Nirosta kämpft um die Zukunft

Die Belegschaftsversammlungen standen am Mittwoch im Zeichen des Verkaufs. Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger stellte sich den Fragen der Beschäftigten.

Krefeld. Es war ein harter Weg, und es bleibt ein schwieriger Weg. Nachdem auch formal der Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp dem Verkauf der Edelstahlsparte an den finnischen Konzern Outokumpu zugestimmt hat, standen am Mittwoch die Belegschaftsversammlungen von Nirosta im Seidenweberhaus ganz im Zeichen des Verkaufs — und der von den Betriebsräten und der IG Metall erreichten Zusagen.

Auf den Versammlungen am Mittwoch — es sind stets drei, damit jeder Beschäftigte die Möglichkeit hat teilzunehmen — nennt Bernd Kalwa noch einmal sein Fazit. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Edelstahlsparte sagt: „Mit dem Ergebnis kann man nicht zufrieden sein — es gibt keinen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen. Aber in dieser Situation heraus ist es das Machbare gewesen — und viele werten es auch als Erfolg.“

Sein Bruder Norbert, Vize-Betriebsratsvorsitzender von Nirosta in Krefeld, legt gerade sein Mobiltelefon weg: „Das war Oberbürgermeister Gregor Kathstede. Er hat bekräftigt, dass wir uns melden sollen, wenn wir ihn brauchen.“

Überhaupt ist Kalwa sehr angetan von der Welle der Solidarität, die Nirosta in den zwölf Tagen der Verhandlungen erfahren hat. Das ging quer durch alle Parteien. Aber auch viele Firmen, auch aus dem Uerdinger Chemiepark, haben Solidaritätsbekundungen geschickt. „Wir haben erfahren, dass die gesamte Stadt Krefeld hinter Nirosta steht.“

Mittwoch, 13.20 Uhr. Über die Außentreppe betritt Heinrich Hiesinger das Seidenweberhaus. Der Vorstandsvorsitzende des Thyssen-Krupp-Konzerns ist nach einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Outokumpu-Chef Mika Seitovirta aus Düsseldorf nach Krefeld gekommen - Krefeld bleibt Hauptsitz der Nirosta GmbH. Die Inoxum-Holding in Duisburg wird nach nur kurzer Zeit des Bestehens wieder aufgelöst.

Hiesinger wird ausgepfiffen — aber nur zu Beginn. Danach ging er auf alle 34 Wortmeldungen ein; die Diskussion ist offen. Der Konzern hat eine 29,9-Prozent-Beteiligung an dem neuen Edelstahl-Weltmarktführer. Hiesinger wurde gedrängt, diese auch so lange wie möglich zu halten. Thyssen-Krupp hat sich neben allen weiteren Vereinbarungen vertraglich auch verpflichtet, bis zu 600 Mitarbeiter der Edelstahl-Standorte zu übernehmen, die von Arbeitsplatzverlust betroffen sind.

Zum Umzug des Nirosta-Standortes Düsseldorf-Benrath nach Krefeld, teilte Bernd Kalwa gestern mit, sind sind die ersten drei neuen Anlagen im Wert von 140 Millionen Euro bereits bestellt.

Die Moral in der Belegschaft sei sehr gut. „Unser Ziel ist, für die Forschung und Entwicklung in Krefeld ein hohes Niveau zu erreichen“, sagt Kalwa. „In den Kampf um die Zukunftsfähigkeit von Nirosta in Krefeld gehen die Kollegen gemeinsam. Der Verlust der Schmelzbasis ist aber sehr schmerzlich. Die Schmelz- oder Flüssigphase ist die Seele des Werkes. Nimmt man uns die Seele weg, bleibt nur Betroffenheit über.“

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