Tanzen: Malika und Stanislav freuen sich auf die Deutsche Meisterschaft

Die erfolgreichen Tänzer des TC Seidenstadt sind 19 Jahre alt. Im März treten sie in der Glockenspitzhalle an.

Krefeld. Für das beste Tanzpaar des TC Seidenstadt Krefeld ist es optimal, dass ihr Verein seine Clubräume im Hauptbahnhof hat. Jeden Tag müssen Malika Dzumaev aus Erkelenz und ihr Tanzpartner Stanislav Kestel aus Düsseldorf anreisen, um ihr gemeinsames Trainingspensum von vier Stunden zu absolvieren. Der Eifer der beiden 19-Jährigen ist derzeit besonders groß, denn am 19. März starten sie erstmals zusammen bei der Deutschen Meisterschaft in den Lateinamerikanischen Tänzen, die in der Glockenspitzhalle stattfindet.

Dabei gilt es, in den fünf geforderten Tänzen — Samba, Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive — in jeweils eineinhalb bis zwei Minuten die Jury zu überzeugen. Welche Stücke gespielt werden, wissen die Teilnehmer nicht, und so muss die Interpretation der Musik spontan innerhalb von Sekundenbruchteilen kommen — natürlich auf der Grundlage von perfekten Schrittkombinationen.

Für Malika und Stanislav ist das nicht so einfach, denn sie sind noch kein lange eingespieltes Paar. Aber auf der Tanzfläche sind sie trotzdem schon alte Hasen. Stanislav, der seit 2002 in Deutschland lebt, wurde schon in Kasachstan als Sechsjähriger von seiner Mutter zu einer Volkstanzgruppe gebracht, weil er so schüchtern war.

Malika begann dagegen 2003, gerade von Russland nach Deutschland umgezogen, mit dem Standard- und Lateintanz. Der Schwerpunkt verschob sich aber schnell auf den lateinamerikanischen Tanz, weil ihr damaliger Partner viel kleiner war als sie. Bei diesen Tänzen werden mehr Bewegungen getrennt ausgeführt, so dass es nicht ständig auffällt, dass die junge Dame ihren Herrn um einen Kopf überragt. Mit diesem Problem müssen sich die beiden Zwölftklässler heute nicht mehr herumschlagen, denn sie ergeben auch ein optisch sehr ansprechendes Paar, dem man gerne bei ihrem Training zuschaut.

Dafür plagen sie andere Dinge. Allen voran sind es die hohen Kosten, die ihr Hochleistungssport verursacht: das Training bzw. die Trainerhonorare, die Schuhe, die Kleider und die vielen Fahrten — täglich zum Training nach Krefeld und zu den Turnieren in Deutschland und im Ausland.

Glücklich sind die beiden jungen Tänzer darüber, dass es ihnen inzwischen gelungen ist, wenigstens für ihre teuren Tanzschuhe einen Sponsor zu finden.

In ihren sozialen Kontakten unterscheiden sie sich durch das intensive Training deutlich von ihren Altersgenossen: „Weil wir so viel trainieren, haben wir kaum Freunde außerhalb des Tanzsports. Bei internationalen Turnieren lernen wir dafür aber Freunde in aller Welt kennen“, sagt Stanislav.

Der sportliche Erfolg steht für die beiden erst einmal im Vordergrund. „Man muss mit der Einstellung hingehen, dass man gewinnen will. Nur dann ist man gut“, lautet die Philosophie des Tanzpaares. Für die Deutschen Meisterschaften rechnen die jungen Talente aber nicht mit einem Spitzenplatz — soweit kennen sie die Spielregeln und Gewohnheiten in ihrer Sportart. Wenn man noch nicht bekannt ist, hat man keine Chance ganz nach vorne zu tanzen. „Es ist ein bisschen frustrierend, aber man weiß es ja!“

Wie es sich anfühlt, auf dem glatten Parkett zu siegen oder einen Platz zu erreichen, wissen die beiden dennoch. Malika war bei der Deutschen Meisterschaft 2009 im Seidenweberhaus Dritte und Stanislav, der zwei Jahre in Kanada lebte, wurde dort mehrfach kanadischer Meister bei den Junioren.

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