Zahngold für das Haus der Seidenkultur

Weberei an der Luisenstraße: Ungewöhnliche Spende in Höhe von 10 000 Euro.

Krefeld. Schienen anfangs die 330 000 Euro für dringende Sanierungsmaßnahmen und die drohende Zwangsschließung des Hauses der Seidenkultur im September 2011 kaum zu überwindende Hindernisse, sieht die aktuelle Situation schon entschieden besser aus. Das Schicksal der einzigartigen historischen Paramentenweberei an der Luisenstraße 15 hängt schon längst nicht mehr am seidenen Faden.

Viele Krefelder sind aktiv geworden — und das auch auf höchst ungewöhnliche Art, wie Hansgeorg Hauser, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins, im Ausweich-Quartier der Sammlung im Südbahnhof erklärte. Zu den besonders kreativen Aktionen gehört sicherlich das Engagement der Zahnärztin Nicola Schüren: „Ich bin selber Krefelderin und habe meine Praxis an der Luisenstraße. Da war dieses Mal das Haus der Seidenkultur an der Reihe.“

Vorher hatte sie mit dem Sammeln von Zahngold schon den Kinderschutzbund und den Krefelder Zoo unterstützt. Ganz deutlich sagt sie, dass die Summe von 10 000 Euro aber der Spendenbereitschaft ihrer Patienten zu verdanken ist.

Die Frage an die Patienten, was mit dem nicht mehr im Mund benötigten Zahngold geschehen soll, ob man es mitnehmen oder für einen guten Zweck abgeben wolle, wurde häufig zum Anlass einer Spende.

Um die Kosten für die Trennung des Goldes von den Zähnen möglichst niedrig zu halten, sammelte die Zahnärztin erst einmal das Rohmaterial. In größeren Mengen wurde das Einschmelzen billiger. Zum anderen kam der Anstieg des Goldpreises der Aktion zugute. Schüren rundete den Betrag noch etwas auf.

Aber das Finanzamt hielt auch die Hand auf. Die Behörde verlangte von der Zahnärztin, die den Betrag als Einnahme in der Praxis zu verbuchen hatte, noch Steuern für ihre gute Tat.

Hauser konnte von einem weiteren Erlebnis mit Finanzbeamten berichten. Aus einem Topf mit Strafgeldern sollte das Haus der Seidenkultur einen Zuschuss bekommen. Ursprünglich waren 5000 Euro im Gespräch. Doch dann wurden nur noch 1500 Euro aus dieser Quelle freigegeben. Als Gegenleistung und Beleg, dass alles seine Ordnung hat, muss der Vorstand nun einen acht Seiten langen Fragebogen über die Verwendung des Geldes ausfüllen.

In den wenigen Wochen, in denen die Ausstellung im Südbahnhof logiert, hat es sich bewährt, kein Eintrittsgeld von den Besuchern — rund 150 Gäste in den ersten drei Wochen — zu verlangen. Die Spendenbox am Webstuhl bringt mehr als der Verkauf von Eintrittskarten ein.

Noch fehlen rund 60 000 Euro für die Sanierung des Hauses. Aber schon nach dem Ende der Karnevalssession wird die Summe kleiner sein. Mit einem fünfstelligen Betrag rechnet man durch das Schau-Weben im Krefelder Hof, das die Gesellschaft zur Pflege des Brauchtums Creinvelt unter ihre Fittiche genommen hat.

Auch über kleine Summen, die zum Beispiel junge Besucher der Ausstellung im Südbahnhof gespendet haben, freut sich der Förderverein. Nicht minder glücklich ist man über die Unterstützung der muslimischen Gemeinschaft, die eine Benefizveranstaltung für das Haus der Seidenkultur auf die Beine stellen wird.

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