Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen - Ein Kinderheim mit Pferden

Die Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen bietet eine tägliche Reittherapie an.

Krefeld. Am Fuße des Egelsbergs in Traar befindet sich die Evangelische Kinder- und Familienhilfe Bruckhausen. Eine herrschaftliche Villa, die als Verwaltungsgebäude dient, bildet den Mittelpunkt der Einrichtung.

Die 44 zur Verfügung stehenden Plätze für Kinder und Jugendliche ab dem sechsten Lebensjahr, sind auf fünf Gruppenhäuser aufgeteilt. Vier Betreuerinnen sowie eine Praktikantin und eine Hauswirtschafterin kümmern sich um bis zu zehn Kinder die in einem Haus zusammen wohnen. „Die Kinder können sich zu jeder Zeit untereinander besuchen“, sagt Karl Pickartz, Leiter des Kinderheims.

Die Gruppenhäuser sind nach Schwerpunkten unterteilt: In der Intensivgruppe sind bis zu sechs Kinder untergebracht, „die große Schwierigkeiten haben, mit der Welt zurechtzukommen“, so Pickartz. In die heilpädagogischen Gruppe werden Kinder aufgenommen, die unter größeren emotionalen Störungen leiden. Für ihre Betreuung steht eine Heilpädagogin zur Verfügung.

Eine weitere Gruppe bietet besondere Elternarbeit an. Sie bringen hier ihre Kinder ins Bett und lesen ihnen vor. „In allen Gruppen bieten wir eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern an, was auch gut angenommen wird“, so Pickartz.

Die Kinder in der Fünf-Tage-Gruppe verbringen das Wochenende zu Hause und sind während der Woche in der Einrichtung. Die fünfte Gruppe beherbergt Kinder, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder zurück in ihre Familie gehen.

Karl Pickartz betont, dass ein Kinderheim kein Waisenheim mehr sei. Es gebe kaum noch Waisen, die in Heimen untergebracht werden. „Es ist wichtig, der Öffentlichkeit deutlich zu machen, was Heimerziehung bedeutet. Das ist immer noch ein negativ behaftetes Stigma für die Kinder.“ Das alte Bild der Kinderheime sei noch da. Jedoch gebe es mittlerweile eine andere Form der Erziehung.

Dazu gehören in Bruckhausen auch die vielen Hektar Land, die grünen Wiesen, viele Spielgeräte sowie die freilaufenden Tiere. Etwas besonderes ist die tägliche Reittherapie mit den zehn Pferden. Pickartz: „80 Prozent der Kinder hier haben mit Pferden zu tun. Selbst Jungen lassen sich von der Begeisterung anstecken.“

Die Tiere seien hilfreich, Vertrauen aufzubauen. „Ein Pferd hört zu und ist dankbar. Die Tiere gab es hier schon immer.“ Wer reiten möchte, muss auch für die Pferde sorgen, so lernen die Kinder spielerisch Verantwortung zu übernehmen.

Ebenso werden Reitprüfungen und -abzeichen absolviert. Die Therapie wird aus Spenden finanziert. In einer eigenen Turnhalle werden weitere Sportarten wie Karate oder Fußball ausgeübt. Ein Musiklehrer gibt Unterricht, zwei Bands haben sich schon gegründet.

Die ländliche Umgebung bietet den Kindern einen gewissen Schutzraum, sagt der Heimleiter. „Alkohol und Drogen fallen hier mehr auf“, sagt er. „Auch wen man nicht kennt, der fällt auf.“ Die Nähe zum Egelsberg ist für die Kinder von Vorteil: „Sie gehen dort regelmäßig Spielen und Eisessen“, so Pickartz.

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