Krefelder Narren feiern ausgelassen auf den Sitzungen

Pfarrer Heinz Herpers ist Krefelds neuer Närrischer Ehrenbürger. Und das Prinzenpaar Stoffel I. und Regi I. regiert frech und frisch in Hüls.

So schön ist Karneval: Zwei strahlende Funkenmariechen bei der Sitzung der KG Närrische Rheinbrücke. Foto: D. Jochmann

So schön ist Karneval: Zwei strahlende Funkenmariechen bei der Sitzung der KG Närrische Rheinbrücke. Foto: D. Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Pfarrer Heinz Herpers ist der neue Närrische Ehrenbürger. Damit ist er Träger der höchsten Auszeichnung im Krefelder Karneval. „Es wurde einstimmig beschlossen. Er ist immer für die Karnevalisten da und ein treuer Ansprechpartner“, sagt Helmut Hannappel, erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten (AKK). Die Verleihung wird von den närrischen Ehrenbürgern und der AKK veranstaltet. Wer den Titel des Ehrenbürgers trägt, der hat viel für den Krefelder Karneval getan.

Die Laudatio auf Herpers hielt sein Vorgänger Manuel Blomen. Der schwärmte von dem fröhlichen Pfarrer. Neben dem „närrischen Gottesdienst“, den er jedes Jahr hält, wird besonders sein „offenes Ohr“ für Karnevalisten und Schützen gelobt. „Er organisiert, macht und tut — deswegen gebührt ihm jetzt die Ehre“, sagt Hannappel.

Vom lachenden KöPa bis zum Närrischen Ehrenbürger
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Der närrische Pfarrer ist mit dem Karneval groß geworden. Als er von seiner Auszeichnung erfahren hat, war er dennoch überrascht: „Ich habe mich sehr gefreut. Man sagte mir, ich muss so bleiben, wie ich immer bin, deswegen habe ich mich auch auf den heutigen Tag gar nicht großartig vorbereitet“, sagt Herpers lachend.

Neben dem neuen Ehrenbürger genossen auch die geladenen Gäste im Zeughaus in Bockum die anschließende Büttenrede von Advokat Helmut Höffken. Auch die Tanzgarde der 78er und die Gesangseinlage von Siggi Rose sorgten für ausgelassene Stimmung an diesem sonnigen Sonntagvormittag.

Der Sechserrat Hüls hat das große Geheimnis um das Prinzenpaar 2014 gelüftet. Hüls wird von nun an von Prinz Stoffel I. (Christoph Stirken) und Prinzessin Regi I. (Regina Stirken) regiert. Gemäß dem Motto „Unter dem Meer“ stand bei der Prinzenproklamation alles unter Wasser. Von der Decke des gemütlichen Saals hingen bunte Kugelfische, gefräßige Haie und Kraken mit meterlangen Fangarmen. Im Publikum saßen Taucher, Piraten, Fischer und das Personal der MS Deutschland. Das Motto zog sich als roter Faden durch das aufwändig gestaltete Programm.

Darin begeisterten die „Tratschtanten“ mit ihren Mundart-Sketchen auf hoher See. Als die Sechserrat-Senioren in modischen Kleidern an der Reling des Traumschiffs entlang stolzierten, ging mehr als einmal ein freudiges Jauchzen durch den Saal. „Wenn ich mir zum Frühstück eine Apfelsine auspresse, bin ich dann ein Expressionist?“ Philosophisch und provokant ging Karsten Büschges der Frage nach, ob Künstler „einen an der Klatsche haben“. Der verrückte Strich-Künstler erklärte mit seinen minimalistischen Zeichnungen die „Hohe Kunst der Kunst.“ So wurde ein einfacher Kreis zum „vollgefressenen Viereck“ und ein Drehspieß in Windeseile zum „Schweigen der Lämmer“.

Gekonnt und nie um einen frechen Wortwitz verlegen führte der junge Präsident David Drink durch den Abend und setzte seine ganz eigenen Highlights. Als „David, der Kabauter“ versteckte er sich auf dem Dachboden und schwebte mit Hilfe einer Seilwinde über der Bühne. Zusammen mit Struwwelpeter Peter Hoebertz und der Matrosen-Band sang sich der „Hölsche Jong“ in die Herzen aller Anwesenden.

Das neue Prinzenpaar war von dem mit viel Eigeninitiative und Herzblut gestalteten Programm sichtlich begeistert. Auch nach der finalen Unterwasserreise mit musical-reifem Gesang wurde noch lange zusammen gefeiert.

