Schluff: Der Graf braucht weiches Wasser

Vor jeder Fahrt muss die Dampflok vorgeheizt werden. Am Donnerstag geht’s wieder zum Hülser Berg.

Krefeld. "Ohne Dampf geht gar nichts", lächeln Lokführer Jakob Brockmans und Heizer Christoph Steinberg. "Dann fährt die Lok nicht, die Pfeifen funktionieren nicht und das Läutewerk ebenso wenig." Deshalb sind die beiden Männer schon früh auf dem Betriebshof der SWK eingetroffen. Seit neun Uhr heizen sie die altehrwürdige Graf Bismarck XV an, damit der Kessel ordentlich dampft. Sie haben die Ölkanne in der Hand, auf dass die Fahrt abgeht wie geschmiert. Und zum Schluss setzen sie an diesem Morgen die Lokomotive auf den Zug, wie es fachmännisch heißt. Dann geht es nach St.Tönis. Dort warten die Gäste bereits ungeduldig auf die erste planmäßige Tour des Jahres mit dem Schluff zum Hülser Berg.

Noch steht die schwarz-rot-grün gestrichene Maschine aus Eisen und Stahl, die 66,5 Tonnen schwere, knapp vier Meter hohe "Graf Bismarck" zur letzten Kontrolle im Schuppen auf der Arbeitsgrube. "Per Knopfdruck zünde ich morgens als Erstes den Brenner, der das Wasser erhitzt und wir Dampf bekommen", berichtet Brockmans. "Der Temperaturanstieg muss langsam erfolgen, sonst bekommt der Kessel Risse." Und wie zur Bestätigung ertönen stetig leise grummelnde Laute aus dem Bauch der Lok.

Es dauert drei bis vier Stunden, bis der 4000-Liter-Kessel kocht. Nochmals 4000 Liter fassen die Behälter, aus denen die klare Flüssigkeit nachgefüllt wird. "Es gibt nichts Schlimmeres, als unterwegs kein Wasser mehr zu haben, dann würde der Kessel explodieren", erklären die Fachmänner. "So etwas ist aber noch nie passiert." Deshalb haben vier Augen den Anzeiger stets im Blick. Normales Leitungswasser ist der Bismarck übrigens viel zu hart. Mit einem entsprechenden Zusatzmittel wird es zu "weichem Wasser." 1600 Liter Heizöl hat die Lok außerdem an Bord gebunkert.

Und dann ist es soweit: Der Schluff ist startklar. Brockmans löst die Bremsen, und betätigt den Regler, der die Funktion eines Gaspedals hat. "Dann strömt Dampf in den Arbeitszylinder, und ab geht die Fahrt. Zuerst aber nur soweit, um die Wagen anzukoppeln. Und wenn dann die Bremsprobe zur Zufriedenheit ausfällt, geht es wirklich los.

Maximal 280 Personen können eine "rasante Fahrt" - der Schluff bringt es auf stattliche 30 Stundenkilometer - durch die Natur genießen. "Wir haben noch keinen stehen gelassen", beteuert Steinberg. "Ein Zugführer und zwei Schaffner bewegen sich in den Wagen und haben auch ein waches Auge auf die Reisenden. Es gab schon einmal welche, die die Fahrt auf dem Dach verbringen wollten . . ."

Am Donnerstag rollt der Schluff wieder. Er fährt bis 14. Oktober an allen Sonn- und Feiertagen. Der genaue Fahrplan ist im Internet zu finden:

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