Gesucht: Lehrstelle — und Azubi

Krefeld. „Zufrieden, enttäuscht, ratlos“ — diese drei Begriffe fassen zusammen, was Arbeitsagentur, IHK Mittlerer Niederrhein und Niederrheinische Kreishandwerkerschaft zum Ausbildungsmarkt in der Region zum Ende Oktober sagen.

Zufrieden, weil bei der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge das Vorjahresniveau erreicht wurde — anders als im Landesdurchschnitt. Enttäuscht, weil die Erwartungen, die an den doppelten Abitur-Jahrgang geknüpft waren, nicht erfüllt wurden. Ratlos, weil viele Jugendliche noch keine Lehrstelle gefunden haben, aber es trotzdem noch unbesetzte Ausbildungsplätze gibt.

Frank Lorenz ist IHK-Geschäftsführer im Bereich Aus- und Weiterbildung: „Viele Unternehmen haben sich wegen des doppelten Jahrgangs Lehrstellen zusätzlich für Abiturienten geschaffen. Doch die konnten zum Großteil nicht besetzt werden. Der doppelte Jahrgang hat auf dem Ausbildungsmarkt kaum stattgefunden“, sagt er.

„Zahlen belegen, wie attraktiv das Handwerk nach wie vor für junge Menschen ist“, sagt Jens Wenglarz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. In Krefeld und dem Kreis Viersen wurden 971 Lehrverträge von Januar bis September abgeschlossen, sechs mehr als im Vorjahr. „Viele Betriebe suchen nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte, sondern auch Nachfolger für die Unternehmensführung. Das zieht sich durch alle Handwerksbranchen“, so Wenglarz.

Arbeitsagentur-Leiter Ingo Zielonkowsky schließt sich der Einschätzung der IHK an: „Wir haben mit deutlich mehr jungen Leuten gerechnet. Aber es haben sich viele Abiturienten für eine Alternative entschieden, für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Auslandsaufenthalt, anstatt sofort mit Ausbildung oder Studium zu beginnen. Deshalb werden uns die Auswirkungen des doppelten Jahrgangs wohl in diesem und dem kommenden Jahr weiter begleiten.“

Es gebe einen leichten Zuwachs bei den gemeldeten Lehrstellen, aber das reiche bei weitem nicht, damit jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalte. „Rein rechnerisch stehen weiterhin 100 Bewerbern nur 60 Lehrstellen zur Verfügung. Eine deutliche Steigerung des Angebotes ist daher erforderlich.“

Wer jetzt nicht ausbilde, werde es in drei Jahren schwerer als heute haben, eine geeignete Fachkraft zu finden. Sein Appell an die Jugendlichen: „Es gibt in der Region 200 Ausbildungsberufe. Suchen Sie nach Alternativen zum Wunschberuf.“

Auf den Fachkräftemangel hat die Firma Andritz Küsters bereits reagiert. Sie hat, sagen stellvertretender Geschäftsführer Manfred Uebbing und Personalleiterin Pola Teller, die Zahl ihrer Auszubildenden von vier im Vorjahr auf nunmehr acht erhöht, hinzu kommen nächstes Jahr zwei Industriekaufleute im dualen Studium. Aktuell hat der Maschinenbauer insgesamt 15 Auszubildende.

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