Zoo-Direktor Wolfgang Dreßen im Interview

Der Zoo hatte im vergangenen Jahr sechs Prozent weniger Besucher. Wetter und Sanierungen haben die Bilanz 2009 verhagelt.

Krefeld. Das Wettern und fällige Sanierungsarbeiten haben dem Krefelder Zoo die Bilanz für das Jahr 2009 verhagelt und mit einem Minus abgeschlossen. Zoo-Direktor Wolfgang Dreßen peilt dennoch die 400.000-Besucher-Marke an.

Wolfgang Dreßen: Der Jahresabschluss steht noch bevor, aber leider haben wir das geplante Minus nicht verhindern können. Dazu hatten wir einen Besucherrückgang zu verzeichnen: Die Besucherzahlen liegen sechs Prozent unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Und das spiegelt sich auf jeden Fall deutlich in den Einnahmen wider.

Dreßen: Das liegt einerseits am Wetter: Von Januar bis März war es sehr kalt, der Sommer war durchschnittlich und im November und Dezember hat uns Petrus ebenfalls einen Strich durch die Rechnung gemacht. Andererseits sind auch die umfangreichen Sanierungsarbeiten an den Dächern der Tropenhäuser und im Elefantenhaus verantwortlich für die Besucherentwicklung. Zeitweise mussten bis zu drei Häuser gleichzeitig geschlossen werden. Deswegen haben wir in dieser Zeit auch die Preise gesenkt. Und das hat natürlich auch für Mindereinnahmen gesorgt.

Dreßen: Ja, durchaus. Denn der Aufsichtsrat hat sich bewusst gegen eine Preiserhöhung entschieden, gemäß dem Motto: Erst sanieren, dann erhöhen. Anders wäre das unseren Besuchern auch nicht zu vermitteln gewesen. Und da wir von 2006 bis 2008 Rücklagen durch kleinere Gewinne bilden konnten, haben wir für die härteren Jahre 2009 und 2010 ein finanzielles Polster.

Dreßen: Wir wollen die Besucher an den Zoo binden. Deshalb sind die Preise für Tageskarten moderat gestiegen, die Jahreskarten wurden dagegen deutlich günstiger. So zahlen Kinder nur 15 Euro und Erwachsene 30 Euro für eine Dauerkarte. Damit macht sich eine Karte bereits ab dem vierten Besuch bezahlt - und sie ist vor allem für Kinder eine ganz tolle Geschenkidee.

Dreßen: Langfristig würden uns jährlich 400.000 Besucher eine schwarze Null sichern. Riesige Gewinne sind für uns nicht das Ziel, denn wir sind ja eine gemeinnützige GmbH. Aber es ist natürlich ein wichtiges betriebswirtschaftliches Ziel, dass wir auch Rücklagen für weitere Investitionen bilden können.

Dreßen: Zum Glück sind die Dachsanierungen der Tropenhäuser, die die Versicherung insgesamt 1,5 Millionen Euro gekostet haben, reibungslos über die Bühne gegangen. Ich hatte vorher nämlich richtig Bauchschmerzen bei dem Gedanken an dieses organisatorische Großprojekt, das bei laufendem Betrieb in den Tropenhäuser stattfand. Dank einer guten Dachbaufirma und unserer Tierpfleger gab es keine Verluste bei den Tieren. Der Umbau des Großtierhauses läuft noch, da bei den Nashörnern noch ein neuer Boden verlegt wird. Im Frühjahr 2009 haben wir endlich das Spielplatzangebot verbessert und damit viele Familien glücklich gemacht. Außerdem konnten wir endlich das Forscherhaus eröffnen und mit der gesamten Verwaltung ins sanierte Bauernhaus ziehen. Das sind jetzt ganz andere Arbeitsbedingungen für uns.

Dreßen: Noch nicht ganz, denn wir müssen sie erst langsam an diesen Zustand gewöhnen. Besucher sollen sich also nicht wundern, wenn sie Rhena und Mumptas Mahal noch manchmal angekettet sehen - dieser Prozess wird noch einige Monate dauern.

Dreßen: Gut. Sie sind außerordentlich neugierig. Alles, was sich in ihrer Umgebung verändert, wird erst einmal auf Haltbarkeit getestet. So haben sie bereits Halterungen der neuen Stahltore gelockert und Rhena hat die Schrauben an den Absperrungsseilen mit der Rüsselspitze herausgedreht. Hier musste noch nachgebessert werden.

Dreßen: Die Gebäude-Altlasten sind noch lange nicht beseitigt, deswegen wird es 2010 mit den Sanierungsprojekten weitergehen. Im Regenwaldhaus müssen noch zahlreiche Holzelemente nahe der Außenwand ausgetauscht werden. Während dieser Phase bleibt das Haus aber geöffnet und es wird nur leichte Beeinträchtigungen für die Besucher geben. Diese Sanierung koppeln wir mit dem Bau der Vorhalle und des neuen Schmetterlingshauses.

Dreßen: Wie die kleine Schwester des Regenwaldhauses: eine Art Gewächshaus-Rundbau, der in die Vorhalle integriert wird. Die Schmetterlinge hatten im Regenwaldhaus aufgrund der Bepflanzung zu wenig Licht und hielten sich deswegen immer unter der Kuppel auf. Wir haben die Haltung in den vergangenen Jahren deshalb auf ein Minimum reduziert. Im neuen Haus werden die Schmetterlinge hingegen viel besser zur Geltung kommen.

Dreßen: Das Schmetterlingshaus und die Vorhalle werden insgesamt mit 550.000 Euro zu Buche schlagen. Die Kosten werden vollständig von den Zoofreunden übernommen. Wir haben bereist im Rahmenvertrag der Gesellschaft vor fünf Jahren festgehalten, dass dieses Projekt in Angriff genommen wird. Jetzt läuft der Bauantrag, wir wollen im Frühjahr beginnen und vor den Sommerferien fertig werden. Das ist ehrgeizig, aber realistisch.

