Modedroge Spice: In Krefeld kiffen schon Elfjährige

Cannabis gerät zunehmend in die Hände von Kindern. Die Suchtberatung macht deshalb bei einem neuem Landesprojekt mit.

Krefeld. Die Schule stresst, die Eltern nerven, der Freund kifft: Viele Jugendliche drehen sich in einer solchen Situation schnell selbst einen Joint. Wollen einfach mal abhängen, richtig dazu gehören und Grenzen überschreiten - ihre und die der Eltern.

So haben rund 25 Prozent der Jugendlichen laut Krefelder Suchtberatung innerhalb der letzten drei Monaten mindestens einmal gekifft.

Eine Alternative zur Droge soll den Jugendlichen das neue Projekt des NRW-Gesundheitsministerium "Stark statt breit" bieten. Krefeld wird sich daran beteiligen. "Solche Projekte sind notwendig", sagt Suchtberater Georg Spilles.

"Mein Problem ist nicht, dass jemand mal Haschisch raucht, sondern dass es zunehmend junge Menschen sind." Vor einigen Wochen saß sogar ein Elfjähriger in seiner Beratung.

Insgesamt habe die Zahl der jugendlichen Konsumenten 2008 zwar nicht zugenommen. Der Konsum falle jedoch deutlich extremer aus.

Allein seit Silvester haben sich bei der Caritas-Beratung zehn verzweifelte Jugendliche, besorgte Eltern und aufmerksame Pädagogen gemeldet. 2008 waren es rund 120. Zehn der Jugendlichen mussten in die Therapie - Tendenz steigend.

"Man muss die Jugendlichen sehr ernst nehmen, oft sind sie in ihrer Identität verunsichert", sagt Spilles. Deshalb müsse man ihnen klar machen, dass sie sich selbst gegen Cannabis entscheiden können.

"Mit: ’Du musst sofort aufhören!’ kommt man nicht weiter." Das Schlimmste sei allerdings, dass es immer noch Eltern gebe, die mit ihren Kindern gemeinsam kiffen. "Cannabis ist heute viel stärker und gefährlicher als noch vor zehn Jahren."

Ähnliche Wirkung, anderer Stoff: Seit Herbst beschäftigt zusätzlich die Kräuterdroge Spice das Beratungsteam. Die Drogenneuheit ziehe die jungen Leute förmlich an. Auch die, die kein Interesse an Cannabis und Co. haben.

"Dabei sind nachweislich gesundheitsschädigende Stoffe drin", sagt Spilles. Eine Hand voll Jugendlicher hat sich bereits bei ihm gemeldet, weil sie mit Spice experimentiert und sich im berauschten Zustand in Schwierigkeiten geritten hatten.

Suchtberater Georg Spilles kann das Monatsende deshalb kaum abwarten: Dann will die Bundes-Drogenbeauftragte sowohl die Herstellung, den Handel als auch den Besitz der neuen Droge verbieten lassen. Bis dahin ist Spice frei verkäuflich.

Zwei bis drei solcher Verkaufsstellen, sogenannte Headshops, gibt es auch in Krefeld. Spilles: "Wir haben mit den Verkäufern gesprochen und konnten erreichen, dass sie Spice wenigstens nur noch an über 18-Jährige verkaufen."

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