Thyssen-Krupp: Marsch der Stahlwerker für Mitbestimmung

Die Thyssen-Krupp-Belegschaft macht zwei Tage vor der Vorstandserklärung mobil – in Stahldorf marschierten 1300 Mitarbeiter vom Tor 2 zur Plaza Kaya.

Krefeld. Autokorsi auf deutschen Autobahnen, außerordentliche Thyssen-Krupp-Nirosta-Belegschaftsversammlungen zwischen Ostfriesland und Sauerland, von Krefeld bis Lippstadt: Zwei Tage vor der der angekündigten Vorstandserklärung am Mittwoch zum Konzernumbau mit der Streichung von 2000 bis 3000 Stellen in Deutschland und Einsparungen von 500 Millionen Euro hat die Belegschaft des Weltmarktführers bei Edelstahlprodukten mobil gemacht.

Rund 1300 TKN-Mitarbeiter, auch mit Schlips und Kragen, sorgten gestern Mittag zweimal für Staus auf Gladbacher Straße und Obergath: Sie marschierten vom Tor 2 in einem großen Bogen über die Kreuzungsspinne zur Plaza Kaya, der Veranstaltungshalle, in der schon so manche türkische Hochzeiten gefeiert worden ist.

Hochzeiten mit anderen Unternehmen der Branche - Kooperation genannt - ist nicht im Sinne der Arbeitnehmer-Vertreter. Bernd Kalwa, der TKN-Gesamtbetriebsratsvorsitzende gab sich ebenso kämpferisch wie pathetisch: "Wir machen uns Sorgen um die Zukunft unserer Familien". Dem Konzern-Vorstand, insbesondere Vorsitzendem Ekkehard Schulz und "der alten Krupp-Riege" warf Kalwa Plan- und Ahnungslosigkeit vor: "In Brasilien verzockt, mit der Regierung dort angelegt und dann den Bau einer Kokerei den Chinesen überlassen. Würden wir uns in Brasilien mit unserem Knowhow engagieren, gäbe es einen Cash-In, der Rubel rollte im Konzern." Das geplante Engagement im Süden der USA mit einer Flüssigphase kommentierte der Arbeitnehmer-Vertreter so: "Alabama ist der letzte Schritt, erst kommt Nirosta." Investitionen in den USA dürften nicht gegen die Interessen der Beschäftigten in Deutschland getätigt werden.

Kalwa wirft Schulz vor, eine Kampagne zu fahren. Informiert werde die Presse, aber nicht zuvor der Aufsichtsrat: "Eine Frechheit." Der Vertrauenskörper-Leiter mahnte den Vorstand, daran zu denken, dass es ein "Nach-der-Krise" geben wird: "Wir sind Weltmarktführer durch qualifiziertes Personal geworden. Das gilt es zu erhalten, nicht zu zerstören." Die geplante Schnittstelle zwischen den einzelnen GmbHs und der Holding werde "mit Marionetten besetzt." IG-Metall-Bevollmächtigter Peter Behr: "Werden die Tarifzuständigkeiten beim Service oder in der Logistik geändert, bedeutet das 500 bis 1000 Euro im Monat weniger".

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