Reparatur: Alarm in der Porzellan-Klinik

In der Krefelder Zentrale am Ostwall werden lieb gewonnene Stücke wieder hergerichtet.

Krefeld. Scherben bringen Glück, sagt ein altes Sprichwort. Daher auch der Polterabend. Aber manchmal zerbrechen die Dinge ganz unabsichtlich, dem Besitzer gilt das Glück weniger als der Kummer um ein Erbstück, ein unersetzbares Teil aus einem Service oder eine teure Schale. Diesen Menschen kann geholfen werden: in der Porzellan-Klinik. Die Zentrale befindet sich in Krefeld, acht Werkstätten im Kooperationssystem gehören dazu.

Die Idee zu dem Verbund-System hatte Joachim Niering, der sich ausgerechnet hat, dass in Deutschland 20 Millionen Menschen Porzellan besitzen und so zu seinen potentiellen Kunden zählen. "Und die meisten Menschen wissen gar nicht, dass man Porzellan reparieren lassen kann."

Niering hat vor Jahren das Know-How entwickelt, mit dem man die Schäden beheben kann. Sei es nun eine alte Kaffeetasse mit Sprung, eine Meißener Figurine, der der goldene Ball abhanden gekommen ist, ein Spiegelrahmen, der in mehr als hundert einzelne Teile zerbrochen ist oder ein Puppenkopf. Denn nicht nur Porzellan kann man hier richten lassen.

Auch in verwandten Bereichen hilft die Porzellan-Klinik. Steingut, Keramik, Gips und Glas kann man wieder herrichten. Das Wichtige dabei: "Es kommt dabei auch immer auf die richtige Farbe an", erzählt Niering aus seiner Erfahrung. Seine Kenntnisse gibt er den Franchise-Nehmern in einem dreiwöchigen Intensiv-Kurs weiter, und dann können sie (fast) alles selber reparieren.

Demnächst wird in Magdeburg das neunte Geschäft eröffnet. Die Kosten für eine Reparatur richten sich nach einem festen System: Wie viele Arbeitsstunden sind notwendig? Das hängt von der Art der Reparatur ab, bei der man drei verschiedene Formen unterscheidet: Beim Reparieren wird etwa eine Scherbe wieder eingesetzt, aber die Bruchstelle kann noch sichtbar sein. Soll man gar keinen Schaden mehr sehen, ist es eine Restaurierung. Das braucht mehr Arbeitsstunden, wird also teurer. Und schließlich gibt es noch die "museale Restaurierung", bei der man sehen soll, welches Teil ersetzt oder wieder bemalt wurde.

All diese Details bespricht die Porzellan-Klinik mit ihrem Kunden, und kann dabei genau herausfinden, was der Kunde wirklich möchte. "Dabei entstehen ganz intensive Momente", berichtet Niering, der eigentlich Sozialpädagoge ist, "ich mag diesen Aspekt besonders."

Und man ist auch diskret: Ganz am Anfang, die Firma wurde 1995 in Münster gegründet, sollte mal in einer Werkstatt in Ostdeutschland eine Lenin-Büste wieder hergerichtet werden. Eine ältere Mitarbeiterin kannte sich mit dem Material noch aus - man konnte das gute Stück, angeblich von Honeckers Schreibtisch, wieder ganz machen.

Und wenn gar nichts mehr geht, greift Niering auf seine "Börse" zurück. Hier sind tausende Stücke versammelt, die er auf Auktionen, bei Haushaltsauflösungen oder Trödelmärkten suchen lässt. Alles schöne Dinge, die nicht mehr hergestellt werden und dem einzelnen Kunden sein Service wieder vervollständigen oder die Lieblingstasse einfach ersetzen.

Kontakt: Porzellan-Klinik, Ostwall 111, Ruf: 6 58 44 50 oder 01805/76 79 35

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