Porträt: Die „Mutter“ der Krefelder Tafel nimmt Abschied

Elisabeth Ploenes hat die Einrichtung gegründet und 13 Jahre lang geführt. Viele Begegnungen haben sich ihr eingeprägt.

Krefeld. Hobbys? Die muss Elisabeth Ploenes erst wieder lernen, wie sie selbst zugibt. 13 Jahre lang hat sie die Krefelder Tafel als Vorsitzende geführt. Jetzt hat sie dieses Amt abgegeben - aus gesundheitlichen Gründen. "Ich hatte schon lange meine Grenzen erreicht.

Im Laufe der Jahre bin ich wohl sogar darüber hinaus gegangen. Meine beiden Töchter haben mir geraten, kürzer zu treten. Und das setze ich konsequent um", erzählt die 63-Jährige. Wer Elisabeth Ploenes kennt, weiß, dass ihr das nicht leicht gefallen ist.

Immerhin war die Einrichtung ihr "Kind". Die Idee zu dieser Form der Hilfe - Lebensmittel werden in Supermärkten eingesammelt und an Bedürftige verteilt - hatte sie aus den USA mitgebracht.

"Dort gab es diese Lebensmittelausgabe schon länger. Und ich dachte mir, dass es auch bei uns Menschen gibt, denen es nicht so gut geht und die wir mit dieser Hilfe auffangen könnten."

Wie Recht sie damit haben sollte, zeigte sich schnell. "Wenn die Wachstumsraten der Firmen so wären wie die der Krefelder Tafel, dann ginge es allen gut", sagt Elisabeth Ploenes und klingt dabei ein bisschen verbittert. Denn ihr größter Wunsch ist es eigentlich, dass Einrichtungen dieser Art überflüssig sind.

Aber davon kann derzeit keine Rede sein. "Es gibt immer mehr Menschen, die uns brauchen. Eigentlich müssten wir diejenigen, die neu zu uns kommen, abweisen. Aber das können wir doch nicht machen." Ob Elisabeth Ploenes merkt, dass sie immer noch "wir" sagt?

"Das passiert mir andauernd. Obwohl ich weiß, dass der Verein bei meinem Nachfolger Wolfgang Krumm und bei Irmgard Hausmanns in guten Händen ist, fällt mir das Raushalten schwer, da muss ich mich erst noch dran gewöhnen."

So ganz muss sie sich gar nicht umstellen. Immerhin bleibt sie leitendes Mitglied des Vereins. Gerade erst wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Und die Kindertafel hat sie schließlich auch noch. Die hat sie vor gut eineinhalb Jahren sozusagen als "Unterabteilung" ins Leben gerufen.

Über Spenden und Patenschaften erhalten bedürftige Kinder einen Zuschuss zum Schul-Mittagessen. "An der Comeniusschule unterstützen wir außerdem ein Koch-Projekt mit Lebensmitteln. Damit lernen die Kinder, Verantwortung für sich zu übernehmen. Manche wissen gar nicht, was Blumenkohl ist."

Es sind überhaupt diese Einzelschicksale, die Elisabeth Ploenes nicht loslassen. "Anfangs war es noch schlimmer. Es gab so viele Momente und Begegnungen, die mich Tage beschäftigt haben." Die gibt es zwar immer noch, aber "ich komme besser damit zurecht".

"Weh tut es aber immer noch, wenn ich sehe, wie viele Menschen bedürftig sind. Und wie groß die Genanz ist. Es kostet die meisten große Überwindung, sich zur Lebensmittelausgabe anzustellen", weiß die zweifache Mutter und Oma.

Eine Begegnung ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: Eine Mutter, die das gesamte Geld für die Kleidung ihres Sohnes ausgab, damit er in der Schule nicht auffällt.

"Sie hat sich lieber hier angestellt. Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig einheitliche Schulkleidung wäre - dann wäre wenigstens dieser Druck für Kinder und Eltern weg."

Soziales Engagement war für die 63-Jährige schon immer selbstverständlich. Vor der Gründung der Krefelder Tafel hat sich Elisabeth Ploenes in der Pfarr-Caritas engagiert, Altenheimbesuche gemacht. Christlicher Glaube spielte dabei stets eine große Rolle.

"Auch über die reine Lebensmittelausgabe hinaus habe ich immer versucht, den Menschen zu helfen." Etwa beim Schreiben von Bewerbungen oder auch bei der Anschaffung eines Kommunion-anzugs.

"Ich hatte immer das Glück, Zeit für soziales Engagement zu haben. Und mir hat es auch immer viel zurückgegeben."

Mehr Zeit hat Elisabeth Ploenes von nun an auf jeden Fall. Die will sie vor allem mit ihren beiden Enkeln verbringen. Und für Hobbys wird sicher auch noch etwas übrig bleiben...

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