Spielplatzprüfer: Für mehr Sicherheit im Sand

Unterwegs mit Spielplatzprüfern: Sie kontrollieren die Geräte regelmäßig auf Sicherheit.

Krefeld. Mit großen Augen starrt Emilia die beiden Männer an, die vor ihr im Sand stehen. Die wiederum betrachten mit fachmännischem Blick die Rutsche, auf der Emilia gerade sitzt. Als einer der beiden plötzlich an der Rutsche rüttelt, fängt Emilia leise an zu glucksen. Emilia, genannt Emi, ist eineinhalb Jahre alt und mag Rutschen sehr, wie ihre Mutter Yvonne Kunze zu berichten weiß.

Die beiden Männer heißen Erich Höges und Michael Wielebinski und Rutschen sind Teil ihrer Profession. Sie arbeiten für den Fachbereich Grünflächen — Höges als Reparaturkolonnenleiter und Wielebinski als Betriebshofleiter. Außerdem sind sie zertifizierte Spielplatzprüfer. Und damit sind sie zuständig für die Sicherheit auf den rund 170 Krefelder Spielplätzen. Heute sind sie zur sogenannten Sicht- und Funktionskontrolle auf dem Spielplatz im Stadtwald.

Höges erklärt, worum es dabei geht: „Man achtet auf die Standfestigkeit der Spielgeräte und überprüft die beweglichen Teile.“ In der „Spielsaison“ von März bis Oktober werde jeder Spielplatz einmal wöchentlich auf diese Weise überprüft.

Einmal im Monat gebe es zusätzlich eine „Verschleißkontrolle“. Dabei werde ein wenig genauer hingeschaut, etwa indem Materialstärken gemessen würden. Und bei der Jahreskontrolle schließlich, würden sogar Fundamente ausgegraben und Kugellager aufgeschraubt.

Die theoretische Grundlage für diese Kontrollen liefert das Buch „Spielplätze und Freizeitanlagen“, herausgegeben vom Deutschen Institut für Normung. Auf 664 Seiten geht es darin um Installation, Inspektion, Wartung und Betrieb. Ein wichtiger Aspekt sind außerdem Gefahrenstellen.

Die seien unter anderem folgender Art, erklärt Wielebinski: „Es gibt Quetschstellen und es gibt Fangstellen.“ Die Quetschstellen fänden sich an beweglichen Teilen, etwa den Aufhängungen von Schaukeln. Und die Fangstellen in Zwischenräumen, etwa bei den Leitern von Rutschen.

Um diese Quetsch- und Fangstellen zu identifizieren, haben Höges und Wielebinski einen Koffer mit Prüfkörpern dabei. Die meisten von ihnen simulieren verschiedene Körperteile von Kindern und wenn sie irgendwo hinein- oder hindurchpassen, kann eine potenzielle Gefahrenstelle vorliegen.

Einer dieser Prüfkörper, ein rotes Plastikstück mit 23 Zentimetern Durchmesser, steht für einen Kinderkopf. Höges: „Wenn wir damit eine Kopf-Fangstelle finden, muss die beseitigt werden. Es gilt das Prinzip — wenn der Körper durchgeht, muss auch der Kopf durchgehen.“ Deshalb habe man hinter der Leiter einer der Rutschen eine Metallplatte befestigt, um so die Lücken zwischen den Sprossen zu schließen, in denen die Kinder sich verfangen könnten.

Dann packt er einen weiteren Prüfkörper aus — es ist ein unten beschwerter Metallstab, an dem oben eine Kette befestigt ist. Höges legt ihn auf die Rutsche und lässt los — der Prüfkörper gleitet ungehindert nach unten. An der Rutsche gibt es also keine Kordel-Fangstellen. Wielebinski: „Das wäre auch sehr gefährlich. Wenn Kinder mit den Kordeln von ihren Anoraks hängen bleiben, kann es passieren, dass sie sich strangulieren.“

Obwohl Höges und Wielebinski bei ihren Kontrollen alles tun, um derartige Gefahrenstellen zu entdecken und zu beseitigen, wissen sie auch, dass immer ein gewisses Restrisiko bleibt. Daher komme es auf Spielplätzen auch hin und wieder zu kleineren Blessuren. Und das, betont Wielebinski, sei auch kein Problem: „Wenn das Spielen nämlich völlig ungefährlich ist, finden die Kinder es langweilig.“

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