Arbeitsmarkt Zu wenig Azubi-Stellen in Krefeld

Stand Juli kriegen 94 junge Menschen keine Stelle in Krefeld. Trotzdem haben Suchende noch Chancen.

Arbeitsmarkt: Zu wenig Azubi-Stellen in Krefeld
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Krefeld. In Krefeld gibt es zu wenig Ausbildungsstellen. Seit Oktober 2016 sind der Agentur für Arbeit 1331 Ausbildungsstellen gemeldet worden. Im gleichen Zeitraum haben sich 1929 Bewerber bei der Berufsberatung gemeldet. „Das sind 118 Stellen weniger als im letzten Jahr. Auf einen Bewerber kommen rein rechnerisch 0,69 Stellen“, sagt Sabine Hanzen-Paprotta, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit. Stand Juli suchen noch 615 junge Menschen einen Ausbildungsplatz in Krefeld. Demgegenüber stehen 521 offene Stellen.

Was bedeutet das für die Jugendlichen, die bis jetzt noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben? Sie sollten auf gar keinen Fall den Kopf hängenlassen, ist die Devise der Agentur für Arbeit. „Bis in den Herbst hinein können wir noch vermitteln“, sagt Hanzen-Paprotta. Der Ausbildungsmarkt sei in Bewegung. In den nächsten Monaten können immer noch kurzfristig Ausbildungsstellen frei werden. Wer in seiner Wunschausbildungsstelle bisher keine Stelle gefunden hat, sollte überlegen, ob es für ihn andere Berufsfelder geben könnte.

„Bewerber, die jetzt noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sollten offen für alternative Ausbildungsberufe sein“, sagt Hanzen-Paprotta. Beispielsweise sei in Krefeld der Bereich Verkauf sehr beliebt. Hier kommen 93 unversorgte Bewerber auf 55 unbesetzte Stellen. Im Bereich Büro und Sekretariat kommen 42 unversorgte Bewerber auf 22 unbesetzte Ausbildungsstellen. Extrem ist die Schere beim Tischler-Beruf. Hier suchen noch 13 Bewerber, dabei gibt es nur noch drei Ausbildungsstellen. Dagegen gebe es Besetzungsprobleme in Ausbildungsberufen im Bereich Chemie (15 unversorgte Bewerber, 57 unbesetzte Ausbildungsstellen), in der Gastronomie (fünf unversorgte Bewerber, neun unbesetzte Ausbildungsstellen) und im Bereich Fahrzeugführung im Straßenverkehr (vier unversorgte Bewerber, 14 unbesetzte Ausbildungsstellen).

Das sieht Petra Pigerl-Radtke, bei der Industrie- und Handelskammer zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung, ähnlich. „Die Bewerber müssen sich flexibel zeigen und die Unternehmen müssen sich attraktiver machen“, bringt sie es auf den Punkt. Bewerber, die bisher keine Ausbildung an ihrem Wunschstandort gefunden haben, sollten ihren „Bewerbungs-Radius“ erweitern.

Paul Neukirchen sieht zunehmend Schwierigkeiten, für bestimmte Berufe passende Auszubildende zu finden. „Sehr hohe und weiter steigende Anforderungen“ müssten beispielsweise die Betriebe der Branchen Elektrotechnik und Anlagenbauer Sanitär- Heizung- und Klimatechnik stellen.

„Leider ist die Anzahl der geeigneten jungen Menschen inzwischen rar. Gute Schüler fühlen sich eher zum Studium berufen. Bei anderen reicht oft die Qualifikation nicht aus“, so Neukirchen. „Unentschlossene sollten daher viel häufiger erst ein Praktikum anstreben oder auch gleich mehrere.“ Sich selbst ein Bild zu machen, sei in der Orientierungsphase besser, als einem „Trend zu folgen“.

Ebenso wie Ausbildungssuchende sollten sich daher Arbeitgeber auf Azubi-Suche flexibel zeigen. „Arbeitgeber sollten sich vermeintlich schwächere Bewerber gegebenenfalls noch einmal ansehen“, sagt Hanzen-Paprotta. Die Schulnoten seien nicht immer aussagekräftig, wenn es darum gehe, ob ein Bewerber für eine bestimmte Ausbildung geeignet ist. „Es lohnt sich, auch Bewerbern eine Chance zu geben, die vielleicht nicht die besten Noten mitbringen. Es gibt umfassende Möglichkeiten zur Unterstützung, auch über die gesamte Dauer der Ausbildung“, sagt Hanzen-Paprotta. Dabei bietet etwa das Angebot der „assistierten Ausbildung“ Unterstützung für Azubis und Unternehmen.

Dazu können auch Nachhilfestunden gehören, wenn es in der Berufsschule Schwierigkeiten gibt. „Bei den Unternehmen steigt die Bereitschaft, diese Angebote in Anspruch zu nehmen“, sagt Petra Pigerl-Radtke von der IHK.

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