Energie Aus Müll wird Dampf für Currenta

EGK und Chemiepark wollen ihre Standorte verbinden, um überschüssige Energie von der Parkstraße an den Rhein zu liefern.

Dampf soll von der EGK an der Parkstraße zum Chemiepark an den Rhein geleitet werden: Die Unternehmen von Hermann-Josef Roos (Entsorgungsgesellschaft Krefeld), Kerstin Abraham (Stadtwerke Krefeld) und Stefan Dresely (Currenta) sind Partner in diesem „Wärmeverbund Krefeld“.

Dampf soll von der EGK an der Parkstraße zum Chemiepark an den Rhein geleitet werden: Die Unternehmen von Hermann-Josef Roos (Entsorgungsgesellschaft Krefeld), Kerstin Abraham (Stadtwerke Krefeld) und Stefan Dresely (Currenta) sind Partner in diesem „Wärmeverbund Krefeld“.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Noch ist es eine Idee, skizziert, grob geprüft und darauf abgeklopft, ob sie umsetzbar ist: Die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) und Currenta machen Dampf, buchstäblich, und wollen ihn neu nutzen — zum gegenseitigen Vorteil. Das Konzept: Dampf, der bei der Verbrennung des Abfalls in der Müllverbrennungsanlage an der Parkstraße anfällt und in der EGK-Anlage selbst nicht benötigt wird, wird über eine etwa zwei Kilometer lange, oberirdische Stahlrohrverbindung zum Chemiepark geleitet. Dort wird er gebraucht und muss bisher gezielt produziert werden — mit Erdgas.

Bis zu zehn Prozent des Bedarfs, schätzt Stefan Dresely, Leiter Energie bei Currenta, könnte die Lieferung aus der Müllverbrennung abdecken.

Für den EGK-Geschäftsführer liegt der praktische Vorteil auf der Hand: Der Dampf, dessen Energie nicht für die Kläranlage genutzt werde, müsste an der Parkstraße nicht länger aufwendig in Strom umgewandelt und an der Börse verkauft werden — wo die Preise unkalkulierbar und tendenziell nicht hoch sind, sondern könnte im Chemiepark Uerdingen genutzt werden, was entsprechend dessen Erdgasverbrauch senken würde.

Dritter Projektpartner sind die Stadtwerke Krefeld (SWK). „Die Energiewende muss vor Ort geschehen“, sagen SWK-Vorstand Kerstin Abraham, Stefan Dresely und Hermann-Josef Roos, Geschäftsführer der EGK.

Kerstin Abraham verweist darauf, dass an der Parkstraße jährlich aus 350 000 Tonnen Abfall Energie erzeugt wird — nicht nur aus Restmüll. 50 Prozent des Materials seien nachwachsende Rohstoffe — Papier, Pappe und Holz.

Im Winter versorgen die SWK mit dem Dampf zwei Drittel der Krefelder Privathaushalte und kleine Gewerbebetriebe mit Fernwärme.

Dieses Angebot wird nicht eingeschränkt, sollte auch Currenta künftig beliefert werden. „Wir haben so viel Energie, dass wir viel abgeben können“, sagt Hermann-Josef Roos.

1,2 Millionen Tonnen Dampf werden jährlich produziert, 240 000 Tonnen könnten künftig durch die Leitung zu Currenta geschickt werden — unabhängig von der Jahreszeit. 55 000 Tonnen Kohlendioxid könnten im Jahr in Krefeld eingespart werden — eine Menge, die 20 000 Pkw auf 20 000 Kilometern produzieren.

Das Projekt sei nicht neu, würde aber vorhandene Ressourcen sinnvoll nutzen. Es sei mit Sicherheit ein Gewinn für die Ökologie, sagen die Initiatoren. Ob es sich wirtschaftlich rechne, sei dagegen noch offen. Er sei zuversichtlich, sagt Stefan Dresely, der aber keine Zahlen nennen will. Alles hänge von allem ab.

Hermann-Josef Roos gibt immerhin eine Orientierung: Es handele sich um eine Investition in Höhe von zwölf bis 15 Millionen Euro. Maximal 30 Prozent dieser Kosten könnten nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz gefördert werden. Ob am Ende Geld gespart werden könnte, hänge von der Höhe der Investition ab. Dass sich die Dampflieferung positiv für die Bürger in den Gebühren niederschlagen, sei nicht anzunehmen, dämpft Kerstin Abraham mögliche Erwartungen.

In zwei oberirdischen Leitungen sollen der Dampf (EGK — Currenta) und das Wasser (Currenta — EGK) transportiert werden. Die gemeinsame Verpackung — 800 bis 900 Millimeter im Durchmesser — wird auf Trägern über städtischen Besitz, Grundstücke von Straßen NRW, Currenta und Bayer geführt, möglichst nah am Gebüsch- oder Baumbestand und unsichtbar.

Wo sie dennoch bemerkbar wird, suchen die Initiatoren das direkte Gespräch mit den Anwohnern, an deren Häuser die Trasse bis auf etwa 40 Meter herankommt. Ein erster Termin habe stattgefunden, man sei um Einverständnis bemüht, betonen Kerstin Abraham, Hermann-Josef Roos und Stefan Dresely. Es werde ein einvernehmlich realisiertes Projekt, sagt Dresely, „oder gar keins. Es ist ein Miniprojekt, das nicht lohnt, sich mit Anwohnern zu verkrachen.“

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