Musik Fischer am Südwall: Eine Institution hört auf

Nach knapp 45 Jahren schließt Helga Fischer am 20. Dezember ihr Musikfachgeschäft am Südwall.

Krefeld. Am Freitag, 20. Dezember, ist der letzte Tag. Wenn Helga Fischer dann ihr Fachgeschäft Musik Fischer am Südwall 8 zuschließt, wird sie es nicht mehr öffnen. Mit ihr, sagen ihre Kunden, verlässt eine Institution Krefeld. Musik Fischer ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus dafür bekannt, Noten aller Zeiten und Länder schnell besorgen zu können. „Neben dem Verkauf von Musikinstrumenten und Zubehör ist die Notenliteratur unser Schwerpunkt“, sagt Helga Fischer.

Gerne hätte sie noch das 50-jährige Bestehen gefeiert: „Aber ich bin 76 Jahre alt. Ich habe auch einen Nachfolger gesucht, aber ich hätte nur jemanden genommen, der wirklich etwas davon versteht“, sagt sie. „Ich habe aber leider keinen adäquaten Nachfolger gefunden.“

Die gebürtige Krefelderin hat seinerzeit ihre dreijährige Ausbildung zur Musikalienhändlerin in Wiesbaden gemacht. Ihr Geschäft eröffnet hat sie im März 1969 — und wurde zur ersten Anlaufstelle für Musiker, Chormitglieder und deren Leiter.

„Nicht nur viele Chöre wie die benachbarten Pfarrbläser St. Stephan haben bei mir ihre Noten gekauft“, erzählt sie. Denn Helga Fischer hat Kunden bis nach Norwegen, USA, Frankreich oder Österreich. Die gewünschte Notenliteratur finden sie und ihre Mitarbeiterinnen in einem Internet-Portal, und sie finden sie schnell. „Früher gab es Kataloge, in denen wir fündig wurden. Heute gehen wir über spezielle Internet-Suchmaschinen.“

Früher hatte sie auch stärkeren Kontakt zu den Schulen. Generationen von Krefelder Kindern haben ihre ersten Instrumente bei ihr erworben: Blockflöten, Gitarren oder Keyboards. „Heute ist das anders“, sagt Helga Fischer. „Heute liefert der Hersteller oder Verleger direkt nach Hause.“ Die Konkurrenz durch das Internet begann vor sechs oder sieben Jahren, schätzt sie.

Die Rückmeldungen ihrer Stammkunden zur bevorstehenden Schließung haben alle denselben Tenor: „Mit Ihnen hört eine Institution auf“, hört sie immer wieder. Kunden bringen Geschenke und Blumen — generationenübergreifend. Wer als Kind schon bei ihr eingekauft hat, bringt heute die eigenen Kinder oder die Enkel mit.

Wenn sie am 20. Dezember schließt, wird eine sehr emotionale Phase des Abschiednehmens abgeschlossen sein. Dann beginnt ein neues Stück Leben, sagt Helga Fischer. „Dazu gehört auch: Nicht mehr bis Mitternacht im Geschäft sein, bestellen, sortieren, Kundenwünsche erfüllen“, beschreibt sie ihre Arbeit. „Und Selbständigkeit hört nicht mit dem Wochenende auf.“

Sie hat einen großen Freundeskreis, spielt Klavier und hat noch einige weitere Hobbys. Lange Jahre, erzählt Helga Fischer, hat sie auch im Schönhausen-Chor gesungen.

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