Kabarett "Matta und Lisbett": Immer haarscharf über der Gürtellinie

Seit bald zehn Jahren stehen Uschi Kühlen und Maria Pohlmann als Matta und Lisbett auf der Bühne.

Kabarett: "Matta und Lisbett": Immer haarscharf über der Gürtellinie
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Falten, Fett und schwaches Bindegewebe: Wenn sich „Matta und Lisbett“ in Trenchcoat und mit Strohhut auf der Bühne über die Nebenwirkungen des Älterwerdens auslassen, dann erscheinen all die Wehwehchen nicht mehr ganz so schlimm. Und wie die Zeit dabei vergeht!

Seit zehn Jahren sprechen die Frauen hinter den Kunstfiguren, Uschi Kühlen (68) als Lisbett und Maria Pohlmann (54) als Matta, Tabuthemen an, „über die man ruhig mal reden sollte“, die Wechseljahre etwa. Und nehmen sich dabei gerne selbst auf die Schippe.

Aber die Zeit zurückdrehen und noch mal fünf, zehn, gar 20 Jahre jünger sein? „Ich lass’ mich auf das Alter ein“, sagt Uschi Kühlen. „Es gibt Dinge, die sind im Alter besser. Ich bin viel gelassener, muss einfach nicht mehr überall dabei sein.“ Und dann müsse man eben auch ein gewisses Alter haben, um über sich selber lachen zu können, findet Maria Pohlmann.

Und das tun die beiden Krefelderinnen gerne gemeinsam — seit dem Stiftungsfest der Schwimmvereinigung SVK 72 im November 2005, da fing alles an. „Das Fest war in die Jahre gekommen, einfach langweilig geworden“, erinnert sich Pohlmann. Also nahm ein Team von sechs „Powerfrauen“ die Sache in die Hand, die Feierlichkeiten aufzupeppen. Als es aber darum ging, nicht nur ein Programm zu organisieren, sondern selbst etwas auf der Bühne auf die Beine zu stellen, „da sind dann wir zwei übergeblieben“, erzählt Pohlmann.

Klar sei sofort gewesen: „Wir wollen was Lustiges, was Schräges machen.“ Die Misfits hatten sich gerade getrennt, „Frauenkabarett war aber immer noch angesagt, sehr aktuell“, erinnert sich Kühlen. Und deren Kunstfiguren Lisbett und Matta „zwei alte Damen, die lästern, Spaß am Leben haben und kein Blatt vor den Mund nehmen. Das passte zu uns.“ Das Publikum damals war begeistert; für Pohlmann und Kühlen stand fest: „Wir funktionieren zusammen, wir machen weiter!“ Ein Jahr später die Bestätigung: der Auftritt im ausverkaufen Lokschuppen.

Heute lebt das Kabarett von den zwei unterschiedlichen Charakteren: Matta, die Jüngere, Schrillere, „die immer etwas schärfer“, ständig unterwegs, auf der Suche nach Abwechslung und Abenteuer ist — auch wenn es in ihrem Leben „seit Jahr und Tag Ewald gibt“, sagt Maria Pohlmann über ihr Alter Ego.

Und da ist Lisbett, die insgeheim noch immer ihrem verstorbenen Willy nachtrauert und am liebsten ihre Ruhe haben will. Wenn die dann naiv-trocken vom Besuch im Sexshop erzählt als sei es eine Kunstausstellung, aus der sie — natürlich — auch ein Kunstwerk mitgenommen und auf den Namen Karlheinz getauft hat, „dann wirkt das urkomisch und gar nicht vulgär“, sagt Pohlmann über Kühlen.

Überhaupt, die beiden sind nicht nur auf der Bühne ein eingespieltes Team: „Ich habe in unserem Duo immer die schlichtere Figur. Aber wenn Maria singt, dann kann ich mitsingen“, erzählt Kühlen. Die Zusammenarbeit halte sie fit, auch wenn das Lernen der Texte nicht immer einfach sei. „Kabarett ist schon harte Arbeit“, betont auch Maria Pohlmann.

„Wenn ich Uschi ansehe, weiß ich genau, ob sie den Text kann oder nicht.“ Umso besser könne ihre Freundin Dinge trocken auf den Punkt bringen, „sie bringt die Ideen und den Witz rein“. Pohlmann schreibt dann daraus die Dialoge sinnvoll aufs Papier, so wird eine Geschichte daraus.

Der Stoff dafür? Manchmal autobiografisch, aber immer aus dem Leben gegriffen. „An allem ist ein Funke Wahrheit“, das Publikum erkenne sich in Matta und Lisbett wieder, glaubt Pohlmann. Im Jubiläumsprogramm „Irgendwas war immer“ nimmt das Duo sein Publikum ab November mit auf eine Zeitreise durch zehn Jahre voller Abenteuer. Zeit, die umging „wie ein Wimpernschlag“, blickt Kühlen zurück.

An Aufhören wollen die beiden erst mal nicht denken. „Solange wir Spaß haben und das Publikum uns sehen will, machen wir weiter“, verspricht Pohlmann. Eins stehe aber fest: „Wir entscheiden, wann wir gehen. Nichts ist peinlicher als ein Publikum, das einen auf der Bühne nur noch erträgt.“

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