Voller Anmut und Grazie

Die Zuschauer von „Schwanensee“ erlebten im Eispalast einen zauberhaften Abend.

Voller Anmut und Grazie
Foto: D. Jochmann

Krefeld. Es heißt, wer „Schwanensee“ nicht gesehen hat, der könne Ballett nicht verstehen. Die berühmte Ballerina Galina Ulanowa sagte über das Stück, es sei das Schönste, was man sich vorstellen kann. Wer am Samstag den Weg in den König-Palast gefunden hat, um das Russische Staatsballett mit seiner Darbietung zu erleben, kann die Begeisterung verstehen.

Allzu viele Zuschauer waren jedoch nicht gekommen. Höchstens die Hälfte der Halle wurde von Bühne und Publikum eingenommen — ein ungewohntes Bild. Die Bühne wirkte klein, irgendwie ein bisschen verloren zwischen den Tribünen des riesigen Saals. Die Stadion-Atmosphäre, die der König-Palast nun einmal vermittelt, war nicht wirklich der richtige Rahmen für ein Ballett.

Dem Stück selbst tat das jedoch keinen Abbruch. Als sich nach der Ouvertüre der schwere Samtvorhang öffnete, befand man sich im Palast des Schlosses. Das mehrschichtige Bühnenbild war stimmig, lenkte aber nicht vom Wesentlichen ab. Der Prinz war mit Dmitry Kotermin sehr gut besetzt. Er wirkte jung, dynamisch, konnte aber ebenso den melancholischen Part vermitteln. Auffällig war auch der Hofnarr, der mit kraftvollen Sprüngen und Pirouetten über die Bühne fegte und trotz Clownskostüm würdevoll blieb.

Ein fröhliches Fest wurde gefeiert, die Tänzer wirkten stets, als seien sie mit Freude bei der Sache. Ihre Kostüme waren aufwändig und prunkvoll, aber nicht überladen.

Als Anna Shcherbakova die Bühne betrat, verstand man, warum sie die Doppelrolle der Odette und der Odile tanzen durfte: Sie wirkte noch ein Stückchen anmutiger und graziler als ihre Kollegen, ihr Körper, trainiert bis in den letzten Muskel. Die Bewegungen schienen federleicht, und Shcherbakovas Armbewegungen erinnerten tatsächlich an einen Schwan. Sie verkörperte sowohl die gute als auch die böse Seite überzeugend.

Einzig das Gefühl der Liebe, das sie und den Prinzen verbinden sollte, kam nicht rüber. Es bestand zunächst keine Verbindung zwischen den beiden. Das wurde jedoch bei jedem Zusammentreffen besser, die gemeinsamen Bewegungen inniger.

Die unsterbliche Musik von Piotr Iljitsch Tschaikowski vermittelte in den einzelnen Szenen immer wieder die passende Stimmung. Das Zusammenspiel von Musik und Tanz, Drama und Freude ließ die rund zwei Stunden schnell verfliegen. Am Ende schaute man in strahlende Gesichter, und es war klar, dass der Zauber von „Schwanensee“ auch im Krefelder König-Palast angekommen war.

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