Neurochirurgen retten junger Marokkanerin das Leben

Nezha M. hatte einen faustgroßen Tumor im Gehirn. Im Klinikum wurde sie kostenlos operiert.

Krefeld. Nezha M. kann wieder hoffen. In einer dramatischen Operation wurde der 21 Jahre alten Marokkanerin im Krefelder Helios-Klinikum ein beinahe faustgroßer Tumor aus dem Gehirn entfernt. Chefarzt Prof. Frank Ulrich sagt: „Es war eine lebensbedrohende Situation. Wir wussten nicht, ob die Patientin nach dem Eingriff wieder aufwachen würde.“

Auch die Vorgeschichte ist Drama pur: Nezha, achtes und jüngstes Kind einer armen Bauernfamilie, hatte nämlich bereits vier Eingriffe in der marokkanischen Hauptstadt Rabat hinter sich, die 600 Kilometer von ihrem Dorf entfernt ist. Die Kosten dafür — rund 4000 Euro pro Operation — ruinieren zwar ihre Familie, der schlechte Gesundheitszustand bessert sich jedoch nicht. Offenbar, so schätzt Ulrich die marokkanischen Kollegen ein, „haben die das Wagnis gescheut“.

Letzte Hoffnung ist eine Tante, die seit 1969 in Duisburg lebt. Ein Verein sagt seine Hilfe zu, kann sein Versprechen aber nicht halten, als Nezha nach Deutschland kommt. Die Zeit verrinnt, Mitte Dezember läuft ihr Visum ab. Die Heimreise wäre das Todesurteil.

Tante und Cousine Leila Aharroud aus dem Sauerland sprechen mit verschiedenen Kliniken, die eine kostenlose Behandlung ablehnen. Erst bei Helios-Geschäftsführer Reiner Micholka finden sie Ende November Gehör und bekommen eine Zusage. Das Unternehmen Helios regelt die Verlängerung des Visums, bereitet die komplizierte Operation vor, die zwei Tage vor Weihnachten rund vier Stunden dauert.

Im hinteren Hirnbereich, zwischen den Augen, finden die Mediziner einen Tumor. Er drückt auf die Gesichtsnerven, die die Mimik steuern, auf die Nervenstränge, die durch die Wirbelsäule verlaufen, auf das Bewusstseinszentrum im Gehirn. Millimeter für Millimeter arbeiten sich die Chirurgen vor. Vier Okulare liefern eine 15-fache Vergrößerung des Operationsfeldes und dreidimensionale Bilder. Spezialgeräte (Neurochirurg Ulrich: „Man könnte sie als Navigationsgeräte bezeichnen.“) unterstützen die vier Spezialisten im OP. Nach vier Stunden höchster Konzentration sind die Mediziner am Ziel: Der Tumor ist aus Nezhas Gehirn entfernt.

Die junge Frau erhält vom Chefarzt eine „sehr gute Prognose“. Sie kann — vorsichtig noch — schon wieder laufen, ihr linkes Augenlid lässt sich noch nicht ganz schließen. Am Freitag hat sie Krefeld verlassen. In der Reha-Klinik von Helios in Holthausen wird sie in den nächsten drei Wochen lernen, wieder ein fast normales Leben zu führen. Auch diese Behandlung ist kostenlos.

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