Praktikum mit Familienanschluss

Bei der Tischlerei Wiedekind ist ein junger Auszubildender aus La Rochelle zu Gast.

Krefeld. Jerome Poisson, Tischler-Lehrling aus der französischen Atlantikstadt La Rochelle, lernt als Praktikant in der Tischlerei Wiedekind in Fischeln - mit Familienanschluss und gefördert von der Handwerkskammer Düsseldorf.

Sohn Jonas Wiedekind, Auszubildender im elterlichen Betrieb, findet es "voll cool", dass er bald zum Gegenbesuch und Praktikum nach La Rochelle fahren darf.

"Zwei bis drei Tage hat es gedauert, bis Jerome sich eingewöhnt und geöffnet hat", berichten Clemens A. und Beatrix Wiedekind, die den Austausch spannend finden. Kein Wunder, denn der Praktikant versteht kein Deutsch und kaum Englisch, während die Wiedekinds kein Französisch sprechen.

Kommuniziert wird also mit Händen und Füßen. Beruflich sei das im Handwerk ein kleineres Problem, weil man die Arbeit vormachen kann, so Tischlermeister Wiedekind.

Sein Sohn Jonas, der nur ein Jahr Französisch in der Schule hatte, will das Angebot der Handwerkskammer Düsseldorf zu einem Sprachkurs nutzen, bevor er ins Nachbarland nach La Rochelle fährt.

Jerome hat inzwischen unerwartete Erfahrungen gemacht. In der ersten Woche war er zusammen mit zehn weiteren französischen Tischlerlehrlingen in einer Jugendherberge in Düsseldorf untergebracht, arbeitete in den Lehrwerkstätten der Handwerkskammer und nahm mit der Gruppe an einem kulturellen Programm teil. Beeindruckt hat ihn, dass in Krefeld so viele teure Autos gefahren werden.

Bei der Arbeit ist ihm aufgefallen, dass in der Seidenstadt sorgfältiger, aber langsamer gearbeitet wird als in französischen Betrieben. Und dass es hier keine 90-minütige Mittagspause gibt, in der alle gemeinsam essen und ausruhen.

"Das liegt wohl daran, dass es bei uns die 35-Stunden-Woche gibt", meint sein Ausbilder Michael Lecaplain aus La Rochelle, der die Lehrlingsgruppe in Deutschland begleitet.

In Frankreich kann sich Jonas schon einmal auf eine Woche Ausbildungszentrum einstellen, in dem der Blockunterricht der dualen Berufsausbildung stattfindet. Dieser Berufsschule ist ein Internat angliedert. "Bei und geht es nicht so locker zu wie hier in Deutschland. Es ist eher ein strenges und straffes Schulsystem", warnt Jerome seinen Kollegen Jonas vor.

Doch das schreckt diesen nicht: Er will die Unterschiede bei der Arbeit und im Zusammenleben kennen lernen und freut sich auf die anschließende zweiwöchige Praktikum-Erfahrung in Jeromes Ausbildungsbetrieb.

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