Krefeld Zoo-Besucher jagen Pinguine

Fehlverhalten im Krefelder Zoo nimmt zu und führt zu gravierenden Problemen.

Krefeld. Sie jagen, rupfen Federn aus, zerdrücken Schmetterlinge, heben ihre Kinder in die Gehege: Vielen Zoo-Besuchern in Krefeld fehlt zunehmend der Respekt vor den Tieren, die sie so gern sehen möchten. Zoo-Biologin Petra Schwinn kann haarsträubende Geschichte aus der jüngsten Vergangenheit erzählen.

Dabei wird manche gefährliche Situation unbewusst produziert. Dann meinen es Gäste nur gut, trotzdem kann ihr Verhalten den Zootieren im schlimmsten Fall das Leben kosten. Ein trauriges Beispiel — Mickey. Das Shetland-Pony im Krefelder Zoo ist 38 Jahre alt — ein stolzes Alter. Und hatte am Ende Glück im Unglück. Seine Zähne sind nicht mehr so gut. Deshalb benötigt Mickey weiche Speisen zum Fressen, da seine Zähne nicht mehr richtig aufeinander passen. Die Tierpfleger füttern ihn entsprechend.

Orang-Utan-Baby begeistert im Krefelder Zoo
11 Bilder

Orang-Utan-Baby begeistert im Krefelder Zoo

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Nicht jedoch so manche Besucher, die dem alten Pony von zu Hause mitgebrachte harte Brötchen reichen. Im Fall von Mickey wäre es deshalb fast zur Katastrophe gekommen. Biologin Petra Schwinn erklärt: „Mickey hatte aufgrund des harten Brötchens eine Schlundverstopfung und wäre beinahe daran erstickt.“ Nur das schnelle und beherzte Eingreifen der Tierpfleger konnte ihn retten.

Dies ist nur eines von vielen brisanten Beispielen, die Schwinn in den letzten Jahren beobachtet hat: „Leider hat das Unrechtsbewusstsein einiger unserer Besucher massiv nachgelassen“, berichtet die Biologin. Auch wenn viele Tiere noch in der Lage sind, harte Brötchen oder mitgebrachte Bananen zu essen, ist dies keinesfalls gut für sie: „Werden unsere Affen zum Beispiel mit mitgebrachten Bananen gefüttert kann das in einem Chaos enden. Wenn ein Weibchen zuerst etwas zu Essen bekommt, kann es sein, dass ein Konkurrenzkampf ausbricht und das Alphatier das Weibchen angreift“, erklärt Schwinn.

Oftmals wissen die Besucher das natürlich nicht, aber das, was der Biologin neben dem Fehlverhalten der Besucher wirklich im Magen liegt, ist auch die Reaktion der Menschen auf die Belehrung: „Meistens müssen wir uns dann noch beschimpfen lassen“, berichtet Schwinn.

Neben den Fütterungen durch Besucher, die definitiv die größten Probleme im Zoo verursachen, ist Schwinn aber auch über den Umgang einiger Besucher mit den Tieren entsetzt: „Respekt ist bei vielen leider kaum noch vorhanden. Viele klopfen gegen die Scheiben und schreien, um die Tiere zu animieren, etwas zu machen“, berichtet Schwinn.

Es gäbe auch traurige Einzelfälle, bei denen Schmetterlinge mit der Begründung zerdrückt wurden, dass es ja nur ein Insekt sei, wie die Biologin erzählt. In einem Fall, in dem die Pinguine gejagt wurden und ihnen anschließend Feder herausgezogen wurden, erhielten die Besucher auch einen Zooverweis: „Es ist traurig, dass es erst so weit kommen muss“, so Schwinn.

Viele Besucher seien der Meinung, dass sie ein Anrecht darauf haben, dass die Tiere im Zoo etwas für sie machen: „Insbesondere im Affenhaus erleben wir es häufig, dass die Besucher denken, die Affen müssten doch lustig sein“, so Schwinn. Da werde dann auch oft mit Rufen versucht, die Tiere zu animieren: „Die Begründung der Besucher ist dann oftmals, dass sie ja Geld für den Eintritt bezahlt haben und dafür auch etwas sehen möchten“, erklärt Schwinn.

Natürlich betreffe dieses Fehlverhalten nicht alle Besucher. So zeigt zum Beispiel Fritz Lorenz seinem Enkel, der mit Vornamen Lorenz heißt, wie man respektvoll mit den Pinguinen umgeht. Für den Rentner eine Selbstverständlichkeit, für viele andere Besucher jedoch leider nicht.

„Es handelt sich hierbei um ein gesellschaftliches Problem: Die Menschen haben weniger Mitgefühl für andere Menschen und geschweige denn für Tiere. Wir können nur versuchen, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, und auf Verständnis hoffen“, sagt Schwinn.

Nicht nur zum Schutz der Tiere, sondern auch zum Schutz der Menschen: „Wenn Eltern ihre Kinder für ein Foto mal eben in ein Gehege hereinheben, oder auf ein Gitter setzen, ist das nicht nur gefährlich für das Tier, sondern auch für die Kinder.“

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