Silvia & the City: Viel Wind um einen Baum

New York/Krefeld. Städte und ihre Klischees: Paris ist die Stadt der Liebe, Londondie des Regens und New York schläft niemals. Passend dazu kennt auch jeder diedazugehörigen Wahrzeichen, egal ob Eiffelturm, Big Ben oder Freiheitsstatue.

Letzteremöchte im New Yorker Dezember leider niemand sehen.

In der Weihnachtszeit hat dieStadt ein anderes pompöses Wahrzeichen: den Weihnachtsbaum am RockefellerCenter.Zu seiner offiziellen Eröffnungszeremonie Ende November pilgernScharen von Touristen in das Herz Manhattans. Weil der Platz, auf dem derbesagte Baum steht, aber ganz und gar nicht für einen solchen Andrangausgerichtet ist, hat die New Yorker Polizei ein spezielles Rotationsprinzip ausgetüftelt,um alle Besucher am Baum vorbeizuschleusen. So bekommt die Mehrheit derAngereisten die Gelegenheit, exakt ein Bild von der noch unbeleuchteten Tannezu knipsen und wird dann lautstark dazu aufgefordert, sofort weiterzuziehen.

Damites bei der Fernsehübertragung nicht so unruhig aussieht, darf nur einmarginaler Teil der Menschen die Feierlichkeiten aus nächster Nähe betrachtenund vor dem Christbaum stehen bleiben - stundenlang, in eisiger Kälte. Kurz bevordie Lichter dann angeknipst werden, stimmt Klischeeblondine Jessica Simpsonnoch lasziv ein Weihnachtslied an, bis es um Punkt neun schließlich so weit istund der Countdown heruntergezählt wird.

Und dann das: Die Bildschirme in denSeitenstraßen, die die Feier übertragen, fallen aus. Die Menge ist verärgert, stöhntund pfeift. Kinder brechen in Tränen aus und eine Frau ruft entsetzt: "Ihr habtmein Weihnachten zerstört."

So ändern sich die Zeiten: Erstmals 1931 aufgestellt, sollte derBaum den Menschen in der großen Depression Hoffnung spenden. Heute ist er beimanchen Ursache dafür.

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