Krefeld WM der Transplantierten: Olaf Neuke ist dabei

Vor neun Monaten hat der 49-jährige Bockumer eine Spenderlunge bekommen. Jetzt will er gegen andere Sportler antreten.

Krefeld: WM der Transplantierten: Olaf Neuke ist dabei
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist noch kein Jahr her, da hat Olaf Neuke um sein Leben gekämpft. Eine heimtückische Bindegewebserkrankung und ein Emphysem in der Lunge nehmen dem 49-Jährigen die Luft zum Atmen. Die kam damals aus riesigen Sauerstofftanks, 45 Liter pro Woche. Im Sommer 2015 braucht Olaf Neuke dringend eine Spenderlunge. „Zuletzt musste ich auf dem Sofa schlafen, weil ich die Treppe zum Schlafzimmer nicht mehr bewältigen konnte“, erinnert er sich. „Ich konnte mir nicht mal mehr einen Strumpf über den Fuß ziehen, weil das so extreme Atemnot verursacht hat.“

Heute, neun Monate nach seiner Transplantation, meistert der 49-Jährige die vier Etagen vom Keller bis in seine Wohnung in einer Bestzeit von knapp 33 Sekunden. „Mir geht’s super“, sagt er. Aber Olaf Neuke reicht das nicht. Im kommenden Sommer will er bei der Weltmeisterschaft der Transplantierten in Spanien antreten. „Ich will nicht nur am Leben teilnehmen, ich will mit meiner neuen Lunge leben!“

Als er im Internet die Geschichte einer Frau liest, die mit einer transplantierten Lunge für die Europameisterschaft in Finnland trainiert, ist der sportbegeisterte Olaf Neuke Feuer und Flamme. Er recherchiert weiter und stößt im Netz auf die Seite von Transdia-Sport Deutschland, einem Verband, der Sportevents wie die EM und WM für Transplantierte organisiert. „Das ist schon ein großes Ding, dass es so etwas für Transplantierte gibt“, sagt Neuke. „Ich finde es toll, dass so viele Menschen nach der Transplantation nicht den Kopf hängen lassen und stattdessen ihre Trainingsleistungen mit anderen Betroffenen messen.“ Für die WM im Sommer 2017 im spanischen Málaga gebe es schon gut 1000 Anmeldungen aus aller Welt.

Ein Leben ohne Sport? Für Olaf Neuke kommt das nicht in Frage. Schon wenige Tage nach seiner Transplantation im November vergangenen Jahres beginnt der 49-Jährige wieder zu trainieren. „15 Tage nach der OP stand ich schon im Fitnessraum der Klinik“, erzählt er. Zurück zuhause, meldet er sich im Fitnessstudio an.

Trainieren kann er dort nur mit Mundschutz. Die Medikamente, die er nehmen muss, damit sein Körper die fremde Lunge nicht abstößt, fahren sein Immunsystem in den Keller. Das macht ihn anfällig für Viruserkrankungen. Eine Grippe könnte tödlich für den 49-Jährigen enden. Lieber als im Studio trainiert der Bockumer an der frischen Luft — täglich.

Seine Joggingrunde von fünf Kilometern schafft er heute wieder in einer Stunde, 25 Kilometer mit dem Rad in einer Stunde und zehn Minuten. Bis zum Start der Weltmeisterschaft am 25. Juni 2017, will er so fit sein, „dass ich mithalten kann“ — in den Disziplinen Laufen, Radfahren und Schwimmen. Einige seiner Freunde erklärten in deshalb für verrückt. „Die sagen: ,Neuke, du hast ’nen Knall. Du bist gerade erst transplantiert und willst da starten . . .’“

Olaf Neuke stört das nicht. Sein Ziel sei ohnehin keine Medaille: „Dabei zu sein, ist alles“, betont er. Wer noch zweifelt: Das Apartment in Málaga ist schon gebucht. „Ich mach’ das auf jeden Fall — auch wenn ich allen mit der Deutschlandfahne hinterherlaufe.“

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