Krefeld trödelt — bei 35 Grad im Schatten

Händler und Besucher sind auf dem Sprödentalplatz unter Schirme oder zum Eisverkäufer geflüchtet. Am Sonntag im Schlachtgarten war’s deutlich kühler.

Krefeld trödelt — bei 35 Grad im Schatten
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Warm, sonnig, keine Wolke in Sicht: Eigentlich herrscht bei der Juli-Ausgabe von „Kitsch, Kunst und Co.“ am Samstag perfektes Trödelmarkt-Wetter. Dennoch ist die 52 000 Quadratmeter große Fläche an diesem Juli-Tag nur zu gut zwei Drittel von Verkäufern besetzt. Der Grund ist eindeutig. „Heute Morgen um 6 Uhr war das Wetter ja noch schön, da hatte die Sonne noch nicht ihre Strahlkraft entfaltet“, sagt Vera Stassen. Vier Stunden später versuchen sich Besucher wie Standbesitzer mit Sonnenhüten, kühlen Getränken und Vorzelten gegen die Hitze zu schützen.

„Trotz der hohen Temperaturen lief der Tag wirklich gut“, sagt Wolfram Ludewig-Kristoffersen. Der Hobby-Schrauber hat ein Single-Speed-Rad für schlappe 320 Euro an eine junge Dame aus Forstwald verkauft. Seine Frau sieht in der geringeren Besucherzahl im Vergleich zu anderen Terminen etwas Positives. „Die Besucher, die trotz der warmen Temperaturen gekommen sind, nehmen sich mehr Zeit für die einzelnen Stände, es herrscht nicht so eine Reizüberflutung“, sagt Karen Kristoffersen.

Hochsommerlicher Trödelmarkt auf dem Sprödentalplatz
18 Bilder

Hochsommerlicher Trödelmarkt auf dem Sprödentalplatz

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600 von möglichen 900 Ständen sind an diesem Samstag vor Ort aufgebaut. „Für uns hat dies kurzfristig zur Folge, dass wir einen Schattenplatz ergattert haben“, sagt Natalie Justa. Sie bietet die frühere Einrichtung des Kinderzimmers ihres Juniors Lukas auf einem Tapeziertisch an.

Der Sohn gönnt sich derweil ein Eis vom italienischen Eisverkäufers Angelo Pullara. Dieser hat sich wie so oft am Eingang Sprödentalstraße positioniert. „Ich kann nicht meckern, die Nachfrage vor allem nach Zitroneneis ist bei diesen Temperaturen sehr gut“, sagt Pullara.

Ganz auf Eis und Sonnenschutz verzichtet Isabell Parkitny, die zusammen mit ihrer Schwester Steffi noch versucht, den „Traummann“ als Backform zu verkaufen. „Bei uns liefen die sommerlichen Kleidungsstücke sehr gut“, sagt die 23-Jährige und fügt an: „Ich gehe davon aus, dass die jungen Frauen direkt darin zum See gefahren sind.“

Neben den Sommerhits wie Ventilatoren, Schirme und Kühltaschen sind Deutschland-Fußball-Accessoires durch den WM-Triumph der Nationalmannschaft ein Renner. Mit Argentinien-Bechern von der WM 2006 können Ursula Konopka, Veronika Achter und Gisela Weise hingegen weniger punkten.

Trotzdem sind die betagten Damen so etwas wie ein steter Anlaufpunkt in der Trödelsaison auf dem Sprödentalplatz. „Wir versuchen, den Leuten den Tag ein wenig zu versüßen“, sagt Konopka. Dazu hat das Trio eigenwillige Ideen. Ein ehemaliges Abwasserohr wird zum Sprechrohr umfunktioniert, ein Stuhl steht bereit, verbunden mit der Bitte, Platz zu nehmen, um sich von der Hitze zu erholen. „Ein Tänzchen ist bei uns auch immer drin“, sagt Konopka, bevor eine Stammkundin mit der Frage nach Schmuck vorbeischaut. Obwohl die gewünschte Ware an diesem Samstag nicht vorhanden sind, verlässt sie den Stand der Damen mit einem Lächeln.

Ein solches haben auch Marcus und Tanja Meusel auf den Lippen. Rund die Hälfte ihrer 200 Gesellschaftsspiele sind bereits vor 12 Uhr verkauft. „Wir spielen selber leidenschaftlich gerne und wollen nicht, dass die ausrangierten Spiele auf dem Dachboden vergammeln“, sagt Marcus Meusel.

24 Stunden später läuft auch für Sabrina Mons das Geschäft mit Monopoly und Co. sehr gut. Zusammen mit zehn weiteren Standbesitzern hat sich die Krefelderin seit 11 Uhr auf dem Trödel- und Do-it-yourself-Markt im Schlachtgarten eingefunden. „Auf dem Sprödentalplatz wäre es mir gestern definitiv zu heiß gewesen, hier im Schatten der Bäume und bei deutlich geringeren Temperaturen macht das Trödeln mehr Spaß“, sagt Mons.

Für die über vier Meter Verkaufsfläche hat sie 28 Euro bezahlt, die als Spende die Reitstunden eines autistischen Kindes mitfinanzieren sollen. Den Standbesitzern ist wichtig, dass die Gebühr für einen wohltätigen Zweck eingesetzt wird. Doch auch die Preise von Baby- und Kindersachen können beim Schlachtgarten-Trödel fast als wohltätig bezeichnet werden. So hat Mirka Pütz eine Hose für ihre Tochter Lina für 50 Cent gekauft.

Für den Do-it-yourself-Teil ist Marian Amend verantwortlich. „Ich verkaufe selbst produzierten Honig“, sagt der Hobbyimker, der seinen „Bloody Honey“ für sechs Euro anbietet. Da greift auch Angus aus Australien zu, der mit seiner Freundin Linda auf Deutschlandreise ist und das Krefelder Trödelflair mit nach Melbourne nehmen wird. Dort ist derzeit übrigens Winter.

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