Bei der ausverkauften Kostümsitzung der KG Op de Höh hatten rund 600 Zuschauer ihren närrischen Spaß in der festlich rot und blau geschmückten Uerdinger Halle am Berufskolleg. „Wir planen anderthalb Jahre im Voraus und konnten bekannte Gäste für unsere Sitzung gewinnen“, verrät Ehrenpräsident Willi Minten. So gab sich auch der aus Funk und Fernsehen bekannte Kölner Kabarettist Knacki Deuser die Ehre und brachte das bunt verkleidete Publikum zum Lachen.

Das hatte auch schon Christian Pape geschafft. „Kölsch in der Geschmacksrichtung Bier gibt es immer noch nicht“, erklärte der Büttenredner aus Wegberg. Nicht weit von dort liegt auch die Heimatstadt des Musikzugs der Funkengarde Erkelenz. Die rund 60 Mitglieder begeisterten zu Beginn der Kostümsitzung mit prächtigen Uniformen und traditioneller karnevalistischer Blasmusik.

Besondere Ehrungen wurden am Ende des abendfüllenden Programms vergeben. Zwei Mitglieder feiern in dieser Session 50 Jahre KG Op de Höh-Mitgliedschaft. Der 1. Kassierer Hans Oellers und Ehrenpräsident Willi Minten können auf ein halbes Jahrhundert Uerdinger Karneval zurück blicken.

Bereits vor dem offiziellem Beginn der Sitzung schunkelten 180 Damen im Takt der Karnevalsmusik. Die Stimmung im ausverkauften Raphaelsheim an der Hülser Straße hätte nicht besser sein können: Die Damensitzung der KG Lustige Kloserbrüder stimmte die Erste Vorsitzende Stefanie Ströher zufrieden: „Besser geht es nicht, dabei hat das Programm noch gar nicht angefangen“, sagt sie.

Pünktlich um 18.11 Uhr marschierte der 11er Rat mit den Inrather Fanfaren ein und eröffnete den närrischen Damenabend. Der Höhepunkt für die meisten Frauen war sicherlich der Auftritt des Strippers, der für die Damensitzung gebucht wurde. Mit viel Körpereinsatz sorgte er für hochrote Köpfe und tosenden Applaus. Um Stimmung und Tanz kümmerten sich außerdem die Grönlandboys und die Rhienstädter. Die Organisatoren des Abends achteten auf einen Mix aus Musik, Tanz und Büttenreden: „Viele Mitglieder legen Wert auf traditionelle Büttenreden“, erklärt Ströhr. So sorgten der Kölsche Angler, Der Mann mit dem Koffer und Dä Müllmann für klassische Karnevalskomik vom Feinsten.

Außerdem statteten das Krefelder Prinzenpaar und die KG Verberg den jecken Damen einen Besuch ab. Noch bis spät in die Nacht wurde geschunkelt.

Die Uerdinger Narren der KG Närrische Rheinbrücke feiern lieber in einem gemütlichen Raum als in einem riesigen Saal. Deswegen war die Linner Museumsscheune der ideale Austragungssort für ihre zweite große Kostümsitzung.

Rund 100 kostümierte Jecken freuten sich auf das bunte Programm des noch jungen Vereins: „Ich habe als gebürtige Kölnerin viele Kontakte zum Kölner Karneval, deswegen haben wir im Programm auch einige Highlights“, sagt die 1. Vorsitzende und Präsidentin Gerdi Schmitz-Goebel, die schon seit über 30 Jahren im Karneval unterwegs ist. Besser bekannt ist Schmitz-Goebel in Uerdingen unter dem Namen „Schmitz-Helau“.

Den Startschuss gaben am Samstag um 14.11 Uhr die Tanzgarde der Stratumer Funken, die Oppumer Prinzengarde und Prinzessin Rosi. Die anschließende Büttenrede von „’Ne tolerante Frau“, brachte Stimmung und gute Laune in die Museumsscheune.

Musikalisch jagte ein Höhepunkt den nächsten: Die Rhienstädter heizten den kostümierten Uerdingern mit kölschen Karnevalsliedern so richtig ein. Auch der Regimentsspielmannszug der Prinzengarde Köln brachte den Kölschen Karneval nach Krefeld. Besonders stolz ist Vorsitzende Schmitz-Goebel, die Brauchtumsgruppe Fidele Kölsche auf ihre Bühne gelockt zu haben: 60 Musikanten brachten die kleine Museumsscheune zum Beben und die Narren zum Schunkeln.

Besucht wurde der junge Verein im Laufe des Nachmittags vom Uerdinger Kinderprinzenpaar Rene I. und Nina II. und ihren Garden, vom Dreigestirn St. Tönis mit der Tanzgarde Treuer Husar und von der KG Nachtfalter. Natürlich gab sich auch das Uerdinger Prinzenpaar Hajo I. und Gaby II. mit ihren Garden die Ehre.

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