Kleine Katze, große Tierärztin

Stefanie Markowski ist die neue Veterinärin im Zoo. Die WZ war bei der Untersuchung des Serval-Nachwuchses dabei.

Krefeld. Es rappelt in der Holzkiste. Raubtierpfleger Thomas Hamma blickt durch die Gitterstäbe: „So bekommen wir sie nicht daraus.“ Er verschwindet kurz hinter den Kulissen und kehrt mit einem großen Jutesack zurück. Handschuhe an, ein gezielter Griff und schon kommt ein flauschiges Etwas zum Vorschein. Hamma faltet die Decke ein Stück zurück — große blaue Augen blicken in die Runde. Das Blitzlichtgewitter der Fotografen geht los.

Sie sind nicht nur für das acht Wochen alte Serval-Mädchen gekommen. Noch Jemand steht heute im Mittelpunkt: Stefanie Markowski. Seit dem 1. Juli ist sie die neue Zootierärztin. Sie kniet neben Hamma, die Spritze bereits in der Hand. Der Nachwuchs soll heute gegen Katzenschnupfen geimpft werden. Ein kurzer Stich. „Sooo, ist doch schon vorbei“, sagt Markowski und krault dem Jungtier den Nacken. Dabei entdeckt sie eine Macke am Ohr. „Nicht schlimm, sie ist irgendwo hängen geblieben.“

Dann hat der Patient genug. Das Köpfchen dreht sich blitzschnell Richtung Finger. Das war knapp, die Zähnchen verfehlen ihr Ziel. Stefanie Markowski zuckt nicht ein Stück mit der Hand zur Seite. Ein Serval-Baby, gerade mal halb so groß wie eine Hauskatze, jagt der routinierten Ärztin keinen Schrecken ein. Für den „Raubtierangriff“ hat sie nur ein Lächeln übrig.

Schließlich hat sie bereits seit acht Jahren täglich mit exotischen Tieren zu tun. 2004 begann Stefanie Markowski ihre Volontärszeit in der „Zoom-Erlebniswelt“ in Gelsenkirchen. Bis zu ihrem Wechsel vor zwei Wochen war sie dort als Tierärztin und Kuratorin tätig. Als die Stelle in Krefeld ausgeschrieben wurde, zögerte sie nicht lange: „Ich wollte schon immer im Zoo Krefeld arbeiten. Als Kind war ich öfters hier. Der Zoo ist sehr charmant und familiär“, begründet sie ihre Bewerbung. Zudem kannte Stefanie Markowski das Team bereits bestens. Sie schrieb eine wissenschaftliche Arbeit über die Pockeninfektion, die 2008 die Zebramangusten tötete.

Nach zwei Wochen fühlt sie sich angekommen. „Ich habe nicht den Eindruck, die Neue zu sein.“ Für viele Mitarbeiter ist sie nicht mehr „Frau Markowski“, sondern „Steffi“.

Auch die meisten Tiere sind ihr freundlich gesinnt — noch. Denn haben sie erst herausgefunden, dass die große Dame mit den schwarzen langen Haaren gerne mit Spritzen auftaucht, ist die Freundschaft vorbei. Bis dahin sind noch Streicheleinheiten drin. „Eine Viertelstunde habe ich die großen Kudus gestreichelt. Das war toll.“ Ein Lieblingstier hat die Veterinärin nicht. „Das kommt immer ganz individuell auf das Tier an.“ Jaguar-Kater „Porgi“ ist ihr schon ans Herz gewachsen, ebenso wie die Tapirdamen „Efi“ und „Saskia“.

Dass sie einmal mit Tieren arbeitet, war Stefanie Markowski seit dem Kindergarten klar. Obwohl: „Eine Zeit lang wollte ich auch mal Weltraumforscherin werden.“ Sie gründete an der Schule sogar eine Astronomie-AG. „Die Liebe zu wilden, exotischen Tieren war dann aber größer.“

Und so behandelt sie heute ein wildes Serval-Mädchen, das bisher keinen Namen hat. „Wäre doch schön, wenn du den Namen bestimmst“, sagt Zoo-Kuratorin Cornelia Bernhardt. „Nein, das machen die Pfleger im Revier“, sagt Markowski sofort. Sie ist eben eine Teamplayerin.

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