Karla Völlm: Das Handy ist immer dabei

Karla Völlm ist Gründerin der Fördergemeinschaft für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. Seither wurden fünf Millionen Euro für ein Zentrum gesammelt.

Krefeld. Nicht erreichbar zu sein, das gefällt Karla Völlm überhaupt gar nicht. Ob morgens, mittags, abends, am Wochenende oder im Urlaub — das Handy der Krefelderin ist immer eingeschaltet, damit sie die Anrufe für die Fördergemeinschaft Emah (Erwachsene mit angeborenem Herzfehler) annehmen kann. „Ich wende Tag und Nacht auf. Anders könnte ich das auch nicht“, sagt die 66-jährige Krefelderin.

Seit rund 30 Jahren, als ihre zweite Tochter Anke mit einem Herzfehler geboren wurde, engagiert sich Karla Völlm in diesem Bereich. „Damals interessierte sich keiner für diese Patienten“, sagt sie. Kurzerhand gründete die Mutter eine Fördergemeinschaft, mit deren Hilfe in Sankt Augustin ein Kinderherzzentrum erweitert werden konnte. „Es war eine furchtbare Zeit“, erzählt sie. Man kann in ihren Augen sehen, wie schwer es für sie war. Mit sechs Jahren wurde Anke dann am offenen Herzen operiert.

2003 gründete sie die Fördergemeinschaft Emah, deren Vorsitzende sie noch heute ist. Seither wurden rund fünf Millionen Euro für ein Forschungs- und Behandlungszentrum dieser Herzpatienten an der Uniklinik in Münster gesammelt.

Internationale Kardiologen betiteln das Emah-Zentrum als das Beste weltweit - sogar noch vor den Kardio-Zentren in Toronto und London. Circa 40 neue Patienten die Woche kann es verbuchen.

„Mit unserer Initiative haben wir erreicht, dass sich Kardiologen erstmals mit diesem Thema beschäftigt haben“, sagt Völlm, die dank ihres unerlässlichen Einsatzes wohl maßgeblich für diesen Erfolg verantwortlich ist.

„Es fehlt der emotionale Faktor, wenn man für Erwachsene sammelt“, so Völlm. Deswegen sucht sie mit potenziellen Spendern auch immer ein persönliches Gespräch. Die Hilfsbereitschaft sei dann größer, wenn sie ihre Geschichte erzähle.

So viel Engagement bleibt natürlich nicht unbemerkt. 2008 überreichte der damalige NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann Karla Völlm das Bundesverdienstkreuz am Bande. In diesem Jahr wird der Krefelderin und ihrer Fördergemeinschaft eine weitere Ehre zu Teil. Die Robert-Bosch-Stiftung hat sie zu einer von 150 Verantwortlichen gewählt.

Anlässlich des 150. Geburtstages Robert Boschs im September wurden deutschlandweit 150 Menschen ausgezeichnet, die sich durch besonderes Engagement hervortun. Sie werden ab 27. April in kurzen Videos im Internet vorgestellt.

Karla Völlm hat den ersten Clip, in dem sie sich und ihre Arbeit vorstellt, bereits gedreht. „Das ist gar nicht so einfach. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Clip gemacht“, sagt Völlm. „Ich habe 50 Anläufe gebraucht.“ Das Ergebnis kann man sich im ab 27. April im Internet ansehen.

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