 23-Jährigen immer wieder in den Oberkörper. Exakt 20 Mal.

Mehrere Stiche mit der 20 Zentimeter langen Klinge trafen das Opfer in die Lunge, einer ins Herz. Aus der Erdgeschosswohnung schleppte sich die junge Frau einen Treppenabsatz hinunter zur Haustür. Dort brach sie zusammen und stürzte die Treppe hinab in den Keller.

Der Lebensgefährte ihrer Mutter fand sie kurz darauf dort — nach einer Erstversorgung durch den Notarzt kam die Frau ins Krankenhaus, erlag dort aber ihren schweren Verletzungen. Der 21-Jährige hatte bereits die Flucht ergriffen, konnte aber in der Innenstadt vor seinem Elternhaus im Auto gefasst werden. Er trug nur Socken.

Nach anfänglichem Leugnen und angeblichen Erinnerungslücken gestand der junge Mann bei der Vernehmung die Tat. Er ist der Polizei bestens bekannt. „Er ist wegen Raubs und räuberischem Diebstahl vorbestraft, hat bei einer Tat auch ein Messer benutzt“, sagt Chefermittler Gerd Hoppmann. Der Tatverdächtige wisse von sich selbst, dass er schnell reizbar und aggressiv sei. In der Beziehung mit Martina K., die er in der Schule kennengelernt hatte, sei es immer wieder zu körperlichen Übergriffen bekommen. „Allerdings sind diese der Polizei nicht bekannt geworden“, so Hoppmann. Nachbarn berichteten von regelmäßigen lautstarken Auseinandersetzungen — in letzter Zeit seien sie besonders häufig gewesen. Die Arbeitslosigkeit des Mannes und seine fehlenden Bemühungen, eine Arbeit zu finden, seien häufig der Auslöser gewesen.

Noch am Montagmorgen soll Sinan E. der 23-Jährigen gesagt haben, er werde sich das Leben nehmen und Tabletten schlucken. Das nahm ihm seine Lebensgefährtin aber nicht ab. Sie trank bei ihrer Mutter, die ganz in der Nähe wohnt, Kaffee. Gegen 15 Uhr ging sie heim, um zu schauen, ob Sinan E. wie abgesprochen ausgezogen war. Doch der wartete auf die 23-Jährige. Als sie ihm Vorwürfe machte, habe er sich provoziert gefühlt. In diesem Moment rief der Lebensgefährte ihrer Mutter an, um nachzuhören, ob E. ausgezogen und alles in Ordnung sei. Martina brüllte in den Hörer, er solle schnell herkommen. Dann wurde die Verbindung unterbrochen. „Sinan E. rastete aus“, so der Leiter der Mordkommission.

In seiner Vernehmung berichtete der 23-Jährige, er habe regelmäßig verschiedene Drogen konsumiert. Am Abend zuvor habe er Speed (Amphetamine) zu sich genommen, am Morgen noch Tabletten. Blut- und Urinproben sollen Aufschluss darüber geben, wie stark der gebürtige Krefelder tatsächlich unter Drogen stand. Amphetamine haben eine aufputschende Wirkung, sie können auch die Aggressivität steigern. Ein Richter schickte den Mann am Nachmittag in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl lautet auf Totschlag. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Die beiden Kinder, die sich bei der Bluttat in der Wohnung befanden, diese aber zum Glück nicht mit ansehen mussten, sind jetzt bei den Großeltern untergebracht. Arbeiterwohlfahrt und Jugendamt betreuen sie.

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