Dreßen: Im Frühjahr werden wir mit der Erschließung des Ascheplatzes beginnen, Baubeginn des ersten Teilabschnitts, der Futtermeisterei, ist dann im Frühsommer und die Architekten gehen von einem Jahr Bauzeit aus. Das alles wird 3,1 Millionen Euro kosten. Wann es mit den anderen beiden Teilabschnitten, den Werkstätten und dem Personalgebäude, losgehen kann, steht allerdings wegen mangelnder Finanzierung noch nicht fest.

Dreßen: Ja, der Eingangsbereich wird für 300.000 Euro verändert. Ins Gebäude links vom Eingang wird der Zooshop einziehen. Außerdem installieren wir eine neue Toilettenanlage. Das sind wir unseren Besuchern schuldig. Die Fertigstellung erfolgt in Etappen, der Zooshop soll aber spätestens im April fertig sein.

Dreßen: Ich stelle mich diesem Thema schon seit Jahren, habe zahlreiche Gespräche mit der Verwaltung, Bürgervereinen und der Bezirksvertretung geführt, um für unsere Sache zu werben. Ich habe Verständnis dafür, dass sich die Leute ärgern, wenn ein alter Fußweg eingezogen wird. Allerdings müssen die Bockumer auch mal Prioritäten setzen. Der Zoo ist ein überregionales, touristisches Highlight und in der Szene weltweit bekannt. Zudem ist er ein Ort der Naherholung und gilt als Leuchtturmprojekt der Stadt Krefeld. Und hier erwarte ich, dass die Bürger auch zu Kompromissen und Änderungen ihrer Umwelt bereit sind - vor allem weil dieser Weg kein ausgewiesener Schulweg, schlecht beleuchtet und auch nicht besonders attraktiv ist. Außerdem werden wir versuchen, alle Bäume zu erhalten - anders als einige Kritiker behaupten.

Dreßen: Der Wirtschaftshof - vor allem die Futtermeisterei - ist das Versorgungszentrum eines Zoos. Der dazwischenliegende Weg ist die Hauptschlagader. Er wird in Zukunft von zahlreichen Groß- und Kleinfahrzeugen sowie den Mitarbeitern des Zoos genutzt. Eine gleichzeitige private wie öffentliche Nutzung schließt sich aus, vor allem wegen der Unfallgefahr. Außerdem wäre endlich die Problematik der kleinen Brücke beseitigt, die ein Einfallstor zum Zoo darstellt und damit eine Gefahr für die Tiere und die Menschen, die einsteigen.

Dreßen: Diese Diskussion kommt in Wellen immer wieder auf, da reagiere ich mittlerweile sehr gelassen. Dass man sich von der Grotenburg trennen wird, ist aufgrund der hohen Unterhaltungskosten nur eine Frage der Zeit. Der Zoo, aber auch der Fußball brauchen in Krefeld realistische Perspektiven für ihre Entwicklung - und die Grotenburg ist keine für den Krefelder Fußball. Ein Leser Ihrer Zeitung hat das ganz gut auf den Punkt gebracht: Die Grotenburg ist eine belastende Tradition. Wenn die glorreichen Fußballzeiten zurückkommen sollten, dann muss eh ein neues Stadion her.

Dreßen: Zum Thema Gorillagarten kann ich nur so viel sagen: Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte den Grundstein legen, aber bis dahin muss noch einiges passieren. Die Kosten müssen noch etwas runter, außerdem suchen wir noch nach einem größeren Sponsor. Zusätzlich muss das Gorillazuchtprogramm die Planungen prüfen und absegnen, wenn sie stehen.

Dreßen: Davon gehe ich aus, aber wir sind auf der Suche nach einem jungen Silberrücken, denn Massa ist ja leider unfruchtbar geworden. In Absprache mit dem Zuchtprogramm ist geplant, eine zweite Gorillagruppe mit einem jungen Silberrücken und unseren beiden jüngeren Weibchen zu gründen. Sie werden dann in den Garten ziehen. Das Affenhaus wird der Alterswohnsitz der Seniorengruppe.

Dreßen: Die sind aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Wir haben eine Gesamtplanung erstellt und wissen jetzt, wo wir die Orang-Utans unterbringen: direkt am Affenhaus. Es wird eine Anlage, die in die Höhe geht und nicht in die Breite - ähnlich der vollständig übernetzten Anlage der Jaguare.

Dreßen: Ein Tigermädchen kommt in den Zoo Beauval in Frankreich, für das andere hat sich das Zuchtbuch noch nicht gemeldet. Thabo hat die Option, in den Zoo Chester in Großbritannien zu kommen. Dort gibt es eine Jungbullengruppe. Aber auch hier warten wir noch auf Anweisungen des Zuchtbuchführers. Doch die Zeit drängt, weil wir im Sommer die nächste Geburt erwarten.

Dreßen: Wir haben überdurchschnittlich viele alte Tiere verloren. Und ich musste mich von vielen Charaktertieren verabschieden wie Orang-Utan-Dame Sita, Jaguar Jackson, Kamelhengst Oddvar oder Baumkänguru-Mann Bud. Das war für alle Zoomitarbeiter und Stammbesucher, aber auch für mich vielfach sehr traurig, zumal ich viele von ihnen seit Ewigkeiten kannte.

Dreßen: Definitiv die Eröffnung des Forscherhauses für unsere jungen Stammbesucher, auf das wir jahrelang gewartet haben. Der Zoo hat damit jetzt einen neuen und wunderbaren Ort für Bildung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort