Brand Taxifahrer rettet Bewohner vor den Flammen am Frankenring

Krefeld. Es ist etwa 3.40 Uhr in der Nacht zu Sonntag (1. Mai), als Varghese Rajesh über seinen Taxifunk eine alarmierende Nachricht erhält. „Ein Kollege sprach von einem Feuer am Frankenring Ecke St.-Anton-Straße.

Varghese Rajesh fährt in der Nacht des 1. Mai zum brennenden Mehrfamilienhaus am Frankenring und weckt die Bewohner.

Varghese Rajesh fährt in der Nacht des 1. Mai zum brennenden Mehrfamilienhaus am Frankenring und weckt die Bewohner.

Foto: Fotos: abi/Archiv samla

Ich war zu diesem Zeitpunkt am Amtsgericht, also in unmittelbarer Nähe“, berichtet der 35-Jährige. Er reagiert sofort. „Ich habe die Feuerwehr verständigt, dann bin ich zu der Stelle gefahren, wo es brennen sollte.“

Vor Ort angekommen, sieht er, wie die Flammen bereits meterhoch aus dem Dachgeschoss des Hauses in den Nachthimmel lodern. Rajesh stellt den Wagen irgendwo auf der Straße ab und rennt zu einer der Eingangstüren des Mehrfamilienhauses. „Ich habe nicht groß nachgedacht, ich wusste, dass ich reagieren musste, und habe alle Klingeln auf einmal gedrückt und gegen die Tür gehämmert.“

Feuer an der Sankt-Anton-Straße
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Feuer an der Sankt-Anton-Straße

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Mit ihm sind noch andere junge Menschen vor Ort, die ebenfalls versuchen, die Bewohner vor dem drohenden Feuer-Tod zu warnen. „Alle Fenster waren verschlossen, ich hatte das Gefühl, die Bewohner bekommen gar nichts mit“, sagt Rajesh. Doch irgendwann öffnet sich die Hauseingangstür zum Flur des Mehrfamilienhauses. „Ich bin dann hochgerannt, habe gegen alle Türen geschlagen und geschrien, bis sich endlich die Wohnungstüren öffneten.“ Während andere Helfer in dem Treppenhaus bleiben, um die Menschen aus Wohnungen auf die Straße zu führen, rennt der 35-Jährige hingegen aus dem Haus hinaus und klingelt an der Tür des Nebenhauses.

Die führt zu anderen Wohnungen, die ebenfalls vom Brand bedroht sind. Doch auch hier öffnet auf das Klingeln und klopfen hin zunächst kein Bewohner die Türe. „Es war der Wahnsinn, über uns war der Himmel so hell durch das Feuer und innen schienen die Leute zu schlafen.“ Nach einer „gefühlten Ewigkeit“ summt aber auch hier der Türöffner und Rajesh rennt wild rufend durch das Treppenhaus. Der Qualm durchzieht schon längst den Flurbereich, Rajesh muss sich zum Schutz etwas vor den Mund halten. Im oberen Stockwerk wartet eine ältere Dame auf ihn.

„Sie sagte mir, dass ihr Mann blind sei und ich ihn runterführen müsste“, erzählt Rajesh. „Als ich den Mann dann runterbringen wollte, kamen mir schon die Feuerwehrleute entgegen, die mich baten, den Mann nach unten zu bringen. Als wir draußen waren, musste ich sofort mein Auto wegsetzen. Daran hatte ich gar nicht gedacht“, sagt Rajesh, der die ganze Rettungsaktion wie in Trance erlebt.

Danach muss er zur Untersuchung, bevor er nach Hause fährt. „Ich musste einfach schauen, ob es meiner Familie gut geht.“ Es ist alles in Ordnung. „Ich würde so etwas immer wieder tun, denn ich hoffe, dass es Menschen gibt, die auch mir in so einer Situation helfen würden.“ Im normalen Leben arbeitet Rajesh als Masseur.

Er fährt am Wochenende Taxi, um sich etwas dazuzuverdienen. Bei dem Brand in der Nacht zum 1. Mai waren ein Mann und ein Hund ums Leben gekommen. Insgesamt waren 23 Menschen evakuiert worden.

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