WZ Mobil WZ-Mobil: "Muss hier erst jemand sterben?"

Anwohner fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder. Sie fordern den sofortigen Abriss der Hochhausruine.

Unzugänglich ist das Hochhaus nicht: Eine Anwohnerin der Alten Gladbacher Straße machte dieses Bild mit ihrem Handy.

Unzugänglich ist das Hochhaus nicht: Eine Anwohnerin der Alten Gladbacher Straße machte dieses Bild mit ihrem Handy.

Foto: Sabanovic

Krefeld. Vor dem ehemaligen Studentenwohnheim an der Alten Gladbacher Straße diskutieren dutzende Anwohner über das Gebäude, dass hier viele „Horror-Hochhaus“ nennen.

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Foto: Andreas Bischof

Sie sind sich einig, dass der seit 13 Jahren leerstehende Betonklotz verschwinden muss. „Wir wollen Schlimmeres verhindern“, sagt Sabine Sabanovic und zeigt ein erschreckendes Foto, dass sie mit dem Handy aufgenommen hat. „Es zeigt eine Person, die oben auf dem Dach balanciert“, erklärt Sabanovic und berichtet, dass Anwohner regelmäßig die Polizei rufen, weil auf dem zwölfstöckigen Gebäude junge Leute rumturnen. „Wie lange wollen die noch warten?“, fragt die Mutter dreier Kinder.

Trajce Sabanovic kann seiner Frau nur zustimmen. Er kann nicht nachvollziehen, dass an der Rheinstraße Millionen investiert werden und hier, wo so viele Kinder leben, passiert gar nichts.“ Er habe Angst, seine Kinder alleine zum nahegelegenen Supermarkt gehen zulassen, weil von dem verlassenen Hochhaus zu viel Gefahr ausgehe.

Gülsüm Erdogan hat vier Kinder, von denen zwei die Kita besuchen, die direkt neben dem verlassenem Monstrum liegt. „Ich habe schon oft die Polizei gerufen und mache die Jugendlichen, die das Haus als Abenteuerspielplatz nutzen, darauf aufmerksam, wie gefährlich das ist. Es ist ja Nichts abgesichert, jeder kann rein, wo er will.“ Der Eigentümer müsse mindestens dazu gezwungen werden, das Gelände wirksam abzusichern. „Oder muss erst jemand sterben, ehe hier was geschieht?“, fragt die junge Frau empört.

„Jeden Abend ab 22 Uhr wird es laut in dem Hochhaus. Ich habe Angst um meine Kinder“, unterstreicht das Sami Erdogan und Özgan Mert fügt hinzu: „Es gibt leider viele Wege, um in das Gebäude zu kommen.“

„Ganz unterschiedliche Nationalitäten kommen hier gut miteinander aus, aber rund um diese Ruine verkommt alles“, sagt Sigrid Neunert. Als im Jahr 2014 der Abriss angekündigt wurde, habe Neunert „jeden Tag darauf gewartet, dass endlich der Bagger kommt.“ Ein Investor, der dort ein Seniorenheim bauen wollte, wurde jedoch durch den sogenannten Pflegebedarfsplan ausgebremst. Es bestehe ein Überangebot an Pflegeplätzen in der Umgebung.

Ursula Kruse wohnt in einer Eigentumswohnung schräg gegenüber. „Deren Wert ist bestimmt um zwei Drittel gesunken. Hier muss dringend etwas entstehen, um die ganze Gegend aufzuwerten.“

Serife und Gülsün Erdogan fänden es schön, wenn es statt der Ruine ein Eiscafé, eine Bäckerei oder ein Sonnenstudio geben würde. „Wir haben jeden Tag Angst um unsere Kinder. Da braucht ja nur jemand etwas von oben runter zu werfen, Steine etwa. Und auch um die, die im Haus herumstreichen, muss man sich Sorgen machen“, sagt Serife Erdogan, deren Tochter den Kindergarten nebenan besucht. Auf einen anderen Aspekt weisen Elisabeth und Miroslaw Czajecki hin: „Rudelweise laufen die Ratten tagsüber hier über die Straße und die Vorgärten. Die Biester kommen auch auf den Balkon und fressen dort die Kartoffeln und das Obst an.“

Es sollte ein Neubau entstehen, der viele große Wohnungen bietet, meint Heike Bosnjak „Ein Schandfleck ist das hier“, sagt sie. „Früher gab es hier mal einen Kiosk und Sitzgelegenheiten auf dem Vorplatz, der auch zum Grillen genutzt wurde“, erinnert sich Thomas Luppa.

Auf WZ-Nachfrage teilt die Stadt mit, dass bereits „Schritte gegen die Eigentümerin eingeleitet wurden“, um sie zur Sicherung der Ruine zu bewegen. Komme keine Reaktion, werde die Stadt das Gebäude selbst sichern. Einen Abbruch von Privateigentum könne die Verwaltung nicht initiieren.

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