Gute Stimmung im Handwerk

Die Konjunktur brummt, die Zahl der Auszubildenden steigt.

Gute Stimmung im Handwerk
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Dem Handwerk geht es gut“, beginnt Paul Neukirchen den Konjunkturbericht der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Im Wirtschaftsraum Linker Niederrhein, zu dem Krefeld und der Kreis Viersen gehören, beschrieben 92 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als besser oder genauso gut wie im letzten Jahr. Im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf nehme das regionale Handwerk sogar eine Spitzenposition ein. Das sei für viele Innungsbetriebe Grund genug, sich anlässlich des Tags des Handwerks am 16. September mit einem Gewinnspiel bei den Kunden zu bedanken. Alles deute darauf hin, dass die Handwerksbetriebe der Region ihren Umsatz in diesem Jahr um durchschnittlich rund drei Prozent steigern könnten.

Nach einer Blitzumfrage profitiert vor allem das Baugewerbe mit einem Zuwachs von fast fünf Prozent und in seinem Sog auch das Ausbaugewerbe wie die Maler. Als Hauptgrund nennt Neukirchen öffentliche und speziell private Investitionen als Ergebnis der Niedrigzinspolitik. Aber auch das Kfz-Gewerbe und die Gesundheitsbetriebe wie Augenoptiker und Orthopädietechniker seien mit der Entwicklung zufrieden. Selbst bei den Bäckerei- und Fleischereifachgeschäften habe sich die Lage verbessert, nicht zuletzt, weil die Verbraucher wieder auf mehr Qualität und regionale Nähe achteten.

Nicht alle profitieren von der guten Stimmung, so etwa Dienstleistungen wie Frisieren und Kosmetik. 263 Frisörbetriebe konkurrieren allein in Krefeld um die Kunden.

Die gute Konjunktur belebt auch den Ausbildungsmarkt. Ende August haben 819 junge Menschen in Krefeld und im Kreis Viersen einen Ausbildungsvertrag im Handwerk unterschrieben — 16 mehr als im letzten Jahr und 30 mehr als 2015. „Wir kommen jetzt bei jungen Leuten besser an“, freut sich Meurer und nennt als Grund die erfolgreiche Imagekampagne, die auf die jugendliche Zielgruppe fokussiert sei und die sozialen Medien nutze. Zulauf gebe es vor allem im Elektro- und Metallhandwerk sowie speziell bei Land- und Baumaschinenmechatronikern. Alles Berufe, die das Handwerk dank innovativer Technik und moderner Elektronik — wie beim neuen Berufsbild des Systemintegrators — attraktiv machen. Das gelte ebenso für die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder für das Dentallabor, das 3-D-Technik nutzt. Selbst im Tischlerhandwerk werde nicht mehr gehobelt, sondern mit CNC-gesteuerten Maschinen gearbeitet.

Die anspruchsvollen neuen Berufe und die fortschreitende Digitalisierung bereiten Meurer aber auch Sorgen, weil sie gute Schul- und Bildungsabschlüsse voraussetzen. „Wir haben Nöte, diese Stellen mit Top-Leuten zu besetzen“, klagt er, will aber nach wie vor möglichst alle Bewerber mitnehmen. Es gebe noch viele offene Lehrstellen, zum Beispiel bei Bäckereien und Metzgereien.

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