Zur Rettung der vier Wälle

Initiative Stadtkultur weist mit Plakaten auf die Bedeutung von Vagedes für die Stadt Krefeld hin.

2019 wird ein besonderes Jahr. Krefeld beteiligt sich mit den Bauten von Ludwig Mies van der Rohe an den Jubiläumsfeierlichkeiten zu 100 Jahren Bauhaus. Gleichzeitig jährt sich im nächsten Jahr zum 200. Mal die am 27. Mai 1819 genehmigte Stadterweiterungsplanung von Adolph Vagedes, die als markantes Gestaltungselement die vier Wälle hervorgebracht hat. Mit einer heute beginnenden stadtweiten Plakataktion will die Initiative Stadtkultur Krefeld Maßnahmen zur Pflege und Restaurierung der Krefelder Wälle anstoßen.

Bis zum 4. Juni werden an 70 Litfaßsäulen verschiedene gelbe Plakate hängen, die jeweils mit ihren roten Botschaften wie „Denkmalgepflegt?“, „Ein Schmuckstück?“ oder „Teil unserer Heimat“ aufmerksam und nachdenklich stimmen wollen. Die Kosten in Höhe von 1500 Euro zahlen die Initiatoren Thomas Müller, Siegfried Gronert und Harald Hullmann aus eigener Tasche. Die Drei, zwei Designer und ein Kunsterzieher, haben es sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Bewusstsein in der Stadt zu stärken, um eine lebendige und reflektierte Diskussion über die Stadtkultur in Krefeld in Gang zu setzen.

Als Ausgangspunkt konstruktiver Überlegungen zur stadtgestalterischen Qualität Krefelds gilt für sie der Stadtgrundriss von Adolph von Vagedes für Krefeld von 1819 mit seiner klassizistisch regelmäßigen Erweiterung und Einfassung des mittelalterlichen Stadtkerns sowie der bereits vollzogenen Stadterweiterungen durch ein prägnantes Wallrechteck. Dieses Rechteck der vier Wälle sei immer wieder in eine Reihe mit der rationalen Stadtplanung in den „Mannheimer Quadraten“ im 17. Jahrhundert und mit dem Holländischen Viertel in Potsdam zu Beginn des 18. Jahrhunderts gestellt und als ein herausragendes Beispiel klassizistischer Stadtplanungen gewürdigt worden. Die in Krefeld geborene und in Amsterdam tätige Architektin Claudia Schmidt hat in den vergangenen Jahren mit „Vagedes 1819-2019“ ein Projekt angedeutet, das die klassizistische Epoche mit dem Bauhaus-Jubiläum verbindet.

Die Initiative Stadtkultur unterstützt die Empfehlung des Landschaftsverbandes Rheinland. Vertreter der Oberen Denkmalpflege haben in einem Schreiben vom 1. März der Stadt empfohlen, „die für Krefeld so charakteristischen Wallanlagen einschließlich der rahmenden Bebauung durch eine Denkmalbereichssatzung zu schützen.“ Die Denkmalpfleger werten den Ostwall, Südwall, Westwall und Nordwall als eigenständigen Teil der Innenstadt und als ein städtebaulich besonderes und auch einzigartiges Zeugnis.

Wie die vier Wälle künftig gestaltet werden sollen, dazu machen Gronert, Hullmann und Müller keine Vorschläge. Sie seien Gestalter, keine Architekten. Als identitätsstiftende Kraft für die Stadt Krefeld schwebt ihnen ein Masterplan vor, der unter anderem die Kunst auf den Wällen kritisch hinterfragt, Leitfaden für zukünftige Stadtgestaltung sein könnte und die Geschichte der Stadt damit erhält.

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